Türkische Demonstration ohne Zwischenfälle

In der Pfarrkirche Dornbirn Schoren wurde am Sonntagvormittag in einem Gottesdienst der Massaker an Armenieren vor 100 Jahren in der Türkei gedacht. Eine türkische Gruppe protestierte stillschweigend, es gab keine Zwischenfälle.

Rund 50 Polizisten sicherten den Kirchplatz in Dornbirn ab, Absperrungen schirmten die rund 100 türkischen Demonstranten von den Armenieren und den restlichen Kirchgängern ab. Mit Plakaten wie „Der Völkermord ist eine Lüge“ wollten die Demonstranten auf die - aus ihrer Sicht - falsche geschichtliche Interpretation aufmerksam machen, sagt Murat Durdu vom türkischen Jugend- und Kulturverein „Safak“.

Armenier Gedenken Schoren

Reinhard Mohr

Friedliche Demonstration am Sonntagmorgen in Dornbirn.

„Es ist leider Gottes so, dass die armenische Lobby auch hier in unserem Land, in Vorarlberg, eine Lüge verbreiten will, die einfach nicht stimmt“, so Durdu. Sie würden deswegen „still und friedlich“ demonstrieren. Die Demonstration lief dann tatsächlich auch still und friedlich ab.

Unverständnis bei Veranstalter

Die anwesenden Armenier wollten dem ORF keine Interviews geben - zu groß sei die Angst, hinterher Probleme zu bekommen. Beim örtlichen Pfarrer Reinhard Himmer, der jedes Jahr die Gedenkmesse veranstaltet, löste die Kundgebung Unverständnis aus: „Stellen Sie sich vor, da gäbe es einen Gottesdienst für die Opfer des Holocaust, und dann gäbe es Gruppen, die sowohl den Holocaust als auch die Konzentrationslager und alles damit Verbunden in Frage stellen, und eine Gegendemonstration veranstalten.“

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Beitrag von Jürgen Sebö, Christine Amon, Reinhard Mohr und Roland Weber.

Der Gottesdienst konnte ohne Zwischenfälle durchgeführt werden. Auch die Polizei war mit dem Verlauf der Versammlung zufrieden, so Polizeisprecher Stefan Morscher: „Die Versammlungsteilnehmer haben sich an alle Abmachungen gehalten.“ Es habe auf beiden Seiten keinerlei Störungen gegeben.

Streit um „Völkermord“-Begriff

Papst Franziskus und auch das EU-Parlament verwenden für die Deportationen und Massentötungen an Armeniern, die am 24. April 1915 begonnen haben, den Begriff „Völkermord“. Das löste teilweise heftige Reaktionen in der Türkei aus. Von Völkermord könne nicht gesprochen werden, die Geschehnisse damals seien kriegsbedingt gewesen, so die Kritik.