Große Unsicherheit nach Angriffen auf Schafe

War es ein Wolf? Oder ein verwilderter Hund? Die Fachleute sind sich nicht sicher, wer im Klostertal mehrere Schafe gerissen hat. Bis ein Gentest die Frage beantworten kann, herrscht gerade beim betroffenen Schafhirten große Unsicherheit.

Bereits den fünften Sommer verbringt Franz Säcklehner auf der Alpe mit rund 400 Schafen. Es ist ein sehr weitläufiges Gebiet zwischen dem Glattingrat und dem Purtschakopf. Die Schafe fühlen sich ab einer Höhe von 2.000 Metern am wohlsten und sind zerstreut in verschiedene kleine Herden, die man zum Teil erst nach stundenlangen Märschen zu Gesicht bekommt.

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22 Schafe gerissen

Ein unbekanntes Tier hat im Klostertal mehrere Schafe getötet. Der betroffene Schafhirte ist verunsichert, die Experten rätseln.

In der vergangenen Woche gab es hier an mehreren Plätzen grausige Entdeckungen: Etwa 22 Tiere waren von einem unbekannten Tier gerissen worden. „Das ist natürlich bestialisch“, sagt Säcklehner. „Die Realität ist so schlimm, da braucht man nichts dazugeben.“

Auch Experte rätselt

Die Vorfälle haben zu wilden Spekulationen über den Angreifer geführt. Zwei Wanderer wollen einen Wolf gesehen haben, zudem soll ein sibirischer Husky in dieser Gegend im Frühjahr entlaufen sein und inzwischen verwildert sein. Beweise gibt es keine. Deswegen rätselt auch Landeswildökologe Hubert Schatz bei der Zuordnung der Bisswunden: Sehr viele Schafe seien gebissen worden, aber nur wenige würden ein sauberes Rissbild aufweisen - das würde nämlich auf einen Wolf hindeuten.

„Es wurde auch kein Schaf gefressen, sondern lediglich getötet“, so der Experte. „Da kommt dann der Verdacht auf, dass ein Hund im Spiel war.“ Der Unterschied: Ein Hund müsste geschossen werden, dagegen genießt der Wolf den höchsten Schutzstatus.

„Macht keinen Spaß mehr“

Und wer schützt die Schafe? Das könnten speziell abgerichtete Herdenschutzhunde übernehmen, doch die würden für drei Monate auf der Alpe zu teuer kommen und wären vor allem zu gefährlich für andere, sagt Landesveterinär Norbert Greber. Der Schutzinstinkt sei bei diesen Tieren nämlich sehr stark ausgeprägt und würde noch zusätzlich gefördert. Deswegen würden die Hunde auch andere Dinge als Bedrohung wahrnehmen, etwa einen Wanderer mit einem anderen Hund.

Zäune sind bei diesen großen Flächen und in dieser Höhe auch keine vorstellbare Lösung. Wenn diese Situation weitere bestehe, würden sich sicher viele überlegen, ob es überhaupt nach Sinn mache, die Schafe auf eine Alpe zu bringen, meint Greber. Bei Franz Säcklehner hat die Freude an der Arbeit mit den Schafen jedenfalls einen argen Dämpfer erhalten: „Das macht keinen Spaß mehr“, sagt er.