Mutter-Kind-Pass „veraltet“

Die Gynäkologen fordern eine Anpassung des Mutter-Kind-Passes. Der medizinische Fortschritt sei bisher außer Acht gelassen worden, sagt Gynäkologensprecher Ulrich Bemetz. Mittlerweile gängige Untersuchungen würden nicht berücksichtigt.

Der Mutter-Kind-Pass werde von den politisch Verantwortlichen äußerst stiefmütterlich behandelt. Trotz medizinischer Fortschritte enthalte er immer noch dieselben Untersuchungen wie vor mehr als 30 Jahren. Die letzte Anpassung gab es laut Bemetz 1980.

Nackenfaltenmessung nicht vorgesehen

Zusätzliche Untersuchungen wie Nackenfaltenmessungen und Organscreenings in der Schwangerschaft seien mittlerweile üblich. Gut 90 Prozent der Frauen ließen diese auch machen, so Bemetz, auch wenn sie nicht im Mutter-Kind-Pass vorgesehen und deshalb kostenpflichtig seien. Nicht alle könnten sich diese Zusatzuntersuchungen leisten, deshalb gehörten sie künftig unbedingt in den Pass, so Bemetz. Dass das Gesundheitsministerium hier nicht handle, habe wohl finanzielle Gründe. Denn es müsste deutlich mehr Geld investiert werden.

Bemetz fordert Experten statt Laien

Auch mit der Fachgruppe des Gesundheitsministeriums, die über eine mögliche Anpassung entscheidet, sind die Gynäkologen nicht zufrieden. Dieses Gremium sei eine medizinische Katastrophe, so Bemetz. Die Fachgruppe bestehe aus 25 Interessengruppen wie Hebammen, Sozialarbeitern und Physiotherapeuten, lediglich vier Ärzte seien dabei. Medizinische Laien müssten Entscheidungen treffen, was im Mutter-Kind-Pass sinnvoll sei - das sei aus gynäkologischer Sicht nicht vertretbar, so Bemetz. Bis vor drei Jahren habe es eine Mutter-Kind-Pass-Kommission gegeben, diese sei aber aus finanziellen Gründen wieder abgeschafft worden.

Privatisierung kommt nicht infrage

Eine Privatisierung komme seitens der österreichischen Gynäkologen nicht infrage, sagt Bemetz. Der Berufsverband habe diese Idee vor ein paar Tagen vorgebracht mit der Rechtfertigung, die Honorare seien zu niedrig und die Untersuchung damit ein Verlustgeschäft. Laut Bemetz bleibt der Mutter-Kind-Pass in der jetzigen Form aber bestehen, alles andere wäre ein Schritt zurück.

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