Pfändertunnel offiziell eröffnet

Am Sonntag sind West- und Oströhre des Pfändertunnels offiziell eröffnet worden. Durch die Freigabe der zweiten Tunnelröhre können ab Donnerstag über 50.000 Lenker durchfahren - ohne Stau und Wartezeiten, heißt es von Seiten der ASFINAG.

Am Sonntag fand zunächst die offizielle Eröffnung statt. Tatsächlich für den Verkehr freigegeben werden beide Tunnelröhren in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag. Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) verspricht sich vom Vollausbau weniger Staus und eine deutliche Verkehrsentlastung für Bregenz.

Auch zeige die Unfallstatistik, dass die Sicherheit im Tunnel von größter Bedeutung und eine zweite Röhre unbedingt notwendig sei, so Bures bei der Eröffnung. Bezüglich der Einstellung der Korridorvignette gebe es keine Diskussionen mehr. Die Vereinbarung mit Land und ASFINAG wird sicherlich eingehalten, bekräftigte Bures.

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Vierspurige Autobahn vollendet

Die Anwesenheit von Verkehrsministerin Doris Bures beim Festakt demonstrierte nicht nur den finanziellen Kraftakt, sondern auch die verkehrspolitische Bedeutung: Vorarlberg ist jetzt auf der Autobahn von Hörbranz bis Bludenz durchgängig vierspurig befahrbar.

Bis zum Jahr 2006 war im Verkehrkonzept des Landes von einem zweiröhrigen Ausbau des Pfändertunnels keine Rede. Bis dahin galt das Konzept aus dem Jahr 1992 mit der Festlegung: „Im Sinne einer Kapazitätsbeschränkung soll der Pfändertunnel seine Engpassfunktion beibehalten und auch längerfristig nicht ausgebaut werden“. Der erhoffte Effekt ist allerdings ausgeblieben, so Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser (ÖVP) anlässlich der Eröffnung. Die Verkehrsmengen sind von Jahr zu Jahr gestiegen.

Grund für den Ausbau war die hohe Verkehrsdichte im Pfändertunnel. Eine Rolle spielten auch Defizite im Sicherheitsbereich. Nach den verheerenden Tunnelbränden im Montblanc- und Gotthardtunnel wurde in Österreich eine Initiative zum Ausbau einröhriger Tunnel gestartet.

Daten zum Pfändertunnel:

  • Länge neue Röhre 6.586m, Länge Bestandsröhre 6.718m.
  • Verkehrszahlen: ca. 30.000 Kfz/24h
  • 394 Fluchtwegmöglichkeiten Abstände: 448 m Fluchtwegmöglichkeiten:
  • 94 Notrufnischen in beiden Röhren:
  • 108 Feuerlöschnischen in beiden Röhren
  • Gesamtkosten: 200 Mio. Euro
  • Baubeginn: Oktober 2007
  • Verkehrsfreigabe zweite neue Röhre 25. Juni 2012
  • Anschließend Generalerneuerung Bestandsröhre Gesamtverkehrsfreigabe 03./04 Juli 2013

Einjährige Sanierung der Oströhre

Nach Eröffnung der neuen Weströhre im Juni 2012 wurde die Oströhre ein Jahr lang generalüberholt. Die staugeplagten Bregenzer - der Pfänder gilt als Nadelöhr - erhoffen sich nun eine Entlastung. Täglich fahren bis zu 30.000 Fahrzeuge durch den 6,7 Kilometer langen Tunnel, darunter 5.000 LKW. Er ist einer der meistbefahrenen Tunnel Österreichs. 22.300 Fahrzeuge fahren außerdem täglich durch Bregenz - das ist fast noch einmal so viel Verkehr für das Bregenzer Stadtgebiet. Ob die alltäglichen Staus bald der Vergangenheit angehören, bleibt abzuwarten.

Rasche Reaktion bei Sperren

Ein mobiles Überleitsystem soll künftig bei Bedarf den Verkehr in die andere Röhre umleiten. Autofahrer bleiben somit auf der Autobahn. Die halbautomatische Vorrichtung kann in kurzer Zeit aktiviert werden und leitet Autofahrer im Gegenverkehr durch die jeweils freie Röhre. Sicherheitsvorkehrungen wie Signalisierung und polizeiliche Aufsicht erhöhen die Sicherheit für diese Zeit trotz des Gegenverkehrs. „Eine Umleitung über das Stadtgebiet von Bregenz wird bei längeren Sperren somit verhindert“, erklärt ASFINAG-Vorstand Schedl.

Spürbare Entlastung erwartet

Verkehrslandesrat Rüdisser Rüdisser (ÖVP) geht davon aus, dass mit dem Vollausbau die nötigen Kapazitäten geschaffen wurden. Damit könnten die Staus vor den Tunnelportalen verhindert werden. Der Ausweichverkehr durch das Stadtgebiet von Bregenz könnte deutlich verringert werden, so Rüdiger.

Durch die Freigabe der zweiten Tunnelröhre können ab Donnerstag über 50.000 Lenker den Tunnel passieren - ohne Stau und Wartezeiten, sagt Christoph Wanker von der ASFINAG.

Christian Rankl, Verkehrsplaner im Amt der Vorarlberger Landesregierung, zeigte sich überzeugt, dass mit beiden Tunnelröhren die Staus in Spitzenzeiten verschwinden. „Eine spürbare Entlastung wird es etwa im werktäglichen Abendverkehr geben“, sagte Rankl. Nicht ganz so deutlich sollte die Entlastung im Großraum Bregenz ausfallen, wenn mehrere Effekte zusammenkommen, etwa, wenn an starken Reisetagen Urlauberverkehr und lokaler Verkehr aufeinander treffen. Präziser lasse sich die Verkehrsreduktion nicht angeben, weil diese von vielen Faktoren abhänge, so Rankl.

Wirkung ohne Korridorvignette

Noch offen ist etwa die Auswirkung, wenn am 3.Juli die Korridorvignette ausläuft. Die Maut-Sonderlösung galt zwischen den Grenzorten Hörbranz (Bezirk Bregenz) und Hohenems (Bezirk Dornbirn) und kostete zwei Euro je Richtung. ÖAMTC-Verkehrsexperte Goran Bojo befürchtete, dass „das Aus der 2008 eingeführten Korridorvignette durchaus Einfluss auf das Verkehrsgeschehen auf den Ausweichrouten“ nehmen könnte. Diese Befürchtung teilte Rankl.

Die Korridorvignette brachte nach Untersuchungen eine Verkehrsentlastung zwischen rund vier Prozent an Werktagen und bis zu sieben Prozent an starken Reisetagen. „Das Ende der Korridorvignette wird einen Teil der Entlastung kompensieren. Es wird sicher zu einem Rückfluss durch Bregenz kommen“, so Rankl. Eine detailliertere Prognose wäre „Kaffeesud-Leserei“.

So wisse man, dass rund zehn Prozent des Verkehrs durch Bregenz aus Fahrzeugen bestehe, die eigentlich auf die Autobahn gehörten und auch über eine Vignette verfügten. „Manche nutzen die Strecke durch Bregenz aber zum Sightseeing oder meiden den Pfändertunnel aus Angst“, erklärte Rankl.

Pünklichkeit von Bussen erhöhen

Ob diese Autofahrer sich in einem Tunnel ohne Gegenverkehr sicherer fühlen, wisse man nicht. Sicher sei, dass es bei einer Entlastung der Verbindung durch das Stadtgebiet, die Tendenz geben werde, diese Kapazitäten wieder zu nutzen. Diesen „Auffüll-Effekten“ müsse man mit Begleitmaßnahmen frühzeitig entgegentreten, so Rankl. Die frei gewordenen Kapazitäten wolle man für den öffentlichen Verkehr nutzen, etwa könnte damit die Pünktlichkeit der Buslinien in Bregenz wieder erhöht werden.

Geschichte des Pfändertunnels

Der Pfändertunnel wurde im Dezember 1980 als einröhriger Tunnel mit zwei Fahrspuren im Gegenverkehr nach dreijähriger Bauzeit eröffnet. Er galt damals als einer der modernsten Tunnel Europas. Die Errichtung des Pfändertunnels stand eng in Zusammenhang mit dem Aufbau eines durchgehenden, höherrangigen Straßennetzes in Vorarlberg - vom kurz zuvor eröffneten Arlbergstraßentunnel bis zur deutschen Grenze.

Bereits in den 1990er-Jahren drohte der Verkehrsmagnet an seine Kapazitätsgrenzen zu stoßen. 1995 wurden durchschnittlich 24.000 Fahrzeugen pro Tag erreicht. Staus und Blockabfertigungen gehören seither zum Alltag. 2008 wurden bereits 26.000 Autos gezählt - mit steigendender Tendenz.

Die ASFINAG verlegte daher 2003 den für 2011 geplanten Baubeginn für eine zweite Pfändertunnelröhre auf 2006 vor. Im November 2009 gelang der Durchstich. Die Weströhre, die den neuesten sicherheitstechnischen Voraussetzungen entspricht, wurde 2012 eröffnet.

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