Jürgen H.: „Bereue, was ich getan habe“

Nach stundenlangen Abschlussplädoyers der Verteidiger im Testamentsfälscherprozess am Landesgericht Salzburg hatten die Angeklagten das letzte Wort. Der Hauptangeklagte Jürgen H. entschuldigte sich, er habe aber niemanden zu unrecht beschuldigt.

Jürgen H. hatte für seine abschließende Stellungnahme einen Zettel vorbereitet, von dem er ablas. Er entschuldigte sich bei allen Geschädigten - auch bei seinen Familien und Freunden - und das aus tiefstem Herzen. Er hoffe, dass man seinem Geständnis glaubt. Er habe niemanden denunziert. Seine Schilderungen entsprächen der Realität. Er habe massiven Schaden angerichtet und schäme sich dafür. Er bereue, was er getan habe, hoffe nun auf ein gerechtes Urteil. Das hatte zuvor schon sein Verteidiger Klaus Grubhofer gefordert - mehr in Testamente: Die Schlussplädoyers

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Video: „Vorarlberg heute“-Redakteur Gernot Hämmerle fasst den letzten Verhandlungstag des Testamentsfälscherprozesses zusammen und analysiert ihn.

Kurt T.: „Schlimmste Zeit meines Lebens“

Bis zum Auffliegen der Affäre habe er ein beschauliches Leben geführt. Am 17.11.2009 habe in der Früh allerdings ein Albtraum begonnen, mit dem er seitdem lebe. Er sei aus heiterem Himmel verhaftet worden, wurde eingesperrt, entlassen. Er sei mit verbrecherischen Vorwürfen konfrontiert worden. Seine Existenz sei ruiniert, er wisse nicht, wie es weitergehen soll.

Kurt T. beteuerte nochmals ausdrücklich seine Unschuld. Er habe ein reines Gewissen. Er müsse sich nur vorwerfen, dass er einem Kollegen und Vorgesetzten blind vertraut habe. Ihm sei brutales Unrecht angetan worden. Jürgen H. habe ihn brutal verleumdet.

Kurt T.: „Bin keine ‚coole Socke‘“

„Ich soll etwas bemerkt haben?“, fragte sich Kurt T. in seiner Stellungnahme. Über zwei Hände voll Richter hätten diverse Akten durchgearbeitet. Aber ich, der kleinste in der Reihe, hätte was merken und anzeigen sollen? Ohne Beweise seien Unschuldige angeklagt worden. Er sei als „coole Socke“ bezeichnet worden, dabei sei er nicht so cool. Vielleicht habe er coole Medikamente. Er habe an der Aufklärung mitarbeiten wollen und versucht, das einzubringen, was er wusste. Im Gegensatz zu Jürgen H. aber habe er niemanden betrogen. Auch seine Familie sei ein Opfer der Machenschaften von Jürgen H. „Das war die schlimmste Zeit unseres Lebens“, so Kurt T. Bei Richter Posch bedankte er sich noch für die professionelle Prozessführung. Er habe das Gefühl gehabt, genügend zu Wort gekommen zu sein.

Kornelia Ratz: "Ich bitte Sie, mir zu glauben

Die suspendierte Vizepräsidentin des Landesgerichts Feldkirch, Kornelia Ratz, nahm in ihren Schlussworten gleich den Fall Anna Isele auf. Ihr sei vorgeworfen worden, sie hätte 2002 erkennen sollen,d ass das Testament nach Anna Isele gefälscht ist. Dabei habe sie das Dokument nie gesehen. „Wie ich klüger hätte sein sollen, weiß ich nicht“, sagte Ratz. „Wie hätte ich auf Jürgen H. als Fälscher kommen sollen?“. Sie habe Jürgen H. nicht angerufen. Sie selbst habe die Telefonauswertung beantragt - das hätte sie ja nicht getan, wenn sie damit rechnen hätte müssen, dass ein entsprechender Anruf herauskommt. Sie habe weder mit Jürgen H. noch mit Clemens M. telefoniert.

Sie glaube nicht, dass man ihr einen Vorwurf machen könne, dass sie beim Bezirksgericht Dornbirn angerufen habe. Daraus könne man kein Urteil fällen. Es könne doch nicht sein, dass sie ausgehorcht und missbraucht wurde, sagte Ratz mit weinerlicher Stimme. „Es kann doch nicht sein, dass Sie Jürgen H. mehr glauben als mir?!“ Auch ihr gehe es nicht gut - und das seit zwei Jahren. Sie sei bemüht gewesen, an dem Prozess mitzuwirken. Es sei verständlich, dass sie sich jetzt nicht mehr an alles erinnern können. „Vergessen Sie nicht, wie meine Freunde ausgesagt haben, dass ich immer offen und frei über das Testament erzählt habe, wenn ich damit etwas zu gehabt hätte, hätte ich das wohl nie getan, dann hätte ich - wie das Isabelle Amann gesagt hat - den Ball flach halten müssen. Ich bitte sie, mir wirklich zu glauben und mich frei zu sprechen.“

Clemens M: „Ich habe nichts gewusst!“

Der angeklagte Rechtspfleger Clemens M. bat den Schöffensenat, ihm zu glauben: „Ich habe nichts gewusst, nicht gefälscht oder war an irgendetwas beteiligt.“ Er habe auch nichts in Auftrag gegeben. Er habe - wie die anderen auch - psychische Probleme, habe Medikamente genommen. Nur so habe er der Verhandlung folgen können. Er bat um einen Freispruch.

Walter M.: "Habe nie mit Jürgen H. gesprochen

Der angeklagte pensionierte Rechtspfleger Walter M. sagte, er habe mit Jürgen H. nie über Testamente gesprochen. „Nicht ein Wort!“, so M. Was die psychische Ausnahmesituation betreffe, könne er sich den anderen Angeklagten nur anschließen. Er bat ebenfalls um einen Freispruch.

Peter H. entschuldigt sich

Der angeklagte Peter H., bei dem das Fälscher-Vermögen geparkt worden war, sagte am Donnerstagabend, er möchte sich bei allen Geschädigten entschuldigen. Er bereue seine Verfehlungen und die Tatsache, dass er sich überreden habe lassen, da mitzumachen. Zudem bereue er sein grenzenloses Vertrauen zu Jürgen H. Seine Taten wolle er damit aber nicht schmälern. Er bedankte sich auch bei seiner Ehefrau, Freunden und Verwandten, die ihn in dieser schwierigen Zeit begleitet hätten. Zudem fand er lobende Worte für den Prozess: „Es war der faire Prozess, den ich mich gewünscht habe.“ Er bat um eine angemessene Strafe.

Richter Posch dankte selbst

Zum Abschluss bedankte sich auch Richter Andreas Posch bei den Anwesenden. Er sei mit großem Respekt in den Prozess gegangen. Nun sei es wohl ein Prozess gewesen, wie er in den österreichischen Gerichtssälen stattfinden soll.