Wo Autos und Kunst kein Gegensatz sind

Das Museum für Art & Cars, kurz MAC, in Singen (Baden-Württemberg) beweist, dass Autos und Kunst kein Gegensatz sein muss. Gestiftet wurde das Privatmuseum vom Ehepaar Maier aus Singen.

Sendehinweis:

„Vorarlberg heute“, 23.2.2015

Es ist ein gewagtes Museum: Geschwungene Linien prägen das äußere Erscheinungsbild des erdfarbenen Gebäudes, das ein bisschen an eine Sandburg erinnert und am Fuß des Hohentwiels liegt, auf dem Deutschlands größte Burg thronte. Mittlerweile ist sie eine Ruine. Die Linien des außergewöhnlichen Gebäudes schmiegen sich sanft an die Hügellandschaft an und bilden damit ein Beispiel für organische Architektur, die sich anlehnt an die Idee des römischen Philosophen Seneca, der zufolge alle Kunst Nachahmung der Natur ist.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Beitrag von Tarja Prüss, Michael Gartner und Roland Weber. Sie sehen Gabriela Unbehaun-Maier und Hermann Maier.

Die Idee für dafür stammt von Architekt Daniel Binder aus Konstanz. Gestiftet wurde das Museum aber von Hermann und Gabriele Maier aus Singen. Hermann Maier ist Vorstand der Südwestdeutschen Kunststiftung, die über 3.000 Werke verfügt. Diese Werke sollten nicht in dunklen Lagerräumen verstauben.

Erstes Museum ohne Klimaanlage

Das private Museum ist nach eigenem Bekunden das erste, das ohne Klimaanlage auskommt. Eineinhalb Jahre wurde geforscht und getestet, bis eine spezielle Lehm-und-Mineral-Verbindung gefunden war, die zusammen mit einem 21 Grad warmen Boden ein konstantes Klima erzeugt: Eine Klima- und ressourcenschonende Idee. Doch kein einziger Bauherr traute sich an die gewagte Konstruktion. Einziger Ausweg für das Stifter-Ehepaar Maier: Sie gründeten selbst eine Baufirma und stellten Ingenieure und Handwerker ein. So wurde das Museum schließlich nach zehn Jahren Planung und Bauzeit Wirklichkeit.

Zu sehen sind heute 40 Werke der Cars-Serie des amerikanischen Pop Art Künstlers Andy Warhol aus der Daimler Art Collection. Ein Bilderzyklus, der die 100-jährige Geschichte des Automobils dokumentiert. Es handelt sich dabei um eine Auftragsarbeit, die Warhol zu Lebzeiten nicht mehr fertigstellen konnte - und somit um sein letztes, unvollendetes Werk.

Interessant dabei ist, dass Warhol die Autos nie mit eigenen Augen gesehen hat. Er hatte nur Fotos als Grundlage. Aber das Thema „Automobil“ als Fetisch einer expandierenden Konsumgesellschaft begleitete Warhol seit frühen Jahren. Das Auto - das war für ihn Marke und Menetekel, Symbol für Freiheit und Erfüllung, Luxus und Verhängnis zugleich.

Ausstellung bis September verlängert

Vis-à-vis zu den Bildern sind die jeweiligen Originalautos zu sehen: Glänzend und spiegelnd wetteifern Lack und Chrom miteinander. Die Oldtimer stammen allesamt aus der Mercedes-Benz Classic Collection. Etwa der Benz Patent Motorwagen von 1886 oder der Formel-eins-Rennwagen Stromlinie, genannt Silberpfeil. Aber auch Klassiker wie der 300 SL Flügeltürer oder der C 111 Prototyp parken direkt vor ihren Warhol-Interpretationen. So kommen sowohl Technik- als auch Kunstfreude auf ihre Kosten.

Durch die Kombination wird das MAC auch zum Lernort - Ästhetik nicht allein auf die Kunst beschränkt, sondern ebenso im Design der Dinge des Alltags. In diesem spanungsvollen Dialog können die Besuche ihre Sinne neu und anders schärfen. Die jetzige Ausstellung ist aufgrund des Besucheransturms um vier Monate - bis Ende September - verlängert worden. Genaue Zahlen sind nicht zu erfahren. Nur so viel: rund 50 Prozent der Besucher nehmen an den Führungen teil. Danach sollen Werke der südwestdeutschen Kunststiftung gezeigt werden.

Link: