AMS: 2015 keine Entspannung am Arbeitsmarkt

Über 11.000 Personen waren Ende November in Vorarlberg als arbeitslos vorgemerkt, um 4,4 Prozent mehr als ein Jahr davor. Eine Entspannung am Arbeitsmarkt ist laut AMS-Landesgeschäftsführer Anton Strini auch 2015 nicht zu erwarten.

Es war eine der beunruhigenden Entwicklungen des Jahres 2014: Über 11.000 Personen waren Ende November als arbeitslos vorgemerkt, um 4,4 Prozent mehr als ein Jahr davor. Und die Prognosen für das Wirtschaftswachstum lassen kaum Hoffnung zu, dass diese Entwicklung im nächsten Jahr gestoppt werden kann, sagt AMS-Landesgeschäftsführer Anton Strini im Radio-Vorarlberg Interview.

Das ganze Interview zum Nachhören:

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

AMS-Landesgeschäftsführer im Interview mit ORF-Redakteur Jürgen Peschina

Strini: Arbeitslosigkeit wird steigen

Die Österreichische Nationalbank hat die Prognose für das Wirtschaftswachstum kürzlich nach unten korrigiert - von 1,9 auf nur noch 1,0 Prozent. Mindestens zwei Prozent Wirtschaftswachstum braucht es aber nach Einschätzung von Wirtschaftsexperten, um die Arbeitslosigkeit stabil zu halten.

In Vorarlberg sei für eine Stabilität am Arbeitsmarkt noch ein weitaus höheres Wachstum notwendig, so Strini. Er schätzt, dass mindestens 2,5 bis zu drei Prozent an Wirtschaftswachstum notwendig sind, um die Zahl der Arbeitslosen in Vorarlberg stabil zu halten. Grund: Durch den attraktiven Standort Vorarlbergs steige auch der Zuzug von Arbeitskräften aus dem Ausland überproportional an. Mit den prognostizierten 1,0 Prozent sei das Wirtschaftswachstum definitiv zu gering. Die Arbeitslosigkeit werde weiter steigen.

Überangebot an wenig qualifizierten Arbeitskräften

Zwar gibt es laut AMS-Landesgeschäftsführer Anton Strini eine steigende Nachfrage nach Fachkräften - andererseits aber auch ein Überangebot an Hilfskräften. Mit über 22 Prozent ist der Anteil an gering qualifizierten unter den Arbeitslosen besonders hoch, so Strini. Heißt, die Gefahr arbeitslos zu werden ist bei gering qualifizierten um ein vielfaches höher, als von qualifizierten Beschäftigten.

Arbeitslosigkeit bei über 45-Jährigen stark gestiegen

Ebenfalls stark gestiegen ist die Arbeitslosigkeit bei den über 45-Jährigen - nämlich um 9,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dennoch glaubt Strini, dass eine gewisse Zuversicht angebracht ist - zumindest wenn man die demografische Entwicklung berücksichtige. Die Altersstruktur der Beschäftigten werde sich massiv verändern. Die Baby-Boomer-Generation wird nach und nach in Pension gehen, weniger Junge werden nachkommen - die Menschen im Haupterwerbsalter von über 45 Jahren werden zunehmen.

Die Wirtschaft werde in Zukunft darauf angewiesen sein, so Strini, auch auf diese Altersgruppe zurückzugreifen. Die Problematik werde aber künftig nicht im Alter, sondern in der Qualifizierung der zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte liegen. Deshalb müsse man sich Wege überlegen, die Zahl der niedrig qualifizierten Arbeitskräfte zu verringern. Zum Beispiel könnten Arbeitszeitverkürzungen für Weiterbildung genutzt werden.