Jüdisches Museum Hohenems feiert 25 Jahre

Zum 25. Geburtstag des Jüdischen Museums Hohenems wird in der Ausstellung „Übrig“ ein Blick in die eigenen Bestände gezeigt. Seit 25 Jahren sammelt das Museum Zeugnisse jüdischer Geschichte in Vorarlberg, Tirol und im weiten Bodensee-Raum.

„Übrig“ nennt sich die Ausstellung, die vom 10. April bis 2. Oktober im Jüdischen Museum Hohenems zu sehen sein wird. Die Jubiläumsschau „Übrig“ spannt einen Bogen zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Ausstellung Übrig

Dietmar Walser

Vorfeld: Konflikte um das Konzept

Der 10. April - der Tag der Ausstellungseröffnung - ist gleichzeitig der „Geburtstag“ des Museums. Es öffnete am 10. April 1991 seine Pforten. „Im Vorfeld wurden Konflikte um das Konzept der Dauerausstellung offen ausgetragen und machten deutlich, dass es kontroverse Wege zur Annäherung an die jüdische Geschichte in Hohenems gibt“, kommentierte das Museum aktuell die seinerzeitigen Geschehnisse.

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25 Jahre Jüdisches Museum

Im Beitrag sehen Sie: Hanno Loewy, Direktor; Anika Reichwald, Kuratorin

Dabei hatte Hohenems jahrhundertelang eine der bedeutendsten jüdischen Gemeinden im Alpen- und Bodenseeraum beherbergt. Salomon Sulzer, Begründer des modernen Synagogengesangs, stammte ebenso aus Hohenems wie die Mutter des Schriftstellers Stefan Zweig. Nach 1945 wurde der jüdische Teil aus der offiziellen Stadtgeschichte verbannt, das ehemalige jüdische Viertel verfiel zusehends, die Synagoge wurde zum Feuerwehrhaus umfunktioniert.

1986 wurde Verein gegründet

In den 1950er-Jahren gab es erste Bemühungen um die Einrichtung einer Gedenkstätte zur Erinnerung an die jüdische Gemeinde in der Rheintalstadt. 1986 wurde der Verein „Jüdisches Museum Hohenems“ gegründet, der in Bürgermeister Otto Amann (ÖVP) einen leidenschaftlichen Fürsprecher hatte. Zwei Jahre später wurde Architekt Roland Gnaiger mit der Sanierung der Villa Heimann-Rosenthal im ehemaligen jüdischen Viertel beauftragt, die die Stadt 1983 gekauft hatte, ohne sich über die spätere Verwendung im Klaren zu sein.

Gnaiger adaptierte das historische Gebäude durch behutsame Eingriffe für eine Nutzung als Museum. Im Jahr darauf begann der Historiker Kurt Greussing ein Museumskonzept zu erarbeiten und gemeinsam mit einem Team Objekte und Dokumente für eine Dauerausstellung zu suchen.

Jüdisches Museum Hohenems Übrig

Dietmar Walser

Seitdem trägt das Museum Zeugnisse jüdischer Geschichte jeglicher Art zusammen - und will in seiner aktuellen Jubiläumsausstellung nichts anderes, als einen „Blick in die Bestände“ bieten. Das Haus versteht die Exponate in mannigfaltiger Weise, auch als exemplarische Geschichte der Diaspora.

Brücken in die Gegenwart

Zahlreiche Nachkommen von jüdischen Familien aus Hohenems seien noch heute mit diesem Ort ihrer eigenen Geschichte verbunden und fühlten sich zugleich als Weltbürger, so Museumsdirektor Hanno Loewy in einer Vorschau auf die Ausstellung, die er gemeinsam mit Anika Reichwald kuratierte.

Die Überlieferung der Familien-Geschichte(n) in den Ausstellungsstücken schlage vielfältige Brücken in die Gegenwart, sagte Loewy. Gleichzeitig seien sie aber auch ein Symbol für Unterbrechung - dass etwa Familientraditionen nicht mehr weitergegeben werden könnten, dass Objekte durch Gewalt, Orts- und Sprachwandel oder Generationenbrüche heimatlos wurden.

So sah Loewy manche der Exponate mit „einander widersprechenden Deutungen“ aufgeladen. Auch Spuren der Verweigerung und Ablehnung seien auszumachen. Als Beispiel dafür nannte der Museumsdirektor das Grabmal eines jüdischen Zwangsarbeiters aus dem Jahr 1945, das von einem Bregenzer Friedhof zwei Mal geraubt und in die Bregenzer Ache entsorgt wurde.

Besucherrekord im Jahr 2014

Auch um das Jüdische Museum war es seit seinem Bestehen nicht immer ruhig geblieben, größere Konflikte gab es etwa kurz vor der Jahrtausendwende unter Direktor Thomas Krapf. Nach seiner Eröffnung im April 1991 (Gründungsdirektorin: Eva Grabherr) hatte sich das Museum aber stets weiterentwickelt. Bereits im ersten Jahr seines Bestehens wurde es mit dem Österreichischen Museumspreis ausgezeichnet, 1998 fand die erste Zusammenkunft der Nachkommen der Hohenemser Juden mit 170 Teilnehmern statt.

2002 wurde die Trägerschaft des Jüdischen Museums neu organisiert, 2004 übernahm Hanno Loewy die Leitung des Hauses. 2007 wurde die Dauerausstellung neu eröffnet und 2014 von einem neuen Besucherrekord berichtet: knapp 18.000 Besucher. 2017 steht die dritte „Hohenemser Reunion“ mit Nachkommen aus aller Welt an.