Passivhaus erfüllt Erwartungen nicht

Das Wissenschaftsunternehmen alpS, Rhomberg Bau und FH Vorarlberg haben einen Vergleich zwischen einer Passivhauswohnanlage und einer Niedrigenergiewohnanlage erstellt. Das Ergebnis: Das Passivhaus kann die hohen Erwartungen nicht erfüllen.

Unterschied: Passivhaus und Niedrigenergiehaus

Unter einem Passivhaus wird ein Gebäude verstanden, welches aufgrund seiner guten Wärmedämmung in der Regel keine klassische Gebäudeheizung benötigt. Als Niedrigenergiehaus bezeichnet man einen Energiestandard für Neubauten, aber auch sanierte Altbauten, die gewisse geforderte energietechnische Anforderungsniveaus unterschreiten. (Wikipedia)

Als Vergleichsobjekte wurden zwei neue Wohnanlagen am Sandgrubenweg in Bregenz herangezogen. Das eine Gebäude wurde im Passivhausstandard errichtet, das andere als Niedrigenergiehaus. Drei Jahre lang wurden Wasser, Strom, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und der Energieverbrauch der Wohnungen gemessen.

Überraschung beim Heizwärmebedarf

Überrascht hat das Ergebnis des Heizwärmebedarfs. Laut Energieausweises hat das Passivhaus einen jährlichen Heizwärmebedarf von 9,03 kWh pro Quadratmeter und für das Niedrigenergiehaus 33,23 kWh pro Quadratmeter. Tatsächlich verbraucht haben die Bewohner im Passivhaus aber 39,9 kWh pro Quadratmeter und 36,3 kWh pro Quadratmeter im Niedrigenergiehaus. Das heißt: Die Bewohner des Passivhauses viermal soviel Wärmeenergie verbraucht haben wie theoretisch berechnet und damit sogar etwas mehr als die Bewohner im Niedrigenergiehaus.

Höher gewählte Raumtemperatur

Hauptverursacher für die mehr als vier Mal höheren Energiekosten beim Passivhaus ist laute Experten die höher gewählte Raumtemperatur. Für beide Gebäude wurde eine Raumtemperatur von 20 Grad als Berechnungsgrundlage gewählt. Tatsächlich betrug die durchschnittliche Raumtemperatur im Passivhaus aber 22,1 Grad und im Niedrigenergiehaus 21,8 Grad. Und jedes Grad mehr bedeute im Passivhaus 15 Prozent mehr Energiebedarf.

Ergebnisbericht im Detail

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Mehr Warm-Wasser verbraucht als errechnet

Die 19 Wohnungen im Passivhaus und die 21 Wohnungen im Niedrigenergiehaus haben auch mehr Warm-Wasser verbraucht als errechnet. Hier wurden für das Passiv- und Niedrigenergiehaus jeweils 12,8 kWh pro Jahr und Quadratmeter errechnet, tatsächlich verbraucht wurden 21,4 bzw 16,2 kWh.

Vorgaben schwer einzuhalten

Die strengen Vorgaben eines Passivhauses seien nur schwer einzuhalten, sagt Claudia Moosbrugger, eine Bewohnerin des Passivhauses. Guido Kempter, der die Studie ausgearbeitet hat, sagt, dass die Bewohner eines Passivhauses regelmäßig über die richtige Nutzung ihrer Wohnung informiert werden müssten und nicht nur beim Einziehen. Nur so können die ambitionierten theoretischen Werte eines Passivhauses auch in der Praxis erreicht werden.

Der Geschäftsführer von Rhomberg, Hubert Rhomberg, sagt, das Passivhaus könne in der Theorie die ambitionierten Werte erreichen, aber in der Praxis verhält sich der Mensch eben anders. Die Errichtung eines Passivhauses oder Wohnung kostet rund zehn Prozent mehr als ein Niedrigenergiehaus. Für Rhomberg sollte die Politik überlegen, ob gerade im geförderten Wohnbau diese Technologie richtig eingesetzt sei. Wichtig sei bei der Bewusstseinsbildung anzusetzen, damit die Passivhaus-Technologie ihre Stärken ausspielen kann.

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