Knowle beendet Tennis-Karriere

Der Vorarlberger Tennis-Profi im Doppel, Julian Knowle, beendet seine Karriere. Mit 45 Jahren hängt er seine Karriere, die er 1992 als Einzelspieler begonnen hatte, an den Nagel. Knowle hat bereits neue Aufgaben als Touring-Coach.

Tennis: Julian Knowle hört auf

Julian Knowle, einer der erfolgreichsten österreichischen Tennis-Spieler, beendet seine Karriere. Nach mehreren Verletzungen wurde nichts aus dem Comeback des 45-jährigen Harders.

„Ich habe bis März ernsthaft versucht, noch einmal zurückzukommen. Aber in diesem Jahr habe ich gemerkt, es vergeht keine Woche im Training, in dem nicht irgendein anderes Wehwehchen kommt“, erklärte Knowle, der seinen Comeback-Versuch im März in Marseille wegen plötzlicher Rückenschmerzen absagen musste.

Knowle beim Turnier in Kitzbühel 2017

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„Ich kann nicht die Umfänge trainieren, die ich bräuchte. Und ich stelle mich nicht hin, um mich abschlachten zu lassen.“

Coaching-Anfragen erhalten

Anfang des Jahres habe er eine Coaching-Anfrage des aktuell viertbesten Schweizers, Marc-Andrea Hüsler (ATP-274.), bekommen. „Ich soll bis maximal zehn Wochen mit ihm touren“, erzählte der ehemalige US-Open-Doppel-Champion (2007). Damals dachte Knowle noch, er könne dies gut mit seiner Karriere verbinden. Nach einer langen Pause wegen einer Ellbogenverletzung hat er noch bis September 2020 ein geschütztes Ranking für zwölf Turniere.

„Dann kam Mitte April aber auch eine zusätzliche Anfrage von Dennis Novak, ob ich ihm helfen könnte auf der Tour“, erzählte der Vorarlberger. Novak ist Österreichs zweitbester Einzelspieler und als aktuell 113. auf dem erstmaligen Sprung in die Top 100. Sein Hauptcoach ist Wolfgang Thiem. Da beide Neo-Schützlinge aufgrund des verschiedenen Rankings auch verschiedene Turniere spielen, ließ sich dies für Knowle nur schlecht vereinbaren.

„Ich habe immer gesagt, wenn ich etwas mache, dann mache ich es anständig und zu hundert Prozent“, sagte Knowle. Als er nach einem Gespräch die Zusage von Novak erhalten hat, war er kurz ratlos. „Der erste Impuls von mir war ‚Shit, was mache ich jetzt?‘“, gestand der 19-fache Doppel-Turniersieger. Doch innerhalb von zwei Tagen des Nachdenkens war für den zweifachen Vater Knowle klar, dass dies für ihn der neue Weg ist. Er hätte zwar immer noch sehr viel Spaß am Wettkampf, aber der Körper lässt es nicht mehr zu. „Ich kann nicht die Umfänge trainieren, die ich bräuchte. Und ich stelle mich nicht hin, um mich abschlachten zu lassen.“

Julian Knowle French Open

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ATP World Tour, Roland Garros, French Open, Grand Slam, doubles, 2017

Will noch das eine oder andere Turnier spielen

Dennoch wird man Knowle noch auf dem einen oder anderen Event sehen. Von den zwölf „protected rankings“ will er noch auf dem einen oder anderen Turnier spielen, vor allem auch bei den lukrativen Grand Slams. „Ich habe gelesen, dass Leander Paes der Älteste ist, der je in der ‚open era‘ ein Match bei den French Open gewonnen hat mit 45. Da hat es mich schon wieder gejuckt für nächstes Jahr“, meinte Knowle lachend. Aber: „Jetzt ist es mehr oder weniger ein Spaß und ich habe keine Ambitionen mehr, was meine aktive Karriere betrifft, sondern ich möchte mit den Spielern auch was bewegen.“

Als Touring-Coach war er mit Hüsler schon drei Wochen in Mexiko unterwegs, wo sein Schützling in San Luis Potosi gleich seinen ersten Challenger gewann. Mit Novak gilt die Vereinbarung als Touring-Coach für „10 bis 15 Wochen“. Auch mit Novak war er in Heilbronn (Semifinale) und in der Paris-Qualifikation (Aus in Runde eins) schon mit. Nun begleitet er Novak in der Rasen-Saison. „Nach Wimbledon setzen wir uns zusammen und schauen, wie das für beide passt.“

Nach eineinhalb Jahren Zeit, in der er sich auf das Farewell einstellen konnte, ist er „überhaupt nicht wehmütig“. „Ganz im Gegenteil. Ich bin unheimlich dankbar dafür, dass ich länger spielen habe können als 99 Prozent meiner Kollegen.“

Julian Knowle

GEPA pictures/ Matthias Hauer

Davis Cup, Belarus vs. Austria 2017

Rückblick mit Stolz

Sein Rückblick ist durchaus auch mit Stolz: „Als ich 2005 vom Einzel zum Doppel gewechselt habe, da haben mich schon einige auch belächelt“, erinnert sich Knowle. Nach dem Motto „Jetzt ist er völlig übergeschnappt“. Als Knowle 2007 als erster Österreicher überhaupt zum Grand-Slam-Doppel-Sieger wurde (US Open), sah das anders aus. „Da haben sich andere gedacht, was der kann, kann ich schon lange und das war auch gut so. Es stimmt ja auch..“

Der nun 45-Jährige hat sich in jungen Jahren das Tennis selbst beigebracht und sowohl Vorhand, Rückhand als auch Volley beidhändig gespielt. „Mit dem Wissen von heute würde ich natürlich alles einhändig machen“, gesteht Knowle.

Endspiel beim Masters der besten acht Doppel

Knowle ist bis heute auch der einzige Österreicher, der beim Masters der besten acht Doppel das Endspiel (2007) erreicht hat. Er stand zudem auch im Wimbledon-Finale und im French-Open-Halbfinale. Sein größter Einzelerfolg? „Die dritte Runde in Wimbledon 2002, in der ich dann vom (Lleyton) Hewitt eine Packung gekriegt habe“, erinnerte er sich lachend.

Als er zum Davis Cup gekommen war, habe es nur Alex Antonitsch gegeben. Damals war teamintern sozusagen fix, dass man den Doppelpunkt „eh nicht gewinnen“ wird. Dies hat sich nach und nach geändert, mittlerweile rechnet man im ÖTV-Team mit dem Doppelzähler.

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