Dr. Franz Josef Köb: „Ziemlich beste Jahre“

Dr. Franz Josef Köb spricht in Sendung „Focus“ bei ORF Radio Vorarlberg über das Thema „Ziemlich beste Jahre? Wir brauchen ein neues Bild des Alters.“

Die Sendung zum Nachhören:

Sendungshinweis:

„Focus“, 10.5.2013

„Das Alter ist ein Land, von dem alle gehört haben, wohin jeder und jede ziehen muss, aber wo kaum jemand leben will“, eröffnet Franz Josef Köb seinen Vortrag. Diese widersprüchliche Einstellung zum Alter komme daher, dass das Bild, das wir vom Alter hätten, auf vielen Vorurteilen beruhe und diese Vorurteile seien ziemlich katastrophal. „Alt sein, das Alter, die Alten werden in unserer Gesellschaft fast nur mit negativen Eigenschaften in Verbindung gebracht“. Entsprechend schlecht sei der Ruf des Alters, so Franz Josef Köb.

Franz Josef Köb

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„Best of Aging“

Mit seinem Vortrag will Köb ein „Best of Aging“ - eine vielseitige Betrachtung über das Alter und das Altern - und daraus das Beste - anbieten. „Ziemlich beste Jahre“ versieht er mit einem Fragezeichen, weil sich Alter in den unterschiedlichsten Facetten präsentiert und auch mit den fragwürdigsten Zuschreibungen.

Franz Josef Köb zitiert den Autor des Buchs „Glücksfall Alter“, den Schweizer Soziologieprofessor Peter Gross: Er ist 72 Jahre alt und meint, ihm wäre ein gleichaltriger Friseur oder Verkäufer lieber, als ein 18-jähriges Gegenüber. Die Bemerkung des pensionierten Universitätsprofessors zielt darauf ab, dass ältere Arbeitnehmer viel zu früh aus den den Betrieben verschwinden.

Gebrauchtwerden ist wichtig

Dabei wäre Arbeit, soziales Engagement oder einfach ein Gebrauchtwerden so wichtig für ältere Menschen weil Arbeit und Erwerbsleben samt der Liebe das beste Anti-Aging Mittel sei, ergänzt Köb.

Sinnvolle Arbeit, bezahlter Erwerb oder unbezahltes Ehrenamt sind stets anregend, anstrengend, befriedigend, vorteilhaft für andere und für sich selbst, sofern in Maßen und nicht zwanghaft süchtig ausgeübt", zitiert Franz Josef Köb den Sozialwissenschafter Bernd Marin.

Kürzlich meinte eine Vortragende, in die Runde blickend, dass jeder zweite im Saal mindestens 80 Jahre alt werde. Darauf sollten wir uns heute schon einstellen. Diesen Schnitt hat ein Hundertjähriger, der einen Marathon mit etwas mehr als 42 Kilometer in Toronto gelaufen ist, längst gebrochen. Er wurde, wie man erfuhr, erst mit 89 Jahren zum Marathonläufer.

Wir brauchen ein neues Bild des Alters

„Alter wird assoziiert mit schwach, hilfsbedürftig, gebrechlich, vergesslich, verwirrt, verbittert, einsam usw. Deshalb wollen zwar alle alt werden, aber kaum jemand will alt sein“, beschreibt Franz Josef Köb die abwertende Wahrnehmung des Alters in der Gesellschaft. Bei diesen Zuschreibungen handle es sich, so Franz Josef Köb, aber vielfach um Vorurteile, denn das Alter schaue heute anders aus.

Köb legt ein engagiertes Plädoyer für das Alter ab: das Alter sei als noch nie dagewesener Glücksfall zu betrachten - sowohl für den Einzelnen, als auch für die Gesellschaft.

Altsein heißt nicht nur Wellness und Kreuzfahrten

„Denn: Alter ist heute nicht mehr nur ein kleines Anhängsel von ein paar geschenkten Jährchen nach der Zeit der Berufstätigkeit, sondern Alter ist ein eigener, langer Lebensabschnitt", so Köb.

Deshalb sei es ein Irrtum, vom sogenannten „verdienten Ruhestand“ zu träumen. „Ruhestand als Dauerurlaub macht zwangsläufig unzufrieden, unglücklich und krank“, so Köb.

"Man kann nicht nur Radfahren, Wellness betreiben und Kreuzfahrten machen, sondern man braucht eine sinnvolle Aufgabe. Was dem Leben Sinn gibt, ist das Gefühl, gebraucht zu werden. Wurde bisher gefragt: „Was kann die Gesellschaft für die alten Menschen tun?“, sollten wir künftig fragen: „Was können die alten Menschen für die Gesellschaft tun?“, so Köb.

„Wissen für Leben“

ORF Radio Vorarlberg hat diesen Vortrag im Rahmen der Vortragsreihe „Wissen fürs Leben“ im Festsaal der Arbeiterkammer in Feldkirch aufgezeichnet.

Zur Person

Dr. Franz Josef Köb, Jg.1951, studierte Wirtschaftspädagogik an der Wirtschaftsuniversität Wien. Er war seit 1975 Mitarbeiter beim ORF-Landesstudio Vorarlberg und leitete die Wissenschaftssendung „Focus - Themen fürs Leben“ und für die Vortragsreihe „Fragen unseres Daseins“ von 1984 bis 2009. Seit 2010 leitet er die Vortragsreihe „Wissen fürs Leben“ bei der Arbeiterkammer in Feldkirch.

Köb ist Autor mehrerer Bücher. Im Rahmen der Erwachsenenbildung hält er Franz-Josef Köb seit Jahren Vorträge. Der Vorarlberger Familienverband hat von ihm das Büchlein „Die Wahrheit beginnt in der Familie“ (1991) herausgebracht.

1996 erschien das Buch „Innehalten. Von der Verlangsamung der Zeit“, illustriert mit Holzschnitten von Dieter Huthmacher (Doppelfant-Verlag), nach vier Auflagen vergriffen. 2000 erschien das Buch „Sterben. Vom letzten Abschiednehmen“, illustriert mit Zeichnungen von Dieter Huthmacher (Doppelfant-Verlag), liegt in der 2. Auflage vor.

Literatur

Judith Giovanelli-Blocher, Das Glück der späten Jahre. Mein Plädoyer für das Alter, rschienen im Pendo Verlag

Peter Gross und Karin Fagetti, Glücksfall Alter: Alte Menschen sind gefährlich, weil sie keine Angst vor der Zukunft haben. Herder Verlag

Markus Hofer. Die zweite Halbzeit entscheidet. Stragien für Männer ab 40. Tyrolia Innsbruck

Musik

CD WEAN HEAN Das Wienerliedfestival Vol.2 T* Dinah

CD Pastoral E* Aztec

CD AUTUMN MOODS - INSTRUMENTAL CLASSICS HERBSTSTIMMUNG : Ballade op.29 / Bearbeitung für Panflöte und Klavier < original für Violine und Klavier ==