Zwetelina Ortega: „Mehrsprachigkeit ist ein Mehrwert“

In der ORF Radio Vorarlberg-Sendung „Focus“ spricht die Wiener Sprach- und Literaturwissenschaftlerin Zwetelina Ortega über die Sprachwelten von Kindern mit Migrationshintergrund.

Sendehinweis:

„Focus" – Themen fürs Leben bei ORF Radio Vorarlberg
Samstag, 30. Juni 2018, 13.00 bis 14.00 Uhr

Öffnen Sie im Klassenzimmer die Räume, wo die verschiedenen Sprachen erklingen können, bestärkt Zwetelina Ortega die Pädagoginnen und Pädagogen im Publikum.

Die Sendung zum Nachhören:

Es gehe oft gar darum, weitere Zugänge zu eröffnen. Man höre die Sprachmelodie, die Stimme eines Menschen und man sehe wie sich die Persönlichkeit verändert, indem er/sie eine andere Sprache spricht. Es habe für Kinder mit Migrationshintergrund einen enormen Stellenwert, ihren Mitschülern zeigen zu können, was sie alles können. Im Verband der Klasse werten solche Aktivitäten auch die Eltern auf, es stärke die Beziehung zu Mitschülern und den Lehrern.

Dreisprachig aufgewachsen

Zwetelina Ortega ist gewissermaßen ein Paradebeispiel für einen Menschen, der in einer Familie aufgewachsen ist, in der mit Bulgarisch, Spanisch und Deutsch drei Sprachen gesprochen wurden.

Zwetelina Ortega

Magdalena Possert

Zwetelina Ortega ist Expertin für Mehrsprachigkeit.

Die Sprach- und Literaturwissenschaftlerin eröffnete ihren Vortrag, den sie auf Einladung des Vereins Montessori Vorarlberg in Klaus gehalten hat, mit der Frage: Woher kommen Sie wirklich? Es gebe viele Ankerpunkte der Identität bei der Frage: Wer bin ich? Woher komme ich? Was ist meine Heimat?

Sprachen werden gewertet

Sie mache oft die Erfahrung, dass nicht nur die Herkunft eine Wertung erfahre, sondern auch die Sprachen und somit die Sprecher: Gleich nach Deutsch komme bei uns Englisch und danach komme lange nichts, sagt Ortega. Wie sie als Bulgarisch und Spanisch sprechendes Mädchen ohne Deutschkenntnisse nach Wien gekommen sei, habe sie Bewunderung durch ihr Spanisch erfahren, erzählt sie. Ihr Bulgarisch habe keinen interessiert.

Wie Kulturen werden auch Sprachen gewertet. Bestimmte haben ein höheres Prestige als andere. Gesellschaftlich niedrig gewertete Sprachen, die kein hohes Prestige haben, wirkten sich auch sozial und wirtschaftlich aus. Ortega macht das deutlich an den Gastarbeitern in Frankreich. Portugiesisch habe in Frankreich ein schwieriges Standing, weil es die Sprache der portugiesischen Putzfrauen und Bauarbeiter sei. Es gehe bei deren Kindern darum, möglichst schnell Französisch zu lernen.

Homepage:
Linguamulti bietet Beratung und Workshops, die Mehrsprachigkeit erfolgreich zu leben.

www.linguamulti.at

Zur Person:

Mag.ᵃ Zwetelina Ortega
1979 in Sofia, Bulgarien geboren. Lebt seit 1987 in Österreich. Ausgebildete Sprach- und Literaturwissenschaftlerin. An der Universität Wien Romanistik und vergleichende Literaturwissenschaft studiert. Autorin, Übersetzerin, Dolmetscherin, Workshopleiterin und Beraterin. Dreisprachig mit Bulgarisch, Spanisch und Deutsch aufgewachsen.

2012 erschien der dreisprachige Gedichtband Aз und tú (Edition Yara). Im Verein „Wirtschaft für Integration“ war sie Gründungsgeschäftsführerin und hat dort den mehrsprachigen Redewettbewerbs für Jugendliche mit Migrationsgeschichte „Sag‘s multi!“ entwickelt.

Musik:

CD: INNANNA -taktlos

Zwiefacher
Odessa

Polyglobe

JAZZ COLLECTION / DAVE BRUBECK !
Unsquare dance/instr.

Dave Brubeck Eugene Wright Joe Morello

CD* Sänger
JEDES KIND BRAUCHT EINEN ENGEL
A: Klaus Hoffmann
K: Hoffmann