„Patchwork-Kinder und ihre Familien“

Monika Kiel-Hinrichsen Patchwork-Mutter sowie Familien-und Paartherapeutin aus Bonn spricht in der „Focus“-Sendung über das Thema: „Patchwork-Kinder und ihre Familien. Ein oft schwieriger Neuanfang nach Trennung und Krise.“

Patchwork-Familien sind eine zweite Chance für Paare, um die Schattenseiten, die sich in der ersten Beziehung herausgestellt haben, zu korrigieren, sagt Monika Kiel-Hinrichsen.

Die Sendung zum Nachhören

Wie geht Trennung?

Alle Beteiligten einer Patchwork-Familie haben eines gemeinsam: sie haben eine Krise durchlebt, bevor es zur Patchwork-Familie kommt. Ein Trennungsschmerz, egal ob Kinder oder Erwachsene. Alle kommen aus einer Situation, die etwas mit Unzufriedenheit zu tun hat- sei es mit sich selbst oder mit der Partnerschaft.

Monika Kiel-Hinrichsen

Privat

Monika Kiel-Hinrichsen

Es gibt zwei Möglichkeiten, wie dieses Ereignis entsteht: ein eingreifendes Ereignis, indem vom Partner hört; „Du ich will mich trennen“ oder ein schleichendes Ereignis. Es gibt dann die Phase des „Ich glaube es nicht“, man „bagatellisiert“ , und will es nicht wahrhaben.

Wenn Wut und Ärger aufsteigen

Es kommt Wut, Ärger, Misstrauen gegen den Anderen auf. Ich schaue nicht auf mich, sondern bin mit dem Anderen beschäftigt. Man befindet sich dann an dem Ort, an dem festgestellt wird, es wird in der Beziehung schmutzige Wäsche gewaschen. Es kommt alles, worüber man nicht zufrieden war, zum Ausdruck.

Sendungshinweis:

„Focus“, 30.4.2016, 13.00 bis 14.00 Uhr, ORF Radio Vorarlberg
5.5.2016, 21.00 bis 22.00 Uhr (WH), ORF Radio Vorarlberg

Zwischen der Trauer und dem Abschied kommt die Stufe des Feilschens. „Vielleicht sollten wir doch das Haus bauen, das wir uns vorgenommen haben oder doch noch ein zweites oder drittes Kind bekommen oder ich sollte vielleicht noch abnehmen.“

Wenn die Trennung vollzogen wird, muss man Abschied nehmen. Kinder entwickeln oft eine unglaubliche Stärke und tragen die Eltern durch ihre schwere Krise, betont Kiel-Hinrichsen.

Nach der Trauer

Zuerst halten die Kinder zu den Eltern und dann wenn die Eltern meinen, sich erholt zu haben, können Kinder plötzlich in der Schule Probleme haben. Sie können, wenn sie kleiner sind, Bettnässer werden, sie können einkoten oder Schlafprobleme bekommen.

Bei älteren Kindern kann es zu Einsamkeits- oder Herzproblemen kommen. In der Pubertät wiederum können sie sich von der Familie abwenden und ein DU, das ihnen beisteht, suchen.

5 Reaktionsstufen bei Kindern

1. Kinder verleugnen, dass ihre Eltern sich getrennt haben
2. Aggression gegen den Elternteil, der gegangen ist.
3. In dieser Stufe steht das Verhandeln. Kinder beziehen die Lebenssituation der Eltern auf sich, sie fühlen sich schuldig und wollen sich ändern, damit die Eltern wieder zueinander- finden. Wenn ich mich anstrenge kommen Mama und Papa wieder zusammen.
4. Die depressive Phase kann eine Lebens-müdigkeit mit sich bringen.
5. Akzeptanz der Situation. So ist es jetzt. Meine Eltern haben sich getrennt. Das Kind schafft es auch, die Trennung zu integrieren.

Neue(r) Partner/in - neue Familie

Kinder können, wenn sich neue Partner einstellen, und eine neue Familie mit anderen Kindern hinzukommt, wieder zu leiden beginnen. Jetzt ist es offensichtlich, meine Eltern werden nie wieder zusammenkommen. Hier entsteht der Trennungsschmerz, der ein Leben lang bleibt, sagt Monika Kiel-Hinrichsen.

Patchwork - keine Paarzeit

Wenn Familien zusammenziehen, spielen Gewohnheiten in dieses System hinein. Da entsteht- grafisch betrachtet - ein Durcheinander und die einzelnen Leben kommen alle in einer Familie zusammen. Unterschiedlichste Gewohnheiten, Verletzungen und Familienerfahrungen. Man kommt zusammen und ist mit dem System der anderen konfrontiert.

Auffallend: In dieser Phase gibt es keine Zeit für das Paar und somit ist es anders wie in einer Ursprungsfamilie, wenn sich ein Paar kennenlernt und sich dafür Zeit nimmt.

Grundlage Paarbeziehung

Grundlage des Zusammenlebens ist die Paarbeziehung. Es braucht im übertragenen Sinn ein Haus, in dem die unterschiedlichsten Räume bewohnt werden. Es braucht einen Gestaltungsraum, in dem neue gemeinsame Gewohnheiten entwickelt werden.

Mit den Kindern sollte man gemeinsam herausfinden, wie in einer Art Familienkonferenz, was habt ihr gerne, was wollen wir machen? Was ist das Bedürfnis der Kinder, wenn sie zu ihrer Mama, ihrem Papa am Wochenende kommen?

Kinder brauchen einen Ort, an dem sie sich beheimaten können. Kinder sollten nicht für andere „Besuchs-Wochenend-“Kinder alle zwei Wochen Platz machen müssen. Das schafft Konflikte.

Zur Person:

Monika Kiel-Hinrichsen, Jahrgang 1956, verheiratet, lebt seit 27 Jahre in einer Patchwork-Familie.
Die Kinder sind mittlerweile erwachsen.
sie ist Erzieherin, Sozial- und Heilpädagogin und gründete in Kiel eine Elternschule bzw. Ausbildungsstätte für Tagesmütter und -väter.
Seit 2016 Beratungspraxis in Hersel/ Bonn-

Homepage:
www.kiel-hinrichsen.de

Literaturhinweis:

Monika Kiel-Hinrichsen
Die Patchworkfamilie. Vom Beziehungschaos zur intakten Lebensgemeinschaft.
Verlag Urachhaus-Stuttgart.

MUSIK:

CD* FRANK BRIDGE: KLAVIERWERKE VOL.1 - Ashley Wass
T* Miniature Pastorals (Miniatur Pastoralen), Set 1 - für Klavier
E* Nr.1 Allegretto con moto 00:02:15
CD* XAVIER DE MAISTRE : BERÜHMTE KLASSIKER IN HARFEN BEARBEITUNGEN
T* Danse espagnole Nr.1 - aus der Oper „La vida breve / Das kurze Leben“ / Bearbeitung für Harfe
CD* for us per noi
T* gloria
S: Pecoraro & Pecoraro
S: Herwig Pecoraro/Tenor
S: Mario Pecoraro/Popsänger, Klavier
C: Mario Pecoraro/Popsänger, Klavier