Festspiele: Orchesterkonzert als „Edel-Pasticcio“

Die finnische Dirigentin Susanna Mälkki hat am Sonntag am Pult der Wiener Symphoniker das zweite Orchesterkonzert der Bregenzer Festspiele geleitet. Sie bereitete ein spannendes und gelungenes musikalisches Pasticcio, das viel Beifall erntete.

Ludwig van Beethoven stand gewissermaßen als Schirmherr über der Matinee. Zum Auftakt interpretierte Mälkki mit teils forschen Tempi die Ouvertüre zu „Fidelio“ (op. 72) aus 1814. Nach der Pause erklang die Symphonie Nr. 1 c-Moll op 68 aus 1876, mit der sich Johannes Brahms vom übermächtig erscheinenden Symphoniker Beethoven emanzipieren konnte. Immerhin leistete sich Brahms im vierten Satz ein „Freude schöner Götterfunken“-Zitat aus Beethovens Neunter.

Bregenzer Festspiele 2. Orchesterkonzert

Bregenzer Festspiele/Dietmar Mathis

Dirigentin Susanna Mälkki in ihrem Element

In der dreiviertelstündigen Brahms-Symphonie konnten Mälkki und die Symphoniker im wahrsten Sinn in die Vollen greifen und wurden für eine beeindruckende Interpretation mit herzlichem Beifall gefeiert.

Viel Applaus für zeitgenössisches Werk

Bemerkenswert an diesem Mittagskonzert war aber wohl der Umstand, dass der enthusiastischste Applaus einem zeitgenössischen Werk galt: Die aus Moldawien stammende Geigerin Patricia Kopatchinskaja brillierte mit dem von ihr selbst 2004 uraufgeführten Violinkonzert „Da drunten im Tale“ des österreichischen Komponisten Otto M. Zykan (1935-2006). Kopatchinskaja gelang es mit virtuosem Spiel und lebendiger Zwiesprache mit dem Orchester die zeitweise flirrend-oszillierende Klangwelt von Zykan mit Leben und Feuer zu erfüllen.

Dieses begeisternde Feuer schien auch auf die Zuhörer überzuspringen. Jubel und Bravorufe nach dem rund halbstündigen Werk bewogen die Solistin zu einer Zugabe, die „natürlich“ einem Stück von Zykan galt: „Das müsste stimmen“ aus 2002 interpretierte die Geigen-Virtuosin fast in Paganini-Manier samt erheiternden vokalen und rhythmischen Einlagen. Am Dienstag (2. August) wird auf der Werkstattbühne die Bühnenfassung von „Staatsoperette - Die Austrotragödie“ von Otto M. Zykan uraufgeführt.

Nächstes Orchesterkonzert am 8. August

Am 8. August folgt das dritte Orchesterkonzert der Wiener Symphoniker. Unter der Leitung von Enrique Mazzola erklingen Werke von Verdi, Donatoni und Donizetti. Auch das Symphonieorchester Vorarlberg steuert zum Abschluss der Festspiele am 21. August ein Orchesterkonzert unter Chefdirigent Gerad Korsten bei.

Auf dem Programm stehen die österreichische Erstaufführung von „Eighteen Agents“ von Miroslav Srnka, „Aus Italien“ von Richard Strauss sowie Mozarts Konzert für Klavier und Orchester Nr. 19 F-Dur KV 459 mit dem jungen Vorarlberger Pianisten Aaron Pilsan.

Werner Kaplaner, APA

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