Notärztemangel wird zum Politikum

Immer weniger Ärzte im Bregenzerwald sind bereit, eine 24-Stunden-Versorgung zu übernehmen. FPÖ-Chef Dieter Egger verlangt nun von Gesundheitslandesrat Christian Bernhard (ÖVP) Aufklärung.

Wegen der schlechten Notarztversorgung im Bregenzerwald richten die Freiheitlichen eine Anfrage an Gesundheitslandesrat Bernhard. Darin wollen sie wissen, wie Au, Schnepfau und Damüls ab sofort notärztlich betreut werden. Egger will auch wissen, seit wann den politisch Verantwortlichen die Situation bekannt sei und was sie seitdem unternommen hätten, um den notärztlichen Dienst aufrecht zu erhalten.

Bregenzerwald fürchtet um Versorgung

Der Leiter der notärztlichen Versorgung im Bregenzerwald, Rudolf Rüscher, hatte zuvor seine Sorge um die langfristige notärztliche Versorgung in der Region geäußert. In den kommenden Jahren würden einige Ärzte in Pension gehen und Nachfolger seien nicht in Sicht, warnte Rüscher am Dienstag.

Viele junge Kollegen trauten sich die notärztliche Versorgung nicht zu, denn im Gegensatz zu anderen Regionen seien die Notärzte im Bregenzerwald am Anfang auf sich selbst gestellt. Rüscher schlug deshalb eine eigene Ausbildung vor. Junge Kollegen sollten sich in den Arztpraxen der Allgemein- und Notfallmediziner im Bregenzerwald ausbilden lassen.

Kritikpunkt der Notärzte ist auch die Bezahlung. Einer der Ärzte, der seit 1. April keinen Notarztdienst mehr übernimmt, ist der Allgemein- und Notfallmediziner Anton Ganthaler in Au. Er kritisiert unter anderem die Bezahlung. Geld gibt es nur für die tatsächlichen Einsätze, aber nicht für den Bereitschaftsdienst. Die Notärzte fordern für einen 24-Stunden-Notarztdienst dieselbe Bezahlung wie im Krankenhaus - nämlich 800 Euro. Nach dem Rückzug von Ganthaler könnte es vor allem im mittleren und im hinteren Bregenzerwald in nächster Zeit zu großen Engpässen kommen. Da bereits ein Arzt aus Krankheitsgründen ausgefallen ist und Pensionierungen anstehen.

Einzigartiges Notarztsystem

Vor 20 Jahren wurde im Bregenzerwald ein Notarztsystem eingeführt, das noch heute österreichweit einzigartig ist: Alle praktischen Ärzte sind mit einem Pager ausgestattet und bei Unfällen parallel zur Rettung im Einsatz.

Die notärztliche Versorgung funktioniert in den 23 Gemeinden des Bregenzerwaldes über die niedergelassenen Ärzte. Alle praktischen Ärzte des Bregenzerwaldes haben eine Notarztausbildung, sind mit einem Pager ausgestattet und werden bei einem Unfall in ihrem Ort sofort verständigt.

Die Ärzte fahren parallel zur Rettung, die mit zehn Fahrzeugen in Egg und Au stationiert sind, zum Unfallort. In 36 Prozent der Fälle erreicht der Notarzt den Einsatzort in weniger als fünf Minuten. Jeder Arzt im Bregenzerwald ist so durchschnittlich 60-mal im Jahr als Notarzt im Einsatz.

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