Armin Thurnher: „Der Populismus“

In der Focus-Reihe von ORF Radio Vorarlberg spricht „Falter“-Herausgeber und -Chefredakteur Armin Thurnher zum Thema „Der Populismus - sein Aufstieg, Falschmeldungen und der tägliche Krisenmodus“.

Im Populismus steckt das Volk: Er will die politische Parteinahme für das Volk sein. Der Begriff Populismus diene nicht dem Problem der Analyse, sondern der Erledigung.

Die Sendung zum Nachhören:

Von „Lügenpresse“ bis „fake news“

Beim Montagsforum Dornbirn geht es in diesem Semester um die Sprachen, die wir sprechen. Und die Sprachen des Populismus gehören auch dazu. Populismus reiht sich nach Armin Thurnher in die Reihe der in Mode gekommenen Begriffe, wie Lügenpresse und „fake news“ ein.

Sendungshinweis:

„Focus - Themen fürs Leben“, ORF Radio Vorarlberg, 16. Juni, 13.00 bis 14.00 Uhr

Armin Thurnher verweist darauf, dass der Terroranschlag auf die Twin-Towers in New York vom 11. September 2001 (nine eleven: 9/11) den Irakkrieg auslöste. Dieser beruhte – wegen der behaupteten Massenvernichtungswaffen von Saddam Hussein - auf „fake news“. Aus den Folgen des Irak- und des Syrienkrieges wiederum erwuchs in dessen Folge die Flüchtlingskrise 2015: Die brachte nicht nur die AFD in den deutschen Bundestag, sondern auch nationalistische Parteien in europäische Parlamente.

Finanzkrise ebnete Weg für Trump

Zu diesem Krisenszenario der letzten 20 Jahre gehört auch die Finanzkrise 2008. Sie kostete tausenden Amerikanern ihr Eigenheim und die Betroffenen wurden für die Losung „make America great again" empfänglich.

Armin Thurnher

ORF/Günther Pichlkostner

Armin Thurnher, Chefredakteur und Herausgeber des „Falter" in Wien

Zu dieser Betrachtung der neuen Kommunikationsbedingungen gehöre auch, dass im Jahr 2004 Facebook als der größte weltumspannende Medienkonzern gegründet wurde.

Neue Funktion für Redakteure

Das kommunikative Klima habe sich in den vergangenen 20 Jahren grundlegend verändert: das liege - so Thurnher - auch an der Rolle und dem Verhalten von Politikern, die nicht mehr ihrem Gewissen und ihren besten Einsichten folgen und dann unabhängig entscheiden. Mit Blick auf die Medienlandschaft gelte, dass Redakteure früher Torwächter waren, die zwar nicht verschwunden seien, sondern deren Funktion sich verändert habe.

Nachrichten würden nicht mehr in den herkömmlichen Medien verbreitet, sondern über „social media". Da gebe es hauptsächlich vorauseilende Einfühlung. Die Kriterien von Publizistik seien Likes, Tweets und Follower geworden. Dafür geben Menschen ihr Leben, resp. ihre Daten her, so Armin Thurnher.

Was stimmt, was stimmt nicht?

Und er zitiert Bernhard Pörksen vom Institut für Medienwissenschaft an der Universität Tübingen. Nach Pörksen leben wir in einer Wahrheits-, einer Diskurs-, einer Autoritäts-, einer Behaglichkeits- und einer Reputationskrise: wir können nicht mehr darauf vertrauen, dass mitgeteilte Dinge stimmen oder nicht. Und bei der ständigen Veröffentlichung von allem sei man auch ständig in Gefahr, sein Ansehen zu verlieren.

Literatur:
Armin Thurnher. Ach, Österreich! Zsolnay