Armutskonferenz fordert Umverteilung

In etwa jeder Zehnte in Vorarlberg ist gefährdet, in Armut abzugleiten. Die Vorarlberger Armutskonferenz - ein Zusammenschluss von Sozialexperten - warnt vor einer Verschlimmerung für Arbeitslose, Teilzeitbeschäftigte und finanziell Schwächere.

„In der Sozialpolitik werden einzelne Feuer gelöscht, aber nie das Ganze gesehen“, sagt der Sprecher der Vorarlberger Armutskonferenz, Michael Diettrich. Der beste Schutz gegen Armut sei ein Vollzeitarbeitsplatz, der die Existenz sichere. Diettrich vermisst eine ausreichende Zahl solcher Arbeitsplätze.

Zum wiederholten Mal fordert die Armutskonferenz eine Grundsicherung von 1.230 Euro pro Monat für einen Einzelpersonen-Haushalt und einen Mindestlohn von 1.550 Euro brutto. Vor allem aber sollte Arbeit gerechter verteilt werden, so Diettrich. Und wörtlich: „Wir empfehlen eine sehr weitgehende Arbeitszeitverkürzung auf 30 Wochenstunden ohne vollen Lohnausgleich, aber unter Beibehaltung eines Mindestlohnes von 1.550 Euro brutto pro Monat. Wir wollen einfach mehr Menschen in Arbeit bringen können.“

Steuern sollen Umverteilung beschleunigen

Die Armutskonferenz tritt für eine Vermögenssteuer ein, eine Erbschafts- und Schenkungssteuer sowie eine höhere Finanztransaktionssteuer. All diese Anliegen sollen Landespolitiker auf Bundesebene einbringen, sagt Elmar Sturm, Sozialarbeiter in der Krankenhausstiftung Maria Ebene: „Da erwarten wir von politischen Vertretern des Landes, dass sie in der Hinsicht aktiv werden, grade jetzt - beispielsweise ist Landeshauptmann Wallner (ÖVP) Vorsitzender der Landeshauptleute-Konferenz - auch auf der Ebene kann und soll Vorarlberg tätig werden.“ Diskutiert werden all diese Forderungen schon lange, so Sturm, es sei höchste Zeit, sie umzusetzen.

Muxel hinterfragt Forderungen der Arbeitskonferenz

Für ÖVP-Wirtschaftssprecher Alexander Muxel sind die von der Armutskonferenz gestellten Forderungen zu hinterfragen. Ein staatlich festgelegter Mindestlohn sowie die Verkürzung der Arbeitszeit würden zu einer massiven Erhöhung der Stundenlöhne gerade von Niedrigqualifizierten führen. Für den Industriestandort Vorarlberg hätte das zur Folge, dass der Druck in Richtung Automatisierung erhöht würde. Die Konsequenz wären deutlich mehr Arbeitslose und Mindestsicherungs-bezieher, so Muxel.