Konzept für Heeresreform mit Spannung erwartet

Sonntagabend haben Experten und Betroffene, unter ihnen Vertreter des Bundesheeres und des Roten Kreuzes, die Ergebnisse der Volksbefragung zur Wehrpflicht in der Bilgeri-Kaserne in Bregenz diskutiert. Mit Spannung erwartet wird das Konzept für die Heeresreform.

Der Vorarlberger Militärkommandant Brigadier Ernst Konzett sagt, er freue sich über die hohe Wahlbeteiligung. Das Ergebnis zeige, dass das Bundesheer der Vorarlberger Bevölkerung sehr wichtig sei.

Mit der klaren Entscheidung sei aber auch ein Arbeitsauftrag an die Politik verbunden: Es gelte nun, die Effizienz der Wehrpflicht zu steigern. Reparieren und Optimieren werde zu wenig sein. Jeder Wehrpflichtige sollte eine vollumfängliche Einsatzausbildung absolvieren, sagt Konzett, und es sollte ein klares Konzept für die Miliz geben.

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Video von der Expertenrunde: Das Gespräch mit Schröckenfuchs, Spöttl und Gozzi führte Gerd Endrich. Konzett durfte auf Weisung des Verteidigungsminister nicht an der Expertenrunde teilnehmen, er gab dem ORF Vorarlberg im Vorfeld ein kurzes Interview.

Schröckenfuchs: Heer von Verwaltung entlasten

Der ehemalige Militärkommandant von Vorarlberg, Gottfried Schröckenfuchs („Plattform für Wehrpflicht und Zivildienst“), sagt, die Regionalität des Bundesheeres müsse erhalten bleiben. Es brauche eine Verwaltungsreform in Wien, mehr Entscheidungen müssten an die Länder delegiert werden.

Wichtig sei vor allem, den Grundwehrdienern eine „gediegene“ Ausbildung angedeihen zu lassen. Dazu, sagt er, müsste die Kasernenverwaltung ausgelagert oder in zivile Hände gegeben werden, dann gäbe es mehr Zeit für die Ausbildung der Rekruten, sagt Schröckenfuchs. Es gelte: „Weniger Beamte, weniger Systemerhalter, mehr in die Truppe investieren“.

Sechs Monate Grundwehrdienst seien seiner Ansicht nach ausreichend, nach dieser Zeit seien die Rekruten ausgebildet für Grundeinsätze und Katastrophenschutz.

Spöttl: „Abenteuerspielplatz Bundesheer“

Thomas Spöttl von der Initiative „Unser Heer“ sagt, es bleibe spannend, auch nach der Abstimmung. Die ÖVP werde am Montag ihr Konzept vorstellen, er sei darauf schon gespannt. Nach seiner Ansicht gehe es in Richtung „Abenteuerspielplatz Bundesheer“: Rekruten betrieben Sport und machten Schießübungen, während sie von Haubenköchen bekocht würden und im Hintergrund die Militärmusik aufspiele.

Wie muss Spöttls Ansicht nach das Heer reormeiert werden, was muss also ein österreichischer Soldat in Zukunft können? Ein Soldat müsse seiner Ansicht nach vor allem in Landesverteidigung und dem Schutz der Bevölkerung und wichtiger Infrastruktur ausgebildet sein. Wenn es von Seiten des Bundesheers heiße, dafür seien sechs Monate ausreichend, dann schließe er sich dieser Meinung an.

Er freue sich über die hohe Wahlbeteiligung und nehme zur Kenntnis, dass die Bevölkerung das Argument der Plattform „Unser Heer“, „weg vom Zwang“, nicht geteilt habe.

Gozzi für Zivildienst für Frauen

Roland Gozzi, Direktor des Roten Kreuzes Vorarlberg, sagt, das Rote Kreuz habe ein offenes Ohr für den Vorschlag, den Zivildienst für Frauen zu öffnen. Das Rote Kreuz setze sich mit einem Verhältnis 40 zu 60 aus Frauen und Männern zusammen. Wenn der Zivildienst für Frauen geöffnet werde, erhoffe er sich noch stärkeren Zulauf durch Frauen, die dann möglicherweise, wie viele männliche Zivis, auch beim Roten Kreuz blieben.

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