Zahl der Suizide in Vorarlberg leicht gesunken

Die Anzahl der Suizide ist in Vorarlberg 2014 leicht zurückgegangen. Insgesamt haben sich im vergangenen Jahr 45 Menschen das Leben genommen, darunter mit 37 Personen zu 82 Prozent Männer

Erstmals seit 2011 setzte auch ein Kind unter 14 Jahren seinem Leben ein Ende, geht aus dem am Donnerstag präsentierten Vorarlberger Suizidbericht hervor. „Ein Kindersuizid kommt in Vorarlberg glücklicherweise nur alle fünf bis sechs Jahre vor“, berichtete der frühere Primar am Landeskrankenhaus Rankweil Albert Lingg, der gemeinsam mit Primar Reinhard Haller und Isabel Bittriol-Dittrich den Bericht verfasste. Allerdings sei die Zahl der Selbstmordversuche in dieser Altersgruppe und auch bei den Jugendlichen sehr hoch.

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Suizid: Vor allem Ältere betroffen

Vergangenes Jahr haben sich in Vorarlberg 45 Menschen das Leben genommen. Auffallend ist, dass vor allem ältere Personen betroffen sind, wie es im Suizidbericht heißt.

„Die Selbsttötung ist hingegen ein Phänomen des Alters“, ergänzte Haller. Je älter die Person, desto radikaler sei die gewählte Suizidmethode und desto entschlossener werde die Selbsttötung durchgeführt. Bei jungen Menschen käme auf 50 Suizidversuche ein Todesfall, bei älteren Menschen gelängen acht von zehn versuchten Selbsttötungen.

Weniger Ältere nahmen sich das Leben

Mit vier Menschen in der Altersgruppe von 65 bis 74 Jahren und zehn über 75 Jahren haben sich in Vorarlberg weniger ältere und hochbetagte Menschen als im Vorjahr (16 Suizide) das Leben genommen. Österreichweit habe der Anteil alter Menschen an der Gesamtzahl der Suizide (1.313 im Jahr 2014) mit rund 37 Prozent über 65 Jahren aber zugenommen, berichtete Lingg.

Dazu komme noch eine hohe Dunkelziffer, denn „ältere Menschen wählen häufig weiche Methoden oder den stillen Suizid“, sagte Lingg. Konkret bedeute das, dass sie Medikamente überdosieren, weglassen oder das Essen verweigern und so den Tod in Kauf nehmen.

Positive Rolle der Pflegeheime

Als Ursachen identifizierte der pensionierte Psychiater die zunehmende Vereinsamung älterer Menschen auch durch den Verlust des Partners, Schmerzen und körperliche Erkrankungen sowie psychische Probleme. „Das Gefühl gebraucht zu werden, dazu zugehören, eine gute Versorgung auch in medizinischer Hinsicht, keine Ängste und Schmerzen haben zu müssen: Alles, was dies unterstützt, hilft Suizide zu verhindern“, betonte Lingg.

Positiv hob er in diesem Zusammenhang die Struktur von kleineren Pflegeheimen in Vorarlberg hervor sowie die vorhandene Unterstützung bei der Betreuung von älteren Menschen zuhause. Haller regte an, die Forschung in der Medizin wieder verstärkt auf die Schmerzbekämpfung zu richten. Oft werde bei Suizidversuchen im Alter die Angst vor Schmerzen oder Krebs als Grund genannt.

Zweitniedrigste Suizidrate

Mit einer Suizidrate von 12 (Zahl der Toten pro 100.000 Einwohner) liegt Vorarlberg weit unter dem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) formulierten Ziel von 15. Auch der Österreichschnitt mit knapp über 15 habe diese Grenze beinahe erreicht.

Im Bundesländervergleich hat laut Statistik Austria, die die Berechnung auf die europäische Standardbevölkerung bezieht, das Burgenland mit 8,3 die wenigsten Suizide zu beklagen. Vorarlberg steht mit 9,9 (laut dieser Berechnung, Anm.) an zweiter Stelle. Die höchste Zahl an Selbsttötungen war 2014 in der Salzburg (13,0) und in Kärnten (12,9) zu beklagen.