Landwirte bedauern Verlust an Gemeinsinn

Im vollbesetzten Publikumsstudio des Landesfunkhauses Dornbirn fand am Donnerstagabend die Fortführung der Reihe „Landwirtschaft verstehen“ statt. Allgemein bedauert wurde der Verlust des Gemeinsinns in der Landwirtschaft.

Franz Theo Gottwald, Universitätsprofessor und Mitglied einer bäuerlichen Genossenschaft in Bayern, zeigte es im Rahmen seines Vortrages klar auf: Die Globalisierung habe das genossenschaftliche Denken in der europäischen Landwirtschaft zerstört. Zwar gebe es immer noch viele Gebilde, die die Gestalt einer bäuerlichen Genossenschaft hätten, „aber da haben wir als Genosse vielleicht ein Stimme, aber nicht wirklich etwas zu sagen“, so Gottwald.

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Stattdessen hätten sich vielfach bereits die Denkweise großer Agrarkonzerne durchgesetzt, also das Prinzip: Wachsen oder weichen. Der ständige Zwang, immer weiter wachsen zu müssen, sei gerade für kleinere und mittlere Betriebe „nicht zukunftsfähig“. Aussagen, die auch von Martin Rusch von der Agrarbezirksbehörde bestätigt wurden: „Bei meiner täglichen Arbeit muss ich feststellen, dass das „Wir“ bei Gemeinschaften, zum Beispiel Agrargemeinschaften, oft nicht mehr so vorhanden ist, wie es vorhanden sein sollte.“

Kritik an Vorschriften-Flut

Die Internationalisierung und damit Anonymisierung landwirtschaftlicher Produkte hat zur Sicherheit der Verbraucher eine Flut von Vorschriften gebracht, die selbstbestimmt denkende Bauern immer weniger akzeptieren wollen. Viele der anwesenden Teilnehmer ließen ihrem Unmut darüber freien Lauf. Günter Osl, der Leiter der Landwirtschaftsabteilung im Landhaus, gab dann auch offen zu, dass er hier manchmal von Ratlosigkeit betroffen sei: Die öffentliche Verwaltung sei „momentan nicht in der Lage, diesbezüglich hilfreich zu sein“.