PISA: Mennel sieht weiteren Handlungsbedarf

Nach Bekanntwerden der Ergebnisse des PISA-Tests 2015 hält die Vorarlberger Schullandesrätin Bernadette Mennel (ÖVP) weitere Anstrengungen im Bildungsbereich für nötig. Zwar handle es sich um Stichproben, dennoch seien die Ergebnisse nicht erfreulich.

Die Leistungen österreichischer Schüler liegen beim PISA-Test 2015 wieder unter dem Schnitt der getesteten Länder. Schullandesrätin Bernadette Mennel (ÖVP) sagt, auch sie würde sich wünschen, dass bereits gesetzte bildungspolitische Initiativen schneller Wirkung zeigen würden. Jede Bildungsmaßnahme, die gesetzt werde, brauche aber Zeit, so Mennel.

Es müsse alles unternommen werden, um besser zu werden. „Wir haben zu wenige Spitzenschüler, es braucht daher entsprechende Maßnahmen und zwar im gesamten Bildungsbogen“, so Mennel. Sie verweist darauf, dass der Pisatest auf Stichproben beruhe und keine flächendeckende Erhebung sei. Dennoch seien die Ergebnisse nicht erfreulich.

Grüne: Beispiel Polen für Vorarlberg interessant

Grünen-Bildungssprecher Daniel Zadra sieht Chancen für eine Bildungsreform auf der Basis von Fachlichkeit und Konsensorientierung. Für Vorarlberg besonders interessant sei das Abschneiden der polnischen Schulen: Polen habe sich vor Jahren auf einen ähnlichen Weg gemacht wie Vorarlberg und konsequent aufgeholt.

Der Erfolg werde auf die vor 17 Jahren eingeführten Mittelschulen zurückgeführt, so Zadra. Das Leistungsniveau sei angehoben und die Chancengleichheit auf eine gute Matura erhöht worden. Damit habe Polen das umgesetzt, „was wir in Vorarlberg mit der Modellregion zur gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen vorbereiten: eine pädagogische und organisatorische Systemumstellung“, so Zadra.

NEOS: PISA-Erkenntnisse alarmierend

NEOS-Bildungssprecherin Martina Pointner bezeichnet die Ergebnisse als „alarmierend“. Es brauche endlich eine Reform, die die Schülerinnen und Schüler ins Zentrum stelle – auf Bundes- aber vor allem auch auf Landesebene. Gerade die Tatsache, dass die österreichischen Kinder im Lesen unterdurchschnittlich abschneiden, ist für Pointner besonders dramatisch.

Gerade in jenen Ländern, die das Ranking anführen, gebe es schon lange überwiegend Ganztagsschulen und eine weitreichende pädagogische Freiheit für diese Schulen. Besonders im Hinblick auf die ganztägigen Schulformen mit verschränktem Unterricht gehe im Land viel zu wenig vorwärts, so Pointner.

Etwas schlechter als beim letzten Mal

Österreich hat bei der neuen PISA-Studie etwas schlechter als bei der letzten Erhebung 2012 abgeschnitten und liegt insgesamt weiter im Mittelfeld der OECD-Staaten. Dominiert werden die Ranglisten in den Naturwissenschaften, Lesen und Mathematik von den fernöstlichen Staaten bzw. Regionen wie Singapur, Hongkong und Japan, wie die nun veröffentlichte Erhebung zeigt - mehr dazu bei ORF.at.

Insgesamt geht Österreich bei PISA durch eine Art Wellental: Nach Punkt-Zugewinnen bei der letzten Studie gab es diesmal Verluste. Im Haupttestgebiet Naturwissenschaften kommen die 15- bis 16-jährigen österreichischen Schüler auf einen Wert von 495 Punkten. Das entspricht in etwa dem OECD-Schnitt (493) und liegt um elf Punkte unter dem Wert von 2012, wobei allerdings auch der OECD-Schnitt seit damals um acht Punkte zurückgegangen ist. Zum Teil könnten die Rückgänge in Österreich und OECD-weit mit einer leicht geänderten Erhebungsmethodik zusammenhängen, heißt es im Österreich-Bericht zur Studie.

Schlechtestes Testgebiet der Österreicher: Lesen

Ein ähnliches Bild zeigt sich im traditionell schlechtesten Testgebiet der Österreicher, dem Lesen. Hier kamen sie auf nur 485 Punkte, das ist signifikant unter dem OECD-Schnitt von 494. Auch hier zeigt sich die gleiche Wellenbewegung gegenüber den Tests der vergangenen Jahre.

Genauso in Mathematik, dem besten Austro-Ergebnis: Diesmal erreichten die österreichischen Schüler 497 Punkte, das ist signifikant über dem OECD-Schnitt von 490. Vor drei Jahren waren es noch 506 Punkte (OECD: 494), 2009 dagegen nur 496 (OECD: 495) und 2006 505 (OECD: 494).

Jeder Dritte ist ein Risikoschüler

Fast jeder dritte getestete Schüler in Österreich gehört in zumindest einem Testgebiet (Lesen, Mathe, Naturwissenschaften) zur Gruppe der Risikoschüler, die „gravierende Mängel“ aufweisen. 13 Prozent sind sogar in allen drei Gebieten in dieser Gruppe zu finden. Insgesamt liegt Österreich mit diesem Wert exakt im OECD-Schnitt.

Zum Vergleich: In den Nachbarländern Slowenien (23 Prozent), Deutschland (24 Prozent) und der Schweiz (26 Prozent) ist der Anteil der Risikoschüler in zumindest einem Fach deutlich kleiner. In Finnland beträgt er sogar nur 18 Prozent. Ein vergleichbares Bild zeigt sich in der Gruppe der in allen Testgebieten schwachen Schüler: Den 13 Prozent in Österreich stehen etwa nur acht Prozent in Slowenien und sechs Prozent in Finnland gegenüber.

Mangel an Spitzenschülern

Bei den Spitzenschülern, die auch komplexe Aufgaben lösen können, sieht es ähnlich aus: In Österreich sind 15 Prozent der Schüler in zumindest einem Testgebiet Spitze (OECD: 16 Prozent), drei Prozent in allen drei (OECD: vier Prozent). In Slowenien gehören 18 Prozent mindestens einer Spitzengruppe an, in Deutschland 19 Prozent, in der Schweiz 22 Prozent und in Finnland 21 Prozent.

Migranten haben große Leistungsnachteile

Im Kurzzeit-Vergleich kaum auffällig ist das Ergebnis der Migranten: Der Abstand zwischen Schülern ohne Migrationshintergrund und Migranten ist in den Naturwissenschaften mit 70 Punkten exakt gleich geblieben und im Lesen mit 64 Punkten gegenüber 2012 (51 Punkte) etwas größer geworden. Seit der ersten PISA-Studie 2000 haben sich die Abstände zwischen diesen beiden Gruppen aber stark verringert. Trotzdem gehört Österreich nach wie vor zu den Ländern mit den größten Leistungsnachteilen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund.

Nach wie vor schneiden Kinder höher gebildeter Eltern bei PISA wesentlich besser ab: In allen drei Testgebieten erreichten Akademikerkinder um fast exakt 100 Punkte mehr als Kinder von Eltern mit maximal Pflichtschulabschluss. Das entspricht etwas mehr als zwei Lernjahren.

Ministerin: Kein zufriedenstellendes Ergebnis

Als „insgesamt kein zufriedenstellendes Ergebnis“ hat Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) das Resultat des PISA-Tests für Österreich bezeichnet. Sowohl in Mathematik als auch in Naturwissenschaft und Lesen sei die Risikogruppe der 15- und 16-jährigen Schüler zu groß und die Spitzengruppe zu klein - mehr dazu bei ORF.at: Enttäuschung nach PISA-Ergebnissen.