Christian Felber: „Wir müssen umdenken“

Diese Woche ist Christian Felber in der Radio Vorarlberg - Sendung „Focus“ zu hören. Er gilt als Initiator der Demokratischen Bank und als Erfinder der Gemeinwohl-Ökonomie.

Die Sendung zum Nachhören:

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90 Prozent der Menschen wollen ein neues Wirtschaftsmodell, sagt Gemeinwohl-Ökonom Christian Felber.

Sendungshinweis:

„Focus“, 11.2.2012

Rücksichtslosigkeit, Verantwortungslosigkeit und unethisches Verhalten sollten nach der Gemeinwohl-Ökonomie nicht mehr belohnt werden.

Die ethischen Produkte müssten demnach auch preisgünstiger werden als die unethischen, skizziert Christian Felber die Zielsetzung des alternativen Wirtschaftsmodells.

Werte, die wir in uns tragen als Leitprinzipien

Die Gemeinwohl-Ökonomie bleibe eine Marktwirtschaft und es solle nach wie vor Geld und private Unternehmen geben: dies sei keine ferne Zukunftsmusik, sondern umsetzbar, ist Felber überzeugt.

Ziel der Demokratie ist die Maximierung des Gemeinwohls, beruft sich Christian Felber auf den Philosophen Platon. Die Gemeinwohl-Ökonomie schlage auch keine neuen Werte vor, sondern sie sage, dass wir die Werte, die wir schon alle teilen und die wir schon im Erfahrungsschatz der gelingenden Beziehungen in uns tragen, zu den Leitprinzipien unseres „Wirtschaftens“ machen sollen.

50 Vorschläge für eine gerechtere Welt

In seinem Buch " 50 Vorschläge für eine gerechtere Welt" zeigte Felber bereits auf, wie das Wirtschaftssystem auch funktionieren könnte: inhaltlich gab es wenig Widerspruch erinnert er sich, aber am Ende der Diskussionen über das alternative Wirtschaftsmodell kamen Grundsatzfragen auf: „Verstößt es nicht gegen das Freiheitsprinzip, verringert es nicht die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes, schmälert es nicht die Leistung, wie steht es um die Eigenverantwortung, können die Unternehmen dann noch erfolgreich sein?“

Bei den Diskussionen seien immer die gleichen Schlagworte bzw. -werte vorgekommen: Leistung, Erfolg, Effizienz, Gewinn, Wachstum, Freiheit, Wettbewerbsfähigkeit. Nach der Untersuchung und Analyse des gesunden Bedeutungskerns dieser Begriffe lag die alternative Wirtschaftsordnung vor ihm, beschreibt Christian Felber das „Erfinden“ der Gemeinwohl-Ökonomie.

Gewinnstreben und Konkurrenz

Welche Verhaltensweisen und Wertvorstellungen befördern die Grundregeln des derzeitigen Wirtschaftens, bei denen Gewinnstreben und Konkurrenz Systempfeiler sind, fragt Christian Felber das Publikum im Bildungshaus St.Arbogast? Die Antworten sind eindeutig: Angst, Selbstsucht, Gier, Neid, Misstrauen, Rücksichtslosigkeit, Krieg, Hochmut und Ausbeutung.

Der „neue/alte“ Leitstern

Die Werte sind das Fundament der Lebensgestaltung, der kollektiven Lebensentwürfe: jedes Gesetz sei durch einen Wert entschieden, deshalb verwende Christian Felber als Sprachbild für die Werte den Begriff „Leitstern“.

„Wir wissen, wenn wir Vertrauen aufbauen, wenn wir kooperieren, wenn wir uns wertschätzen, wenn wir Toleranz an den Tag legen, dann gelingen unsere Beziehungen. Es bedeute nicht, dass wir das täglich schaffen, aber wenn wir es schaffen, dann gelingen unsere Beziehungen“, sagt Christian Felber und verweist auf das sogenannte Urwissen, das wir teilen.

In der Wirtschaft erstrahle hingegen ein Leitstern (mit Egoismus, Gier, Neid etc.) aus der genau entgegengesetzten Richtung. Damit könne man in der Wirtschaft erfolgreicher sein, als mit den positiv besetzten Eigenschaften und Werten.

Zur Person

Christian Felber, Jahrgang1972, ist ein gebürtiger Salzburger, studierte Philosophie, Politik, Sozio-und Psychologie in Salzburg, Wien und Madrid. Er ist eine der profiliertesten Stimmen der Globalisierungskritik und einer der Mitbegründer von ATTAC Österreich, die sich für eine demokratische Kontrolle der Finanzmärkte und eine sozial gerechte globalisierte Wirtschaftsordnung einsetzt.

Er ist Lektor an der Wirtschaftsuniversität Wien, Publizist und Bauchautor und Christian Felber ist auch zeitgenössischer Tänzer.

Literatur

Christian Felber: „Retten wir den Euro!“, Deuticke
Christian Felber: „Gemeinwohl-Ökonomie“, Deuticke

Musik

CD Heidi Pixner: „Mountain Song“