Arlbergtunnel: Sanierung kostet 136 Mio. Euro

Der Straßenerhalter ASFINAG hat am Freitag die Sanierungspläne für den Arlbergtunnel im Detail vorgestellt: Von 2014 bis 2017 sollen 136 Mio. Euro in 37 zusätzliche Fluchtwege und in die Sanierung des 35 Jahre alten Straßentunnels investiert werden.

Der längste einröhrige Tunnel Österreichs - der Arlbergtunnel - soll sicherer werden. Dafür investiert die Autobahnen und Schnellstraßen Finanzierungs AG (ASFINAG) insgesamt 136 Millionen Euro in den Arlbergtunnel.

37 Zusätzliche Fluchtwege

Insgesamt sollen 37 zusätzliche Fluchtwegmöglichkeiten bis 2017 errichtet werden, erklärt Klaus Fink, Geschäftsführer der ASFINAG Alpenstraßen GmbH. Die Fluchtwegmöglichkeiten werden erstmals in einem Tunnel der ASFINAG über die Zuluftkanäle an der Tunneldecke geführt. Dadurch verkürzt sich der Abstand der Fluchtwege von bislang 1.700 Metern auf maximal 500 Meter. „Wir erfüllen mit diesen Maßnahmen sämtliche Vorgaben des Straßentunnelsicherheitsgesetzes“, so Fink.

Fluchtweg

ASFINAG

3D-Ansicht eines Fluchtwegs, der über einen Zuluftkanal führt.

Flüchtende können so im Brandfall über den Zuluftkanal zu den Fluchtkavernen zwischen Bahn- und Straßentunnel geführt werden. „Dabei setzen wir zusätzlich eine moderne Hochdruck-Sprühnebelanlage ein, die der hohen Hitzeentwicklung im Brandfall entgegenwirken soll und so den Fluchtweg zusätzlich absichert“, erklärt Schedl.

Übersicht Fluchtweg

ASFINAG

37 neue Fluchtwege sollen im Arlbergtunnel errichtet werden.

Thermoscanner überprüft Lkw-Temperatur

Neben den zusätzlichen Fluchtwegen erhält der Arlbergtunnel acht weitere Pannenbuchten. Die Energieversorgung, die Straßenentwässerung, die Löschwasserleitung sowie sämtliche elektrotechnische Einrichtungen werden laut ASFINAG erneuert. Bei der Videoüberwachung und den Notruf- und Funkeinrichtungen sowie der Brandmeldung soll modernste Technik zum Einsatz kommen.

Zum Einsatz kommt auch der sogenannte Thermoscanner. Laut ASFINAG-Vorstandsvorsitzendem Alois Schedl wird dabei von jedem Pkw oder Bus, der durch den Tunnel fährt, ein dreidimensionales Bild erstellt. Anhand dessen könne man erkennen, welche Temperaturen die einzelnen Fahrzeugteile haben. Wenn gewisse Grenzwerte überschritten seien, gehe die Ampel auf Rot und die Schrankenanlage gehe nicht auf. Der Lenker müsse in diesem Fall auf die Seite fahren oder abwarten, bis das Fahrzeug abgekühlt sei.

Zwei Totalsperren außerhalb der Wintersaisonen

Der Baubeginn ist für Herbst 2014 geplant - die Fertigstellung ist 2017 geplant. Dabei wird in mehreren Abschnitten gearbeitet - unter anderem wird es zwei große Vollsperrungen geben: einmal im Jahr 2015 von April bis November für insgesamt siebeneinhalb Monate und ein weiteres Mal im Jahr 2017 von Mitte April bis Oktober für sechseinhalb Monate. Für diesen Zeitraum soll es für Besitzer von Jahresmautkarten eine Sonderlösung geben - eventuell eine Halbjahreskarte. Daran werde in den nächsten zwei Jahren gearbeitet, so Schedl. Eine Mauterhöhung nach den abgeschlossenen Arbeiten, um das investierte Geld wieder hereinzubekommen, schließt Alois Schedl zum jetzigen Zeitpunkt aber aus.

Nachtarbeiten im Winter 2014/15 und 2015/16

In den Wintersaisonen 2014/2015, 2015/2016 und 2016/2017 finden die Arbeiten während der Nachtstunden mit wechselseitigen Verkehrsanhaltungen von bis 45 Minuten im Zeitraum von 22.00 bis 5.00 Uhr statt. „Das sehen wir hinsichtlich Verkehrsbehinderungen unkritisch, hat sich diese Variante doch bei der Errichtung der ersten Ausbaustufe der Flucht- und Rettungswege bewährt“, erklärt Fink.

Prüfung durch unabhängigen Gutachter

Bei den zwei rund halbjährigen geplanten Vollsperren während der Sommermonate in den Jahren 2015 (siebeneinhalb Monate von Mitte April bis November) und 2017 (sechseinhalb Monate von Mitte April bis Oktober) ist eine Umleitung des gesamten Verkehrs vorgesehen. Die derzeit täglich 8.000 Fahrzeuge pro Tag müssen entweder großräumig über Deutschland oder über den Arlbergpass ausweichen. „Wir haben im Vorfeld sämtliche mögliche Varianten von internen und externen Experten untersuchen lassen. Die nun vorliegende Strategie ist nach Einschätzung der Fachleute die beste“, sagt Fink.

Dennoch soll vor Beginn der Ausschreibung ein unabhängiger Gutachter die Variante mit wechselseitiger Verkehrsanhaltung und Vollsperren prüfen. Außerdem sei eine Bürgerinformationsveranstaltung im Mai für die Gemeinden am Arlberg geplant, so Fink.

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RV-„Landesrundschau“-Beitrag zum Thema: Droht ein Verkehrschaos? Analyse von ORF-Redakteur Peter Metzler im Gespräch mit ORF-Redakteurin Christiane Schwald

Schnitzer: Genügend Kapazitäten auf Ausweichstrecke

Nach Angaben von Gerhard Schnitzer von der Strassenbauabteilung des Landes bietet die Straße über den Arlbergpass als Ausweichstrecke für den Pkw-Verkehr ausreichend Kapazitäten. Derzeit seien dort im Schnitt 3.600 Fahrzeuge pro Tag unterwegs - damit sei man von einer Auslastung weit entfernt.

Für die Frächter, die während der Sperren große Umwege in Kauf nehmen müssen, planen die ÖBB noch geeignete Angebote. Voraussetzung sei aber, dass diese Angebote von den Unternehmen auch genützt werden.

24-Stunden-Schichtbetrieb

„In den Zeiten der Vollsperre wird 24 Stunden an sieben Tagen gearbeitet“, erklärt Schedl. Die ausführende Firma habe dabei als Anreizsystem die Möglichkeit, einen finanziellen Bonus zu erhalten, wenn sich die geplante Bauzeit verkürzt.

Um die notwendigen Genehmigungen für die Tunnelerneuerung beim zuständigen Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) und bei den zuständigen Behörden will sich die ASFINAG noch heuer bemühen. Spätestens Anfang 2014 soll die Generalunternehmerausschreibung erfolgen. Der Baubeginn ist im Herbst 2014 vorgesehen.

Eckdaten zur Sanierung (Quelle ASFINAG) :

  • Länge Arlbergtunnel: 13.972 Meter
  • Inbetriebnahme: 01.12.1978
  • Pannenbuchten im Bestand: 18
  • Flucht- und Rettungswege im Bestand: 8
  • Kosten Sanierung und Fluchtwege neu: 136 Millionen Euro
  • Anzahl zusätzliche Fluchtwege über Zuluftkanäle: 37
  • Zusätzliche Pannenbuchten: 8
  • Täglicher Verkehr: 8.000 Fahrzeuge/24 Stunden
  • Prognoseverkehr bis 2025: 10.600 Fahrzeuge/24 Stunden
  • Verkehrsbehinderungen: Wechselseitige Verkehrsanhaltungen in den Nachtstunden (22.00 - 5.00 Uhr) in den Wintersaisonen 2014/2015, 2015/2016, 2016/2017
  • Vollsperren Arlbergtunnel: Mitte April bis Ende November 2015; Mitte April bis Ende Oktober 2017

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