Wirtschaftskammer zwischen Lob und Tadel

Rund um die Vorarlberger Wirtschaftskammerwahlen haben sich auch zahlreiche Kritiker zu Wort gemeldet. Neben den Beiträgen sind es vor allem die hohen Rücklagen der Kammer, die auf Unmut stoßen. Es gibt aber auch Befürworter.

Der Beitrag, den ein Unternehmer an die Wirtschaftskammer zahlen muss, setzt sich aus drei Teilen zusammen: Einem umsatzabhängigen Teil, einem personalabhängigen Teil und einem Beitrag an die jeweilige Fachgruppe, bei der man sein Gewerbe angemeldet hat. Und genau dieser dritte Teil sei für kleine Unternehmer, die mehrere Gewerbe angemeldet haben, zu hoch, kritisiert Günter Schobel, der Eigentümer des Stuhl-Herstellers „Längle und Hagspiel“ in Höchst.

Welcher Bereich zählt?

Ein Tischler, der seine Stühle auch selbst verkauft, muss Mitglied in der Fachgruppe Tischler und in der Fachgruppe Handel sein. Die Umlage in mehreren Fachgruppen müsse überdacht werden, so Schobel. Für ihn sei nicht unbedingt einsehbar, „dass für die gleiche Leistung mehrmals bezahlt werden muss“.

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Mehreren Fachgruppen anzugehören, habe Vorteile, erläutert Wirtschaftskammerpräsident Manfred Rein. Etwa ein größeres Angebot an Leistungen der Kammer. Außerdem stelle sich bei verschiedenen Gruppenzuordnungen die Frage, für welche ein einzelner Unternehmern bezahlen wolle. Und natürlich auch, welche Qualifizierung er im jeweiligen Bereich vorzuweisen habe.

„Sparverein oder Interessensvertretung?“

Die Firma Lercher in Klaus beschäftigt 95 Mitarbeiter, davon 22 Lehrlinge im Bereich Werkzeugbau und Kunststoffspritzguss. Die Eigentümer schätzen die Wirtschaftskammer als Dreh- und Angelpunkt in vielen Bereichen. Geschäftsführer Dominik Lercher nennt etwa die Unterstützung in der Lehrlingsausbildung, die Vernetzung und die Bereitstellung von Informationen als Vorteile.

Fotograf Matthias Weissengruber, der in seinem Geschäft auch zwei Lehrlinge ausbildet, kritisiert die Rücklagen der Kammer in der Höhe von 23 Millionen Euro. Weiter 14 Millionen sind in den Fachgruppen angelegt: „Jetzt frage ich mich natürlich, als einfache Mitglied: Bin ich hier beim Sparverein oder bei einer wirtschaftlichen Interessensvertretung?“. Rein wiegelt ab: Man sei gesetzlich dazu verpflichtet, Rücklagen zu machen. Und jede Fachgruppe sei dazu angehalten, ein Jahresbudget zu erstellen.

„Kann sonst niemand anbieten“

Rund 27 Millionen Euro nimmt die Vorarlberger Wirtschaftskammer jährlich ein. Davon fließt rund ein Drittel in die Verwaltung. Mit dem Rest werden die Dienstleistungen der Kammer finanziert. Seit 45 Jahren ist Manfred Ellensohn, der Gründer von Toyota Ellensohn, Mitglied bei der Wirtschaftskammer. Besonders in der Startphase können Jungunternehmer von der Kammer profitieren. Er denke etwa an die Rechtsabteilung oder die Bereiche Lehrlingsausbildung, Fortbildung oder Außenhandel: „Das kann sonst kein Unternehmen oder keine Institution anbieten.“