Immer mehr Volksschulen ohne Schulnoten

Immer mehr Volksschulen in Vorarlberg verzichten im Rahmen von Schulversuchen auf klassische Noten. Stattdessen wenden sie eine alternative Leistungsbeurteilung an. Bereits 106 solcher Versuche laufen derzeit.

Lernzielkataloge, direkte Gespräche oder unterschiedliche Leistungsvorlagen zählen zu den beliebtesten Schulversuchsformen. In der Volksschule Frastanz wird schon seit Jahren in den ersten drei Klassen ohne Noten beurteilt, sagt Direktor Herbert Zottele. Die Leistungsdokumentation zeige genauer, wo ein Kind stehe und welche Entwicklungsschritte es gemacht habe. Zudem könne man so die Begabungen einzelner Schüler gezielter fördern.

Große Herausforderung für die Lehrer

Einen derartigen Schulversuch umzusetzen, sei allerdings schwierig und eine nicht zu unterschätzende Herausforderung für die einzelnen Lehrer. 84 Prozent der Eltern haben dem Schulversuch zugestimmt. Die Rückmeldungen seien hauptsächlich positiv, so Zottele. Man merke aber, dass die Eltern Noten verlangten, sobald es in Richtung vierte Klasse gehe. Denn diese seien entscheidend für die Aufnahme in ein Gymnasium oder eine Mittelschule.

Kritiker argumentieren hingegen, dass bei alternativen Formen anstelle von Noten leere Floskeln verwendet würden, die den Eltern und Kindern schlussendlich nichts bringen würden.

Engstler: „Allerbeste Erfahrungen“

An der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg stehe man Schulversuchen offen gegenüber und würde die Studierenden intensiv darauf vorbereiten, sagt Vizerektorin Ruth Allgäuer. Der derzeitige Trend gehe in diese Richtung. Ähnlich sieht das auch Pflichtschulinspektorin Karin Engstler. Schulversuche gebe es bereits seit 20 Jahren, so Engstler. Mit alternativen Leistungsbeurteilungen habe man die „allerbesten Erfahrungen“ gemacht. Sie würde sich deswegen wünschen, dass sich alle Schulen damit auseinandersetzen würden.

In den nächsten vier Jahren soll die alternative Leistungsbeurteilung in Vorarlberg flächendeckend umgesetzt werden. Das Problem dabei: Für jeden Schulversuch muss ein Ansuchen beim Bildungsministerium gestellt werden. Ein unnötiger, komplizierter und zeitintensiver Weg. Deshalb fordert Engstler Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) auf, dass diese Entscheidung künftig von den einzelnen Schulen selbst getroffen werden kann.