Neustart und Gewaltschutzstelle vernetzen sich

Der Bewährungshilfeverein Neustart und die Gewaltschutzstelle des IFS arbeiten künftig noch enger zusammen. Opferschutzstellen in ganz Österreich und der Bewährungshilfeverein Neustart haben eine Vereinbarung getroffen. Beide Stellen versprechen sich viel davon.

Wenn Männer Frauen geschlagen haben und ein Gerichtsverfahren abgeschlossen wird, sind zumeist zwei Institutionen beteiligt: eine Stelle auf Seiten des Opfers, die der Frau unter anderem Prozessbegleitung bietet - in Vorarlberg ist das die Gewaltschutzstelle des Instituts für Sozialdienste (IFS) - und eine Stelle auf Seiten des Täters, die mit den verurteilten Männern arbeitet, um weitere Straftaten auszuschließen. Das ist der Bewährungshilfeverein Neustart. Österreichweit haben sich Opferschutzeinrichtungen und Bewährungshilfe in einer Vereinbarung verpflichtet, nun noch enger zusammenzuarbeiten.

Information soll verbessert werden

Für den Leiter von Neustart Vorarlberg, Winfried Ender, ist dies ein historischer Schritt, ein Brückenschlag zwischen zwei Gegenpolen - Opfer und Täter. Trotz Gewalt wollen diese Gegenpole manchmal auch noch nach einer Verurteilung versuchen, miteinander zu leben, weil sie Partner waren bzw. sind. Wenn beide Seiten zustimmen, soll das möglich sein. Gerade dann ist die Arbeit von Bewährungshilfeverein und Gewaltschutzstelle besonders heikel.

In Vorarlberg wurde zwar schon bislang gut zusammengearbeitet, sagt Ender, durch die Vereinbarung soll der Informationsfluss aber noch besser werden. So erfährt Neustart etwa durch die Prozessbegleiter des Opfers schneller, ob Bewährungshilfe beim Verurteilten angeordnet wurde, und muss nicht mehr auf die oft langen Behördenwege der Gerichte warten. Durch diese unmittelbare Benachrichtigung könne die Betreuung schnell nach einer Verurteilung beginnen, erklärt Ender. In der emotionalen kritischen Zeit nach dem Urteil kann laut Ender mit der Aufarbeitung und der Wiedergutmachung rascher begonnen werden.

Sicherheit und Schutz sollen gesteigert werden

Durch die neue Vernetzung kommen beide Institutionen auch besser an wichtige Infos. Ender nennt als Beispiel, dass es für das Sicherheitsgefühl einer Frau schon viel bringen könne, wenn sie wisse, dass der Täter seine Auflage, etwa ein Antigewalttraining, auch erfülle - dass er betreut werde und seine Betreuung auch annehme.

Freilich wird auch im Sinne der Gefährlichkeitseinschätzung informiert, wenn der Täter etwa das Training abbricht - und auch von Seiten des Opfers gelangen so Informationen an den Bewährungshilfeverein. Dies könne zum Beispiel dann wichtig sein, wenn eine Frau feststelle, dass ihr Mann seinen Arbeitsplatz verloren habe oder dass er vermehrt ruppiges Verhalten an den Tag lege. Dann könne die Betreuung entsprechend angepasst werden.

Beide Stellen erhoffen sich durch die neue, intensivere Vernetzung viel: mehr Sicherheit und Schutz von Frauen auf der einen Seite, mehr Einsicht und weniger Rückfälle von Männern auf der anderen Seite - also weniger Gewalt.