Debatte über Wohnkosten geht weiter

Wohnen in Vorarlberg ist teuer: Pro Quadratmeter muss bei Neu-Vermietung mit neun Euro gerechnet werden. Die Grünen wollen nun sogenannte Low-Budget-Wohnungen schaffen. Die Eigentümervereinigung sagt, wohnen sei leistbar, die Ansprüche aber sehr hoch.

Neun Euro pro Quadratmeter ohne Betriebskosten für eine Mietwohnung - damit muss laut einer Studie der Statistik Austria gerechnet werden, und das ist laut den Grünen viel zu teuer. Low-Budget-Wohnungen sollen nun die Lösung sein, bei denen der Mietpreis höchstens 6,80 Euro pro Quadratmeter beträgt. Dass so etwas möglich ist, zeige ein Beispiel aus Tirol, sagt Wohnbau-Sprecherin Nina Tomaselli.

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Wohnkosten im Fokus

Im Beitrag von Karin Stecher, Reinhard Mohr und Mathias Fontain sehen Sie Hermann Weratschnig und Markus Hagen.

Keine Kellerabteile, Lifte, Balkone oder Garagen

Sie fordert das Ende des Wohn-Notstandes. Jedoch müssten dafür zuerst die Baukosten gesenkt werden. Bis zum Jahr 2019 sollen deshalb in Vorarlberg 500 Low-Budget-Wohnungen entstehen, erklärt Tomaselli. Diese seien zwar hochwertig, aber schlichter ausgestattet sowie kleiner. Zusätzlich werde in diesen Wohnungen auf Kellerabteile, Balkone, Lifte oder Garagen verzichtet. Mit 6,80 Euro orientiere sich der Preis pro Quadratmeter am Maximalsatz für Wohnbeihilfe-Bezieher.

In anderen Bundesländern gebe es bereits Belege dafür, dass Low-Budget-Wohnungen funktioneren könnten, wie beispielsweise im Tirol, erklärt Hermann Weratschnig, Wohnbau-Sprecher und Landtags-Vizepräsident der Tiroler Grünen. in Tirol wurde bereits ein 5 Euro-Wohnprojekt umgesetzt. Das komme sehr gut an bei der Zielgruppe, die meisten Wohnungen seien bereits vergeben. Umsetzbar sei ein solche Projekt jedoch nicht alleine, sagt Tomaselli. Dazu brauche es vor allem die Unterstützung der Wohnbauträger und der anderen Parteien.

Eigentümervereinigung: „Wohnen ist leistbar“

Es stimme nicht, dass Wohnen in den vergangenen Jahren massiv teurer geworden sei, wie immer wieder kolportiert werde, sagt der Präsident der Vorarlberger Eigentümervereinigung (VEV), Markus Hagen. Die Wohnkosten betrügen in Vorarlberg rund 20 Prozent des Haushaltseinkommens und liege damit unter der von der EU als kritisch festgelegten 40-Prozent-Grenze ebenso wie unter dem EU-Durchschnitt. Laut einer Studie habe ein Industriearbeiter 1986 37,3 Stunden für die Wohnkosten arbeiten müssen, 2013 seien es 39,6 Stunden gewesen – das sei ein unwesentlicher Anstieg in 27 Jahren.

Ansprüche stark gestiegen

Gestiegen seien die Ansprüche an Wohnungsausstattung und Komfort und die beanspruchte Wohnfläche. Diese sei in den vergangenen 27 Jahren von rund 30 auf rund 45 Quadratmeter pro Person angestiegen. Zudem habe man Ansprüche an moderne und top ausgestattete Badezimmer- und Kücheneinrichtungen, Balkon-, Terrassen- bzw. Gartengröße, wolle ein oder zwei PKW-Stellplätze möglichst in einer Tiefgarage, eine serviceorientierte Hausverwaltung, Putzfrau und Schneeräumung, so Hagen. Wohnen könnte ohne diese hohen Ansprüche natürlich billiger sein, sagt Hagen.

Die Diskussion um die Wohn- und Mietkosten dürfe nicht auf dem Rücken der privaten Vermieter ausgetragen werden, mahnt Hagen. Für gesellschaftliche Entwicklungen und Armutsgefährdungen sei nicht der private Wohnungsmarkt, sondern der soziale Wohnbau zuständig.