Thomas Gebauer: „Wirksam helfen!"

In der aktuellen „Focus“-Sendung spricht Thomas Gebauer über „Wirksame Hilfe, Solidarität und die Ursachen des Elends“. Er ist Sprecher der Stiftung „medico international“, die sich für die globale Verwirklichung des Menschenrechts auf Gesundheit einsetzt.

„Was du für mich tust, aber ohne mich, das tust du gegen mich“, lautet ein afrikanisches Sprichwort.

Jeder kennt die aufgehaltene Hand eines Menschen, der um ein Almosen bittet. „Spenden oder nicht?“ kann die spontane Frage sein. Helfen auf diese Art sei immer zweischneidig: „Man hilft kurzfristig und hat ein gutes Gewissen. Langfristig ändert man aber nichts“, sagt Thomas Gebauer.

Facetten der Wohltätigkeit

Die Thomas Gebauer gestellte Frage lautete: Gibt es eine Utopie des Helfens? Zum besseren Verständnis ist gut zu wissen, dass er gemeinsam mit Ilija Trojanow das Buch „Hilfe? Hilfe: Wege aus der globalen Krise" geschrieben hat. Darin hinterfragen sie die vielen Facetten der Wohltätigkeit, sie schreiben über die die Aktivitäten der Superreichen und über die staatlichen Hilfen bis hin zu lokalen Initiativen.

Die Sendung zum Nachhören

Wie soll Hilfe aussehen?

Das Buch sei im Rahmen einer Reise auf vier Kontinente entstanden, sagt Gebauer. Die Autoren starteten von Frankfurt nach Guatemala, von Pakistan nach Brüssel, von Sierra Leone nach Mexiko. Auf ihrer Reise wollten sie herausfinden, wie sich Hilfe gestaltet. Und wie Hilfe aussehen sollte, damit eine solidarische Welt möglich wird. In der pakistanischen Stadt Karachi trafen Gebauer und Trojamow in ihrem Hotel zufällig auf eine Ausstellungseröffnung zum Thema Hunger. Vertreter der „Robin Hood-Army“ waren auch da, um das Übriggebliebene vom Buffet an Bedürftige zu verteilen.

Verhältnisse machen Hilfe notwendig

Die Frage, die Gebauer stellt, lautet: Wie groß müsste das Buffet der Welt denn sein, damit man alle Notleidenden mit Essen unterstützen könnte. Die Welt leide nicht an zu wenig Hilfe, sondern an Verhältnissen, die immer mehr Hilfe notwendig mache. Hilfe könne dazu beitragen, Not und Unmündigkeit nachhaltig zu überwinden. Es kann aber auch dazu beitragen, die Verhältnisse, die pausenlos Not und Unmündigkeit so stabilisieren, dass sie die Not nicht verändern; indem Not abgemildert, aber die Ursachen nicht beseitigt werden.

Zur Person:

Thomas Gebauer ist Sprecher der Stiftung medico. Von 1996 bis 2018 war er Geschäftsführer von medico international. Seit 2019 ist er Sprecher der Stiftung medico international. 1997 war er Teil einer Delegation, die für die geführte Kampagne zum Verbot von Landminen den Friedensnobelpreises in Empfang nehmen konnte.

Als Zivildienstleistender ist er Ende der 1970er Jahre zu medico gekommen. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen Fragen der internationalen Friedens- und Sicherheitspolitik und die sozialen Bedingungen globaler Gesundheit. Der Psychologe erhielt 2014 die Goethe-Plakette, mit der die Stadt Frankfurt Persönlichkeiten des kulturellen Lebens würdigt.

Literatur zur Sendung:

Ilija Trojanow und Thomas Gebauer: „Hilfe? Hilfe! Wege aus der globalen Krise" (Fischer Verlag)

Musik:

„Kostproben live"
David Helbock (Piano) und Lorenz Raab(Trompete)
Composer in residence- Tage der Utopie 2019

GANSCH & ROSES Flozirkus/instr.
Gansch & Roses Thomas Gansch Thorsten Benkenstein