„Die große Suche nach dem heilsamen Klang"

Martin Schleske gilt in der Szene als Ausnahme-Instrumentenbauer. In der ORF Radio Vorarlberg Sendung „Focus“ berichtet er über seine Suche nach dem richtigen Klang.

Sendehinweis:

„Focus" - Themen fürs Leben bei ORF Radio Vorarlberg
Samstag, 10. Februars 2018, 13.00 – 14.00 Uhr

Das große Geheimnis des Geigenbaus ist für Martin Schleske ein gewaltiges Gleichnis für die menschliche Seele und deren Führung. Der Instrumentenbauer gebe einem Menschen, einem Musiker „seine Stimme“, egal welches Instrument er spiele. Letztlich gehe es um den Gesang, das Instrument sei in dem Sinn Zufall.

Die Sendung zum Nachhören

Wenn die Seele sich hörbar macht, dann berührt es die andere Seele, die es hören kann. Es mache uns gesund, Musik zu hören. Er wolle durch seinen Instrumentenbau heilsame Klänge schaffen. Klänge, die die Seele gesund machen. Voraussetzung sei, dass wir zu hören gelernt haben.

Bei Schleske findet sich einerseits die höchste Kunst des Instrumentenbaus, andererseits hat für ihn die Suche nach dem Klang auch mit den Fragen der menschlichen Sinnsuche, des Glaubens und der Spiritualität zu tun. Er setzt sich intensiv damit auseinander und wird zu einem berührenden Vermittler seiner Erfahrungen der Klänge des Holzes und des Instruments, und er bringt sie in Beziehung zum Menschen und dessen Weg durch das Leben.

Focus Martin Schleske

privat

Die Erfahrung der Begegnung mit Martin Schleske hat es in sich. Der Geigenbaumeister steht bei seinem Vortrag in der Kirche der Propstei St. Gerold. Er hat zwei Hölzer mitgebracht. Anhand der mitgebrachten Rohhölzer erklärt er den Klang des Holzes, sein Gespür und seine Intuition für die Suche nach dem richtigen Holz.

In der einen Hand hält er das Holz eines neuseeländischen Kauri-Baums, ausgegraben aus einem Hochmoor. Das Holz ist 50.000 Jahre alt und hat sich eben solange im Moor erhalten. Es sei noch nie eine Geige aus diesem Holz gemacht worden, sagt Schleske. Dieses Holz sei dem Ahorn-Holz, aus dem man sonst die Geigenböden mache, überlegen. Spannend sei, wie ein Holz letztlich klinge, das 50.000 Jahre in der Stille war.

Zur Person:

Martin Schleske, geboren 1965 in Stuttgart, ab dem siebten Lebensjahr Geigenunterricht, u.a. bei dem ungarischen Bratscher (ehem. Solobratscher der Berliner Philharmoniker) und Dirigenten Attila Balogh. Ausbildung an der Staatlichen Geigenbauschule Mittenwald von 1982 bis 1986. Forschungswerkstatt für Geigenbau im Schalltechnischen Beratungsbüro Müller-BBM (Planegg) unter Prof. Dipl.-Physiker Helmut A. Müller von 1988 bis 1994. Physikstudium an der Hochschule für Angewandte Wissenschaft München von 1990 bis 1994. (Diplomarbeit: Eigenschwingungen im Werdegang einer Geige) Restauration bei Geigenbaumeister Peter Erben von 1994 bis 1996. Meisterprüfung im Geigenbauer-Handwerk (Note „sehr gut“) in Hamburg 1996.

Seit 1996 eigene Meisterwerkstatt für Geigenbau (Schwerpunkt Neubau) mit Akustiklabor im Raum München. Die Instrumente des Geigenbaumeisters Martin Schleske werden mitunter von international konzertierenden Solisten und Konzertmeistern renommierter Orchester gespielt. Etwa 20 Instrumente der Solistenklasse (Geigen, Bratschen und Violoncelli) verlassen jedes Jahr das Meisteratelier. Martin Schleske ist seit 1990 mit Claudia Schleske verheiratet. Sie haben zwei erwachsene Söhne, Jonas und Lorenz.

Homepage:
www.schleske.de

Literatur zur Sendung:

Martin Schleske, „Herztöne- lauchen auf den Klang des Lebens". Erschienen bei adeo.

Musik:

CD* OFFICIUM - Jan Garbarek & The Hilliard Ensemble
T* Parce mihi domine - aus dem Officium defunctorum / Bearbeitung für Saxophon und Vokalensemble

G* DIE VIER JAHRESZEITEN / Le Quattro stagioni - aus „Il Cimento dell’Armonia e dell’Inventione“ op.8
E* Allegro - 1.Satz 00:03:22
T* Der Frühling - Concerto Nr.1 in E-Dur RV

S: Isaac Stern/Violine
O: Jerusalem Music Chamber Orchestra
NI: Valery Maisky/Cembalo
L: Isaac Stern