Lawinenunglück: Abklärungen im Gange

Nach dem Lawinenunglück mit Prinz Friso untersuchen nun Spezialeinheiten der Polizei den Unfall. Die Staatsanwaltschaft hat routinemäßig Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung unter besonderes gefährlichen Verhältnissen eingeleitet.

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Der zweitälteste Sohn von Königin Beatrix wurde am Freitag in Lech aus einer Lawine gerettet. Er lag 20 Minuten unter der Schneedecke und musste reanimiert werden. Der 43-Jährige Prinz wird an der Universitätsklinik Innsbruck behandelt.

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Video: Die Unglücksstelle in Lech, an der Prinz Friso von einer Lawine erfasst wurde

Sprengungen am Tag des Vorfalls erfolgt

Wie Michael Manhart, Geschäftsführer der Skilifte Lech, bei einer Pressekonferenz am Samstagnachmittag verkündete, wurden im Unglücksbereich am Freitagvormittag noch Lawinensprengungen durchgeführt.

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Audio: Michael Manhart über die Sprengungen im Bereich, in dem Prinz Johan Friso verunglückt ist

Dabei seien aber keine Schneebretter abgegangen. „Wir waren deshalb überrascht, dass sich eine Lawine löste“, sagte Manhart.
Fahrlässigkeit könne man Johan Friso und seinem Begleiter nicht unterstellen. Im freien Skigelände trage jeder selbst die Verantwortung.

Pressekonferenz Lech

APA/ROBERT PARIGGER

Pressekonferenz am Samstagnachmittag in Lech - im Bild ganz vorne: Bürgermeister Ludwig Muxel.

Untersuchungen alpiner Spezialeinheiten

Das Unglück hat eine juristische Komponente und könnte ein Fall für die Gerichte werden. Denn nach dem Lawinenunglück hat die Polizei Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung eingeleitet, sagt Peter Illko, Sprecher des Landespolizeikommandos Vorarlberg.

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Audio: Peter Illko zu den Untersuchungen nach dem Lawinenunglück

Sämtliche Spuren im Lawinenkegel würden von einer alpinen Elite-Einheit untersucht, so Illko. Man habe bereits am Unglückstag den Lawinenkegel mehrfach abgeflogen und unter anderem ein sogenanntes Schneeprofil erstellt. Die Dokumentation des Unfallortes habe oberste Priorität. In weiteren Schritten würden schließlich Vernehmungen anstehen, so Illko.

Andreas Pecl als Sachverständiger

Dass die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannte Täter wegen des Verdachtes der fahrlässigen Körperverletzung unter besonders gefährlichen Verhältnissen in Auftrag gegeben hat, bestätigt auch Staatsanwaltschafts-Sprecher Heinz Rusch. Gleichzeitig sei ein Sachverständiger beauftragt worden. Es handelt sich um Andreas Pecl vom Lawinenwarndienst, der zufällig am Freitag schon vor Ort war.

Keine Angaben zu Identität des Begleiters

Am Unglückstag herrschte auch in Lech Lawinenwarnstufe vier. Die Abfahrt von der Palmenalpe ins Zuger Tobel wurde dem Prinzen und seinem Begleiter, einem 42-jährigen Lecher Einheimischen, zum Verhängnis. Über die Identität des Begleiters wurden am Samstag keine Angaben bekannt gegeben.

Am besten ausgebildete Person haftet

Die Lage in den Bergen sei derzeit für alle schwer abzuschätzen. Ortskundige und Einheimische seien nicht davor gefeit, Risiken zu verkennen, warnt Skilehrerverbandspräsident Erich Melmer.

Wenn zwei oder mehrere Personen im freien Skiraum unterwegs sind, spielt automatisch die Haftungsfrage eine Rolle. Im Unglücksfall komme die am besten ausgebildete Person zum Handkuss, führt Melmer aus.

Skilift-Geschäftsführer: „Der Hang ist ‚heiß‘“

Michael Manhart, Geschäftsführer der Skilifte Lech, schätzte laut APA am Samstag den Hang, in dem sich das Lawinenunglück mit dem niederländischen Prinzen ereignete, als gefährlich ein. „Der Hang ist ‚heiß‘, es ist eine kurze, steile Böschung“, sagte er. Jemandem die Schuld für den Lawinenabgang zuzuweisen, „wäre völlig falsch“, so Manhart. Die Entscheidung, im freien Skigelände in einen Hang einzufahren, liege bei jedem Einzelnen. „Der Prinz war so oft in Lech, der weiß genau, was er macht“, meinte Manhart, der für einen großen Teil des gesicherten Lecher Skigebiets die Verantwortung trägt.

Schnelle Bergung durch Einsatzkräfte

Dass Prinz Johan Friso lebend aus den Schneemassen geborgen werden konnte, ist auch der Tatsache zu verdanken, dass die Bergrettung sehr schnell gearbeitet hat. Gebhard Barbisch, der Leiter der Bergrettung Vorarlberg, ist mit der Arbeit seiner Leute zufrieden. Die Menschen vor Ort und die Rettungsmannschaften hätten gut zusammengearbeitet.

Man habe schon einige Tage vor dem Vorfall die Lage genau beobachtet und wegen der erhöhten Lawinengefahr die Ortsstellenleiter um erhöhte Aufmerksamkeit gebeten, was in Lech scheinbar gut geklappt habe, so Barbisch.

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Audio: Beitrag zum Thema von ORF-Redakteurin Magda Rädler

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