Skilehrermangel beunruhigt Seilbahnen

In 43 Vorarlberger Skischulen scheint kein Stein auf dem anderen geblieben zu sein. Mit einer Anstellungspflicht für alle Skilehrer und Einzelkonzessionen für Diplomskilehrer, stellt sich offenbar ein Skilehrermangel ein, der nun auch die Seilbahnwirtschaft beunruhigt.

In den 43 Skischulen des Landes macht sich kurz vorm Start der Wintersaison große Unsicherheit breit. Offenbar stehen den Skischulen heuer weniger Skilehrer zur Verfügung. In den letzten zwei Jahren sollen 700 der 2.400 Vorarlberger Skilehrer abgesprungen sein. Der Skilehrerverband sieht den Grund in der Vorgangsweise der Gebietskrankenkasse (GKK), die alle Skilehrer zu Angestellten einer Skischule erklärt. Die GKK betont, sie vollziehe lediglich die Gesetze.

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Ein Beitrag von Stefan Krobath/Franz Michel Hinteregger. Im Interview Michael Manhart (Skilifte Lech)

Erste Skischule will sich auflösen

Vorbei scheint die Zeit der „Gesellschaften bürgerlichen Rechts“ zu sein, in denen Skilehrer als Selbstständige mitwirkten und sich über die Gewerbliche Sozialversicherung versicherten. Die Skischule Klostertal kündigte nun als erste Skischule ihre Auflösung an.

Für viele Skilehrer rentiere sich das Unterrichten in Skischulen nicht mehr, heißt es. 300 Diplomskilehrer wählten offenkundig den Weg in die Selbstständigkeit. Das Vorarlberger Skischulgesetz wurde dazu vor kurzem novelliert. Seitdem sind Einpersonenkischulen erlaubt, die keine weiteren Lehrer beschäftigen und anstellen dürfen.

Skischulen büßen Flexibilität ein

Der Spielraum von Skischulen werde immer enger, heißt es. Weniger Topskilehrer und weniger Flexibilität seien gegeben, doch der Verwaltungsaufwand mit den Beschäftigungsverhältnissen sei enorm gestiegen - ein funktionierendes System sei zerschlagen worden, bedauert Erich Melmer, Obmann des Skilehrerverbandes. Das ruft inzwischen auch die Partner von Skischulen auf den Plan.

Seilbahnwirtschaft kritisiert Entwicklung

Die Seilbahnwirtschaft kritisiert die Entwicklung im Skischulwesen und mahnt eine Lösung der Probleme an. Michael Manhart von den Skiliften Lech sagt, zahlreiche Einpersonenskischulen seien nicht wünschenswert. „Aus Sicht der Skigebiete ist jede Auflösung einer Skischule schlecht. Es gibt dann viele neue Einzelkämpfer, die ihre Skischulen betreiben. Das ist nicht im Sinne des Tourismus. Da hat die Politik versagt. Die Probleme hätte man schon lange lösen können“, so Manhart.

Markus Comploj von den Bergbahnen Brandnertal pflichtet bei: „Die Entwicklung ist tragisch. Es ist ein Wahnsinn, was da abläuft,“ so Comploj. Im Brandnertal funktioniere es heuer noch, aber ein eklatanter Skilehrermangel sei spürbar. Weil das Brandnertal ein Familienskigebiet ist, sei man besonders angewiesen auf funktionierende Skischulen.

Wer übernimmt Skischulunterricht?

Auf die Frage, ob die Seilbahnen künftig Skischulen selbst betreiben wollen, meint Werner Netzer von Illwerke Tourismus, er schließe das für die Zukunft nicht aus. Man werde darüber nachdenken müssen. Und Augustin Kröll von den Kleinwalsertaler Bergbahnen bekräftigt, das sei zur Zeit kein Thema, man arbeite vorzugsweise wie bisher mit den Skischulen zusammen.

Jobanfragen aus Israel

Während beim heimischen Nachwuchs offenbar das Interesse am Skilehrerjob sinkt, erreichen Skischulchefs nun Jobanfragen aus Russland, Israel, den Niederlanden und Deutschland. Interesse an Nachwuchskursen bekunden vor allem deutsche und niederländische Skilehrerpraktikanten. Doch häufig ist die Unterkunft eine offene Frage. Ungeklärt sei zur Zeit, ob Skischulen ihren auswärtigen Lehrern Gratisunterkünfte zur Verfügung stellen dürfen oder nicht, so Helfried Bischof, Leiter der Skischule Damüls. Und das trage ebenfalls zur Verunsicherung so kurz vor dem Winter bei.