Joan Mitchells Werke im Kunsthaus Bregenz

Das Kunsthaus Bregenz (KUB) zeigt in seiner Sommerausstellung Werke der hierzulande wenig bekannten Joan Mitchell. In ihrer Heimat, den USA, gilt die 1925 geborene und 1992 verstorbene Künstlerin seit Jahrzehnten als Ikone.

Die Joan Mitchell-Ausstellung „Retrospectice. Her Life and Paintings“ ist vom 18. Juli bis zum 25. Oktober im Kunsthaus Bregenz zu sehen.

Joan Mitchells Bilder sind, allein schon wegen ihrer Formate, eine Wucht. Der Betrachter kann sich von Leinwänden in Zimmergröße „umarmt“ fühlen, eintauchen in mit großer Energie und dickem Pinsel aufgetragenen Farben. Mitchells abstrakte Kompositionen erinnern bisweilen an das Licht, das an einem Sommertag durch Blätter fällt, ein anderes Mal mag es der hektische Flügelschlag eines Insekts sein.

„Autobiographisch“ fern jedes Klischees

Yilmaz Dzwiewior, ehemaliger Kunsthaus-Direktor und Kurator der Schau, sagt, diese Werke hätten durchaus etwas „Autobiographisches“: „Man muss nur aufpassen, dass man nicht in Klischees verfällt und denkt: eine wilde Künstlerin, deshalb sind das wilde Bilder.“

Dabei wäre es gerade bei Joan Mitchell eine Bereicherung, ihr Werk auch vor dem Hintergrund ihres Lebens zu betrachten. In Vitrinen in der KUB-Arena kann man sich in ihre Biografie einlesen. Dort sind Fotos und Dokumente zu sehen, die ihre Freundschaft zu anderen Künstlern oder zu Autoren wie Samuel Beckett belegen. In einem Video ist sie selbst in einem Interview zu sehen und zu hören: Eine Frau mit tiefer Stimme und raunziger Sprache.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Joan Mitchell im Kunsthaus

Joan Mitchell war eine der bedeutendsten Künstlerin des abstrakten Expressionismus. Die 1992 in Frankreich verstorbene Amerikanerin ist in ihrer Heimat eine Ikone.

Leben als Kampf um die Freiheit

Die 1925 in ein gutbürgerliches Haus geborene Joan Mitchell hat sich als eine von wenigen Frauen in der New Yorker Kunstszene der frühen 1950er Jahre behaupten können. Sie fluchte wie ein Seemann, war enorm trinkfest und ließ sich vom Machismo der Kollegen, wie Willem de Kooning oder Jackson Pollock, nicht einschüchtern. „Das gleiche gilt für die Wahl ihrer Sexualpartner“, sagt Kurator Dzwiewior. „Sie war sehr extrem frei. Was man den Männern ja zugestanden hat, allerdings den Frauen nicht.“

Bereits Anfang der 1960er Jahre kaufte das New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) Mitchells erstes Bild an, ab Ende desselben Jahrzehnts lebte sie in einem Vorort von Paris. Der Kampf um die Freiheit ist in ihren Bildern spürbar, machen sie zeitlos. Und genau das - ein Kampf um die Freiheit - scheint ihr Leben irgendwie auch zu sein: Dass sie sich als Frau und Künstlerin zu behaupten wusste, ihren Weg zu gehen wusste, macht sie gerade auch für heutige junge Kunstschaffende zu einer „Heldin der Malerei“.