Matthias Beck: „Gönn’ dir innere Nahrung"

„Wenn man Piloten so wie katholische Priester ausbilden würde, endete jeder Flug mit einer Bruchlandung. Würden Chirurgen so ausgebildet, wäre jeder Patient tot“, sagt Medizinethiker Matthias Beck in der ORF Radio Vorarlberg Sendung „Focus“.

Sendungshinweis

„Focus" – Themen fürs Leben bei ORF Radio Vorarlberg
Samstag, 13. April, 13.00 - 14.00 Uhr

Bei Unsicherheiten bei der Einnahme von Medikamenten gilt an die Patienten gerichtet die Empfehlung: „Fragen sie Ihren Arzt oder Apotheker.“ Bei Professor Beck kann das ODER durch ein UND ersetzt werden. Er vereint den Arzt, den Apotheker, den Philosophen und den Theologen in sich. Diese breite Berufserfahrung wird in seinen Ausführungen und in seinen Büchern erfahr- und erlesbar. In seiner Kritik nimmt er sich kein Blatt vor den Mund und mutet so seinen Priesterkollegen einiges an geistlicher und geistiger Medikation zu.

Die Sendung zum Nachhören:

In seinem jüngsten Buch redet Prof. Beck der Freiheit das Wort. Die Unfreiheit im Denken durch Verbote, durch eine platte Sünden-Fixierung, sei dem Christentum zur Belastung geworden. Immer mehr Menschen kehrten dem Christentum den Rücken zu und orientierten sich an anderweitigen spirituellen Ratgebern.

So wirft er dem System „Kirche“ vor, das Denken und Reflektieren über Jahrzehnte durch Glaubenssätze ersetzt zu haben. Zudem zeige das göttliche Bodenpersonal gewaltige Defizite. Das wiederum sei die Folge einer schlechten Ausbildung. In der Medizin habe er gelernt, wie man ein Gespräch führt, wie nonverbale Kommunikation funktioniert, welche Fragen man stellen darf oder wie man ein Gespräch strukturiert.

Focus Matthias Beck

Universität Wien

Man dürfe die Kirche nicht unter Wert verkaufen. Das Christentum sei ein großes Gut, das wir in zerbrechlichen Gefäßen mit uns tragen. Manchem Pessimismus stehe ein unglaublicher Optimismus und die Zusage gegenüber, dass es gut sei, dass jeder Einzelne da ist. „Du bist willkommen auf dieser Welt. Mach ‚mehr‘ aus deinem Leben, damit es es Frucht bringe.“ Christus sei der Arzt im Neuen Testament, 50 Prozent der Geschichten im Neuen Testament seien Heilungsgeschichten. Der Mensch solle heil und ganz werden, betont Matthias Beck.

Zur Person:

Matthias Beck (* 1956 in Hannover ist ein deutscher Pharmazeut , Mediziner, Universitätsprofessor für Moraltheologie , Buchautor und römisch-katholischer Priester.

Beck studierte von 1976 bis 1981 Pharmazie an der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) in Münster. Nach eigenen Angaben wurde er zu dieser Zeit Junioren-Europameister im Dressurreiten.

Von 1980 bis 1987 studierte er Humanmedizin, ebenfalls an der WWU Münster sowie an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). 1985 machte er einen Studienaufenthalt am indischen Medical College in Srinagar. 1988 promovierte Matthias Beck an der WWU Münster im Fach Dermatologie. Zugleich studierte er von 1987 bis 1989 Philosophie auf Bakkalaureat und absolvierte von 1990 bis 1993 ein Diplomstudium der katholischen Theologie an der LMU München. Er promovierte 1999 zum Doktor der Theologie.

Im Jahr 2002 begab er sich auf einen Forschungsaufenthalt an die Georgetown University in Washington . 2007 habilitierte er sich im Fach Moraltheologie im Fachbereich Medizinethik an der Universität Wien. 2007 wurde er in Wien zum außerordentlichen Universitätsprofessor am Institut für Systematische Theologie und Ethik an der Katholisch-Theologischen Fakultät. Beck ließ sich 2011 zum Priester weihen.

Literatur zur Sendung:

Matthias Beck: Was uns frei macht. Für eine Spiritualität der Entfaltung. Styria 2018.

Musik:

T* Goldberg - Variationen BWV 988 „Aria mit 30 Veränderungen“ / Bearbeitung für Akkordeon
E* 3. Variation 1 (Index 1) - Variation 2
S: Stefan Hussong/Akkordeon
K: Johann Sebastian Bach/1685 - 1750

Präludien und Fugen aus „Das wohltemerierte Klavier“, Buch 1 & 2
T* Präludium und Fuge Nr.2 in c-moll BWV 847 / Bearbeitung für Akkordeon
E* Präludium Nr.2 00:01:39
E* Fuge Nr.2 (a 3 voci) 00:01:17
G* Das Wohltmperierte Klavier BWV 846 - 869, S: Mie Miki/Akkordeon
K: Johann Sebastian Bach/1685 - 1750

CD* TIMELESS
T* Flute Sonata in G Minor No. 1 Allegro
A: Das Kollektiv
NI: Juan Carlos Diaz/Querflöte
NI: Raphael Brunner/Akkordeon
K: J.S. Bach