Wirtschaftskammer startet Bildungspaket

Die Wirtschaftskammer Vorarlberg wird unter dem Motto „Aus Bildung wird Erfolg“ am Donnerstag im Wirtschaftsparlament einen Antrag mit zehn Forderungen für ein modernes Bildungssystem einbringen. Das Thema Bildung war am Mittwoch auch Thema im Landtag.

Eine gut funktionierende Wirtschaft braucht gut ausgebildete Menschen - mit dieser einfachen Formel bringt Wirtschaftskammerpräsident Manfred Rein auf den Punkt, warum nun auch die Wirtschaftskammer in Sachen Pflichtschulbildung aktiv wird.

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Im Video zu sehen: Manfred Rein (Wirtschaftskammerpräsident); Beitrag von Bernhard Stadler, Elmar Schrottenbaum, Gernot Kutzer

Vorarlberg soll Modellregion werden

Vorarlberg soll eine Modellregion für die "Gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen mit innerer Leistungsdifferenzierung“ werden, heißt es im Forderungskatalog, der am Donnerstag im Wirtschaftsparlament eingebracht werden soll. Weitere Kernpunkte des Antrags sind der flächendeckende Ausbau von Ganztagesangeboten mit verschränktem Unterricht sowie die Aufhebung der Sprengeleinteilung und Stärkung der Schulautonomie.

Weitere Forderungen sind:

  • Stärkung der Schulautonomie und zeitgemäße Rahmenbedingungen für Lehrerinnen und Lehrer
  • Umsetzung des dualen Studiums an der Fachhochschule Vorarlberg ab Herbst 2013
  • Ausbau der schulischen Technikbildung
  • Berufsorientierung als eigenes Pflichtfach ab der 7. Schulstufe in allen Schulformen
  • Sicherstellung der Schulreife durch flächendeckende vorschulische Betreuungs¬angebote mit klaren Bildungszielen
  • Stärkung der Motivation, Bildungsangebote in Anspruch zu nehmen
  • Berufsakademie – Berufsbildung auf Hochschulebene

Wettbewerb zwischen Schulen schaffen

Diese Themen seien zwar nicht neu, aber brandheiß so Manfred Rein - es gehe vor allem bei der Auflösung der Sprengel darum, einen Wettbewerb zwischen den Schulen zu schaffen und damit die Bildungsqualität zu steigern. Rein ist sich bewusst, dass die Neugestaltung des Bildungssystems eine langfristige Entwicklungsphase ist. Es sei ein schwieriges Thema. Aber das wichtigste sei, es nun anzugehen.

Denn es gelinge der Schule in Österreich „heute in viel zu geringem Maße, die Talente und Potenziale der Kinder und Jugendlichen zu entdecken und zu fördern“.

Die aktuelle Bildungspolitik berücksichtige zu wenig die Veränderungen in der Arbeitswelt und den gesellschaftlichen Wandel, das Bildungsniveau sinke, kritisierte Rein. Es werde daher immer schwieriger, die Fachkräfte aus den eigenen Reihen zu gewinnen. „Wir können uns nicht länger mit ideologischen Grabenkämpfen auseinandersetzen, sondern müssen endlich bereit sein, neue Wege zu finden und auch zu gehen“, forderte Rein.

Antrag einstimmig angenommen

Die Vollversammlung der Wirtschaftskammer hat den Antrag zur Einführung der Gemeinsamen Schule einstimmig angenommen. Für den Antrag hat auch die ÖVP-Politikerin Theresia Fröwis gestimmt. Sie hat einen Tag zuvor einen Antrag der Grünen zur Gemeinsamen Schule abgelehnt. Theresia Fröwis begründete das unterschiedliche Stimmverhalten mit den vagen und unklaren Vorstellungen der Landtags-Opposition. Das Progamm des Wirtschaftsbundes sei dagegen klar und werde von ihr unterstützt.

Landtag diskutiert Bildung

Die Forderungen der Wirtschaft waren bereits Mittwochabend Thema im Landtag. Die Wirtschaftsbündler in der Landtagsriege der ÖVP gerieten dabei in eine ziemlich schwierige Situation: Sie sollten einen Antrag der Opposition zur Einrichtung einer „Modellregion Gemeinsame Schule“ in Vorarlberg ablehnen, weil - so die ÖVP - dafür die rechtlichen Grundlagen nicht geklärt seien.

Nun will die ÖVP-dominierte Vollversammlung der Wirtschaftskammer ein Programm beschließen, in dem auch „Modellregionen für die Gemeinsame Schule“, also im Plural, verlangt werden.

Grüne: „Heute so, morgen so“

Die Bildungssprecherin der Grünen, Katharina Wiesflecker, meinte dazu am Mittwoch im Landtag: „Heute stimmen Sie hier der Modellregion der gemeinsamen Schule nicht zu, und morgen stimmen Sie im Wirtschaftsparlament dem Antrag Ihrer eigenen Fraktion zu und sagen ‚Jawohl, wir brauchen die gemeinsame Schule‘.“

Von den sieben Wirtschaftsbündlern ist nur die Landtagsabgeordnete Theresia Fröwis Mitglied des Wirtschaftsparlaments, in der Landtagsdebatte meldete sie sich dazu nicht zu Wort. Ihr Klubobmann und Wirtschaftsbund-Kollege Roland Frühstück sagte, die Grünen wollten eine Modell-Region Gemeinsame Schule für das gesamte Land Vorarlberg, das Wirtschaftsparlament hingegen mehrere Modellversuche im Land auf lokaler und regionaler Ebene, das sei ein Unterschied.

Wallner erntete Kritik

Schließlich startete Landeshauptmann Markus Wallner um 11.00 Uhr nachts einen Versachlichungsversuch. Er habe Bildungsministerin Claudia Schmid (ÖVP) zugesagt, Vorarlberg werde beim Ausbau der Ganztagsschule voll dabei sein, schließlich hat Vorarlberg im kommenden Halbjahr den Vorsitz in der Landeshauptleute-Konferenz.

Wenn die Mittel auf den Tisch gelegt werden und klar sei, das gilt auch über 2014 hinaus, dann sei Vorarlberg eines der Bundesländer, die das Tempo sehr erhöhen. Die derzeit zwei Millionen sollen, „wenn’s stimmt“, dann auf vier Millionen erhöht werden. Also sollten sich die Bildungssprecher bitte zusammensetzen und ein Konzept erstellen, um die Ganztagsschule auszuweiten. Das ärgerte besonders SPÖ-Chef Michael Ritsch, denn die Opposition tue das seit Jahren.

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Im Audio hören Sie einen Beitrag von Erik Sandner mit Originaltönen aus der hitzigen Landtagsdebatte.

Opposition über Wallner verärgert

Weil Wallner die Bildungsdebatte als oberflächlich, langweilig und nur an Überschriften fixiert bezeichnete, zog er sich den geballten Zorn der gesamten Opposition zu.

FPÖ-Obmann Dieter Egger warf Wallner vor, durch fehlende klare ÖVP-Positionierungen in Verhandlungen mit dem Bund nichts erreichen zu können. Wallners Wortmeldung zur Bildungsdebatte sei eben dieser nicht würdig - Egger hoffe, es sei die letzte von Wallner in dieser Art und Qualität gewesen.

SPÖ-Klubobmann Michael Ritsch meinte diesbezüglich, solch eine Wortmeldung wäre dem ehemaligen Landeshauptmann Herbert Sausgruber „nicht passiert“.

Wallner meinte dazu nachher, mit „oberflächlich“ und „langweilig“ habe er die gesamt-österreichische Bildungsdebatte aller Parteien gemeint.