Suche nach Lehrlingen wird immer schwieriger

Verantwortliche in großen Vorarlberger Lehrbetrieben berichten von Schwierigkeiten, geeignete Lehrlinge zu finden. Fehlende Sozialkompetenz und Lernschwächen würden die Suche ebenso wie geburtenschwache Jahrgänge zunehmend erschweren.

Die Lehrlingsausbildung hat in Vorarlberg einen hohen Stellenwert: 8.118 Lehrlinge gab es hierzulande Ende 2011, so viele wie seit zwanzig Jahren nicht mehr. Dennoch gestaltet sich die Suche nach Lehrlingen für viele Unternehmen immer schwieriger.

Die Gründe: fehlende Sozialkompetenz, schlechte Schulnoten und die geburtenschwachen Jahrgänge. So wird es heuer 400 Schulabgänger (rund 15 Prozent) weniger geben, als die Jahre zuvor. Zudem entscheiden sich immer mehr 15- und 16-Jährige für den weiteren Schulweg und gegen eine Lehre.

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Im Video zu sehen: Dieter Hämmerle (Lehrlingsausbildungsleiter Firma Blum), Christoph Jenny (Lehrlingsstellenleiter der WK Vorarlberg), Roman Zech (Zech Gruppe), Kevin König (1. Lehrjahr Maschinentechniker), Esma Ünsal (1. Lehrjahr, Werkzeugbautechnikerin); Beitrag von Jürgen Sebö, Götz Wagner,Gernot Kutzer

Qualitative Defizite geortet

16 Lehrlinge beginnen im Herbst ihre Ausbildung bei Alpla in Hard, 25 bei Zumtobel in Dornbirn, 60 bei Blum bei Höchst. Von der Anzahl her ist das für die Unternehmen genug. Doch viele Lehrlingsausbilder bemängeln, dass die Schüler nicht einmal die einfachsten Benimmregeln oder Grundrechnungsarten beherrschen.

Blum: Viele unschlüssige Bewerber

Man habe so manchen Lehrstellenbewerber „mit großem Bauchweh“ genommen, erklärt Dieter Hämmerle, Leiter der Lehrlingsausbildung bei der Firma Blum. Bei zweihundert Bewerbern für die Lehrstellen habe es extrem viele gegeben, die sehr unschlüssig und nicht zielorientiert gewesen seien. Es seien auch Jugendliche dabei, auf die in der Berufsschule Probleme zukommen würden.

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Audio: Beitrag der Radio-Vorarlberg-„Landesrundschau“ - zu hören sind Jürgen Peschina und David Breznik

Gerald Spieler vom Kunststoffverarbeitungsunternehmen Alpla sagt auf die Frage, ob er mit der Qualität der neuen Lehrlinge zufrieden ist: „Jein“. Eine Lehrlingsstelle im Elektrobereich habe man nicht besetzen können. Und von den gut 120 Bewerbern seien bis zu 50 wirklich schwach gewesen. Um die guten Bewerber werde es künftig einen harten Kampf geben. Denn diese würden Angebote von mehreren Firmen erhalten.

Jenny: Förderangebote und Ganztagesschule

Christoph Jenny, Leiter der Lehrlingsstelle in der Wirtschaftskammer Vorarlberg fordert, dass in der Schule Maßnahmen ergriffen werden, um lernschwache Schüler zu unterstützen. Außerdem sollten ihre Potentiale frühzeitig entdeckt und gefördert werden. Des weiteren erachtet es Jenny als förderlich, das Modell Ganztageschule auszubauen.

Zech: Prämie bei Vermittlung von guten Lehrlingen

Bei Roman Zech, Chef der Fensterbaufirma Zech in Götzis, arbeiten derzeit dreißig Lehrlinge. Er schlägt im Kampf gegen Lerndefizite vor, dass Lehrer mit Prämien oder Lohnerhöhungen belohnt werden, wenn diese sich bemühen, dass Schüler einen guten Notenschnitt erreichen.

Firmenintern würde es bei Zech so gehandhabt, dass für die Vermittlung eines guten Lehrlings 1.000 Euro Prämie gezahlt würden.

Mundpropaganda spielt große Rolle

Für welche Betriebe junge Menschen Interesse zeigen, habe in Vorarlberg viel mit Mundpropaganda zu tun, sagt Thomas Peter von der Sparte Handwerk und Gewerbe. So hätten kleinere Betriebe nicht automatisch schlechtere Karten als die größeren Unternehmen. Wenn es sich um einen guten Lehrlingsbetrieb handle, spreche sich das herum. Auch er glaubt, dass der Kampf um Lehrlinge immer härter werden wird.

Stemer: Problem gemeinsam angehen

Für Landesschulrat Siegi Stemer (ÖVP) lässt sich die Situation nur verbessern, wenn Eltern, Schule und Wirtschaft das Problem gemeinsam angehen.