Konflikt Stundenplan: Direktor zurückgetreten

Der langjährige Direktor der Mittelschule Dornbirn Baumgarten, Franz Wirth, ist Anfang der Woche überraschend zurückgetreten. Auslöser für den Schritt war ein Konflikt über die Stundenplan-Einteilung für eine junge Kollegin.

Die junge Lehrerin wollte Mathematik und Geschichte unterrichten und nicht Begleitlehrerin sein. Deshalb ging sie erst zur Personalvertretung, die die Lehrfächeraufteilung für gut befand. Daraufhin wandte sich ihr Vater an Landesrat Siegmund Stemer (ÖVP), der wiederum bat Landesschulinspektorin Karin Engstler, sich um die Sache zu kümmern. Bei einer Leitertagung dann bat Engstler Wirth, sich die Fächeraufteilung noch einmal anzusehen. Bei den anderen Lehrern löste das wenig Begeisterung aus.

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Reformstau schon länger ein Problem

Wirth störte sich schon länger an dem Reformstau in der Schule. Der Konflikt mit der jungen Lehrerin brachte das Fass aber zum Überlaufen. Wirth gab die Schulleitung ab. Seit Jahren werde über die Gemeinsame Schule diskutiert, aber noch sei von Umsetzung keine Spur, im Gegenteil, gerade vor kurzem habe Stemer wieder gesagt, die Zeit sei noch nicht reif dafür, so Wirth. Der Landesrat sage, die Gemeinsame Schule käme schon in Frage, aber es müssten zunächst die Rahmenbedingungen geklärt werden. Es wäre für ihn das größte Geschenk, das man ihm machen könnte, erklärte Wirth, Vorarlberg biete sich als Modellregion für die Gemeinsame Schule an.

„Die gleiche Entwicklung wie in Wien“

Währenddessen spitze sich die Situation an den Haupt- und Mittelschulen weiter zu. Wirth geht davon aus, dass es in Vorarlberg dieselbe Entwicklung geben werde wie in Wien vor zehn Jahren: Die städtischen Schulen entwickeln sich zu „Restschulen“, in die man zusätzliche Ressourcen investieren müsse, um die Schüler noch halbwegs unter Kontrolle zu halten. Es werde auch dazu führen, dass sich Lehrer zunehmend weigern, in diesen Schulen zu arbeiten, prophezeit Wirth.

Die Mittelschule Baumgarten wird interimistisch von Wirths langjähriger Stellvertreterin, Ulrike Mersnik geleitet. Stemer bedauert den Rücktritt Wirths. Es werde alles getan, damit sich die Situation bald wieder beruhige.

Grüne: „ÖVP und Stemer lassen Pflichtschulen allein“

Für die Grünen ist klar, dass Landesrat Sigmund Stemer und die ÖVP die Pflichtschulen allein lasse. Die Bildungspolitik beschränke sich auf ein „Herumdoktorn“ und auf ideologische Blokadepolitik auf den Rücken der Kinder und Pädagogen. Es sei endlich Zeit, die Zeichen der Zeit zu sehen und Vorarlberg als Modellregion Gemeinsame Schule zu etablieren, fordert die Bildungsprecherin der Grünen Katharina Wiesflecker.

SPÖ: „Wenn Stemer wollte, könnte er starten“

Ähnlich die SPÖ, deren Bildungssprecherin Gabi Sprickler-Falschlunger meinte, dass seitens des Ministeriums in Wien es keinerlei Blockaden mehr für die Gemeinsame Schule mehr gebe. Das wisse auch Landesrat Stemer, wenn er wollte, könnte er starten. Für die Gemeinsame Schule sind auch die Freiheitlichen. Dass Lehrer und Direktoren kein Verständnis mehr für den Reformstau haben, sei nachvollziehbar.

Die freiheitliche Bildungssprecherin Silvia Benzer fordert die ÖVP auf, endlich über ihren Schatten zu springen.