Wallner: Einkommensgrenzen schon angehoben

Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) kann dem Vorschlag, gemeinnützigen Wohnbau auch für die Mittelschicht zu öffnen, etwas abgewinnen. Allerdings seien die Einkommensgrenzen ohnehin schon angehoben worden.

Wallner verweist auf die geltenden Förderungsrichtlinien: Hier habe man die Einkommensgrenze schon auf 2.240 Euro für Einzelpersonen und rund 4.000 Euro für zwei oder mehrere Personen angehoben. „Das ist eine sehr vernünftig gewählte Einkommensgrenze“, so Wallner. Damit stehe gemeinnütziger Wohnraum auch Besserverdienern offen.

Außerdem gebe es auch jetzt schon die Möglichkeit, die mittlere Einkommensschicht stärker zu berücksichtigen: Die Gemeinden hätten nämlich einen „großen Spielraum in diesem Bereich“. Im Herbst werden die Wohnbau-Förderrichtlinien wieder neu verhandelt, dabei würden auch die Einkommensgrenzen wieder überprüft, so Wallner.

Tomaselli: Bauleistung erhöhen

Ganz anders die grüne Wohnbausprecherin Nina Tomaselli. Die Einkommensgrenzen noch weiter anzuheben, sieht sie kritisch: „Unsere oberste Priorität ist die Bauleistung zu erhöhen", so Tomaselli in einer Aussendung. "Wir haben jetzt schon ungenügend Wohnungen um allen eine integrative Wohnung zu überlassen, die sie auch brauchen.“ Vorarlberg sei mit 13 Prozent gemeinnützigen Wohnungen ohnehin „österreichisches Schlusslicht“. Erst wenn man auf einem „adäquaten Stand“ sei, könne man über weitere Erhöhungen bei den Einkommensgrenzen nachdenken.

Positive Erfahrungen in anderen Bundesländern

Wolfgang Amann, Leiter des Forschungsinstituts Immobilien, Bauen und Wohnen in Wien, hatte zuletzt mit einem Vorschlag aufhorchen lassen: Damit die hohen Wohnungspreise sinken, solle man den gemeinnützigen Wohnbau auch für die mittleren Einkommensschichten öffnen. „Wenn in Vorarlberg die Wohnungspreise für den Mittelstand zu hoch erscheinen, wäre es aus meiner Sicht ein adäquates Mittel, dass man den geförderten Wohnbau nicht nur für die untersten Einkommensschichten öffnet, sondern auch für mittlere Einkommensschichten“, so Amann gegenüber dem ORF.

Damit würde der private Wohnungsmarkt stärker unter Druck geraten, weil er plötzlich mit der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft im Wettbewerb stünde. In anderen Bundesländern, wie etwa Oberösterreich, sehe man, „dass der private Wohnungsmarkt darauf reagiert, wenn mittlere Einkommensschichten auch in anderen Marktsegmenten Wohnungen finden können. Die geben bei ihren Preisen nach.“

Amann: Branche könnte überhitzen

Amanns Vorschlag steht im Widerspruch zur geltenden Auffassung, dass die Preise nur durch eine Vergrößerung des Angebots auf dem Wohnungsmarkt sinken könnten. Österreichs Neubau-Niveau liege im europäischen Spitzenfeld, argumentiert hingegen Amann, die Branche könnte also überhitzen. Besser sei daher, das derzeitige ohnehin hohe Neubau-Niveau zu halten - und eben den Wohnungssuchenden Alternativen an die Hand zu geben.

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