Diskussion um zweisprachige Verpackungen

Die Vorarlberger Unternehmer würden zu wenig auf die türkisch-stämmige Bevölkerung eingehen und so auf viele Käufer verzichten, sagt Politiker Adnan Dincer. Markenexperte Hanno Schuster sieht einen zu großen Aufwand für zweisprachige Verpackungen.

Im Radio-Vorarlberg-Interview sagte Arbeiterkammer-Rat Dincer (NBZ), dass die Vorarlberger Unternehmer türkisch-stämmige Bevölkerung im Land zu wenig ansprechen würde. Damit vernachlässige man ein großes Potential. Es gebe immerhin 30.000 türkische Personen in Vorarlberg, die konsumieren wollen: „Wenn ich diese in der eigenen Sprache anspreche, dann werden Potentiale geweckt, die momentan nicht genutzt werden“.

„Mit Beschriftung alleine ist es nicht getan“

Es sei schlicht zu teuer, spezielle Verpackungen für die türkisch-sprachigen Kunden allein in Vorarlberg anzubieten, sagt der Markenexperte und Geschäftsführer der Agentur „Team a5“, Hanno Schuster, auf Anfrage von Radio Vorarlberg.

Zudem sei es mit der Beschriftung alleine nicht getan, so Schuster. Man müsse auch glaubhaft machen können, dass man die Zielgruppe und ihre Kultur versteht. Außerdem könne man durch eine solche Aktion auch vorhandene Kunden verlieren.
Fraglich sei auch die Sinnhaftigkeit aus Integrationsüberlegungen, so Schuster.

„Ein wirtschaftliches Nebeneinander“

Insgesamt sei in Voralberg immer noch ein wirtschaftliches Nebeneinander zu bemerken, so Schuster. Für ihn schaue es so aus, dass beide Gruppen ganz gut nebeneinander leben können. Es gebe auch nicht den Versuch von türkischen Unternehmern, auf die einheimische Zielgruppe einzugehen.

Die „9. Kultur- und Buchmesse & 3. Türkische Unternehmermesse“ findet bis 27. April 2014 in Dornbirn statt.
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Der Wunsch nach spezieller Werbung für türkisch-sprechende Kunden sei bei den Unternehmen bisher praktisch nie aufgekommen, sagt auch Geschäftsführer Bruno Welzenbach von der Agentur „die3“. Es gebe nur vereinzelt Inserate oder zweisprachige Mitarbeiter-Zeitungen. Die türkisch-stämmige Bevölkerung werde wohl auch in der Werbung noch zu wenig wahrgenommen.

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Stefan Krobath war bei der türkischen Kulturmesse. Sie sehen Mit-Organisator Fikret Özcan, Elvan Lök, Unternehmer Cemil Karakoc und Buchhändler Adnan Ünal.

Zahl der türkisch-stämmigen Unternehmer steigt

In Vorarlberg sind rund 850 türkisch-stämmige Unternehmer mit mehr als 3.500 Mitarbeitern tätig. Das entspreche beinahe einer Verdoppelung innerhalb von sieben Jahren, so Dincer. Noch seien rund 95 Prozent dieser Unternehmer nur auf ihre eigene Community ausgerichtet.

Dincer nimmt aber an, dass sich diese Zahl in den kommenden Jahren erhöhen wird. Das Potential, die gesamte Bevölkerung in Vorarlberg anzusprechen, müssen von den meisten türkisch-stämmigen Unternehmer erst erkannt werden.

Vor allem in der Gastronomie und im Handel

Die meisten türkisch-stämmigen Unternehmer seien in den Bereichen Gastronomie und Handel tätig, sagt Dincer. Es gebe aber auch immer mehr Handwerker und Dienstleister.

Es sei eine gewisse Öffnung zu beobachten. So hätten etwa türkisch-stämmige Mitarbeiter bereits einige Betriebe von den Vorarlberger Vorbesitzern übernommen, beispielsweise Bäckereien, Tankstellen oder Autohäuser.

Oft unvorbereitet in die Selbständigkeit

Viele türkisch-stämmige Unternehmer würden sich vergleichsweise unvorbereitet in die Selbständigkeit begeben, so Wirtschaftsexperte Walter Prehofer. Das liege am zum Teil verhältnismäßig niedrigen Bildungsstandard der Gründer, fehlendem Marketing und geringem Wissen über österreichische Kunden.

Dennoch rechnet Prehofer mit einem starken Anstieg und dem wachsenden Erfolg der türkisch-stämmigen Selbstständigen.