Gewerkschaft gegen „Stechuhr“ für Briefträger

Die Post plant Änderungen bei der Briefzustellung. So sollen Briefträger künftig elektronisch überwacht und die Zustellungsgebiete vergrößert werden. Die Gewerkschaft befürchtet weiteren Personalabbau und spricht von „elektronischen Fußfesseln“.

Ein Teil der Änderungen ist schon seit 1. Februar in Kraft. So wird unadressiertes Material wie Werbesendungen oder Informationsdienste der Gemeinden nur mehr jeden zweiten Tag zugestellt. Adressierte Briefe werden weiterhin täglich zugestellt. Der Vorarlberger Post-Betriebsrats-Chef Franz Mähr geht aber davon aus, dass auch adressierte Briefe über kurz oder lang auf den Zwei-Tages-Rhythmus umgestellt werden, um Personal und Kosten zu sparen.

Postssprecher Stephan Fuchs widerspricht, die tägliche Zustellung werde bleiben. Dieser gesetzliche Auftrag werde vom Postmanagement nicht hinterfragt.

Arbeitszeit soll genau erfasst werden

Mehr Konfliktpotential zwischen Postmanagement und Belegschaft birgt die Umstellung auf die Echtzeiterfassung der Arbeitszeit. Bisher gab es ein Jahres-Arbeitszeitmodell, mit dem die - zum Beispiel witterungsbedingt - verschieden langen Arbeitszeiten ausgeglichen wurden. Nach einer anonym eingebrachten Klage muss das geändert werden, die „Stechuhr“ hält also Einzug bei den Briefträgern. Diese sollen dafür mit einem Handgerät ausgestattet werden, das Postgewerkschafter Mähr als „elektronische Fußfessel“ bezeichnet, weil die Briefträger per GPS genau überwacht werden könnten. „Das werden wir nicht akzeptieren“, so Mähr.

Postsprecher Fuchs hält diese Ansicht für reichlich übertrieben, schließlich hätten die Paketzusteller der Post schon seit langem solche Geräte. Und ob dieses System bei den Briefträgern tatsächlich komme, sei offen, denn das Management brauche dazu eine Betriebsvereinbarung mit der Belegschaft. Am Dienstag wird wieder in großer Runde verhandelt.

„Selbstbedienungsladen für Manager und Aktionäre“

Die Vorarlberger SPÖ-Gewerktschafter und Arbeiterkammervizepräsidentin Manuela Auer sprechen davon, dass die Post zum „Selbstbedienungsladen für Manager und Aktionäre“ geworden sei - auf Kosten der Beschäftigten und der Kunden. Trotz des zweitbesten Ergebnisses und erhöhter Dividende wolle die Post weiter Personal abbauen und die Arbeitsbelastung erhöhen.

Link:
- Weniger Briefträger: Post will Zustellung neu regeln (news.ORF.at; 26.3.12)