Gronemeyer: „Unsere Kinder stark machen“

Reimer Gronemeyer spricht in der Sendung Focus zum Thema: „Unsere Kinder stark machen - in der Stärke zu Nachdenklichkeit, Ernsthaftigkeit, Liebe und Solidarität.“

Sendehinweis:

„Focus" - Themen fürs Leben bei ORF Radio Vorarlberg
15. Juli 2017, 13.00 – 14.00 Uhr
20. Juli 2017, 21.00 – 22.00 Uhr (WH)

Die Frage, ob er denn ein Rezept für die Stärkung von Kindern und Jugendlichen habe, verneint Reimer Gronemeyer. Das Wichtigste sei, dass wir - die Älteren - nachdenken. Er glaube daran, dass man sich direkt an Kinder wenden könne, weil sie sehr viel stärker seien, als man landläufig meine. Das wisse er von seinem Engagement im Zusammenhang mit sterbenden Kindern in einem Kinder-Hospiz.

Die Sendung zum Nachhören:

Von dort sei ihm auch klar, wie stark, souverän und fähig Kinder schon in frühen Jahren seien. Das Wichtigste sei, dass Kinder uns wahrnehmen als solche, die sich vor dem Nachdenken nicht fürchten, die sich nicht fürchten davor auszusprechen, was an Drohung komme und sich nicht fürchten, Kinder zu kritisieren. Nur das, was wir Erwachsene mit letztem Ernst machen, komme bei Kindern an.

Die Schule und das Lernen

Schule sie auch ein Verhängnis, weil noch nie eine Gesellschaft diese so organisiert habe, wie wir das machen. Jedes Buschmannkind im südlichen Afrika kennt dreihundert Pflanzen und kann sagen, welche wichtig und welche giftig sind. Jedes Kind spreche mindestens fünf Sprachen, obwohl sie diese nie in der Schule gelernt hätten.

Focus Reimer Gronemeyer

Gemeinde Mäder

Reimer Gronemeyer

Kinder würden bei uns in gleichaltrige Gruppen eingeteilt und 13 Jahre lang einem Ritual ausgeliefert, bei dem es darum gehe, eine Diplom zu erwerben. So als würde nicht das Meiste, was Kinder lernen, außerhalb der Schule gelernt werde. Es brauche eine neue Art des Lernens über die Lokalität hinweg. Schule stelle keine Gleichheit, sondern vom ersten Tag an Ungleichheit her: Zwischen denen, die es schaffen und jenen, die es nicht schaffen. Der einzige Zweck von Schule sei die Produktion von Dropouts, beklagt Gronemeyer.

Die „ICH-LINGE“

Die Einzelhaft, in der sich Kinder in ihrem Zuhause befinden, sei für ihn ganz schrecklich mit ansehen zu müssen und Gronemeyer erzählt, dass er nach einem Brand in einer 2-Zimmer Wohnung mit fünf Mitgliedern groß geworden sei. Mutter, Großmutter und zwei Brüder. Er habe diese Lebensatmosphäre sehr wärmend, stützend und liebevoll in Erinnerung.

In Afrika sei ein Bett für vier bis sechs Personen Ruhestätte. Das sei auch nicht erstrebenswert, aber was am anderen Ende – bei uns - passiert, die Einzelhaft und das im Plastikmüll des Spielzeugs, die könne nicht hilfreich sein. Hier hausten dann die armen ICH-LINGE, die es gewöhnt seien, auf sich zu vertrauen.

Zur Person:

Prof. DDr. Reimer Gronemeyer
Geboren 1939 in Hamburg. Studium der Theologie in Hamburg, Heidelberg und Edinburgh. 1971 Promotion mit einem Thema zu den Paulusbriefen. Pfarrer in Hamburg. Studium der Soziologie. 1973 Promotion zu Fragen der betrieblichen und gesellschaftlichen Partizipation. Assistent an den theologischen Fakultäten in Mainz und Bochum. Seit 1975 Professor für Soziologie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen Forschungsaufenthalte in Afrika (Sudan, Zimbabwe, Namibia, Botswana, Senegal, Südafrikanische Republik) und Osteuropa (Polen, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Estland, Lettland, Litauen).

Literatur zur Sendung:

Reimer Gronemeyer, Michaela Fink, „Unsere Kinder. Was sie für die Zukunft wirklich stark macht.“ Gütersloher Verlagshaus

Musik:

PUSH A simple life/instr./
Bill Evans Bruce Hornsby

LP* ACCORDEON FASCINATION
T* Mozart 40 / aus der Symphony Nr.40
S: Herwig Peychär/Akkordeon

Tell me there`s a Heaven
Chris Rea