Bauern prangern Liberalisierung der Märkte an

Nach Ansicht der Bauern sind freie Märkte in Europa das Grundübel der Landwirtschaft. Kälber, deren Aufzucht in Vorarlberg unrentabel ist und deswegen exportiert werden, kommen als Billigfleisch retour, kritisiert die Landwirtschaftskammer.

Debatte über Kälbertransporte

Die Vollversammlung der Landwirtschaftskammer diskutierte am Mittwoch die Auswirkungen der freien Märkte auf die Landwirtschaft.

Die vieldiskutierten und umstrittenen Kälberexporte aus Vorarlberg führt die Landwirtschaftskammer als Beispiel an. Je weiter Lebensmittel herumgekarrt werden, desto günstiger werden sie. Bei der Vollversammlung der Landwirtschaftskammer stand dieses Thema am Mittwoch auf der Tagesordnung. Nach Ansicht der Bauern sind die freien Märkte in Europa das Grundübel.

Fehlende Kostenwahrheit

Voralbergs kleine Betriebe zählen zu den Verlierern, sagt Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger: „Wir haben ein System, da werden die Kälber dorthin gebracht, wo Billigstproduktion geschieht und anschließend kommt das Fleisch auf unsere Märkte zurück. Und wir haben am Markt keine Kostenwahrheit, dass die Belastung für Natur und Umwelt, für die Tiere, die entsteht durch die vielen Transporte, nicht im Preis sich widerspiegelt. Das bringt unsere Bauern um.“

Mästung in Vorarlberg

In verschiedensten Bereichen kämpften die Landwirte gegen diesen „Billigst-Fleischimport“. Bei jedem Stück Vieh, bei den Kälbern, die die Bauern in Vorarlberg halten und mästen, legten sie Geld drauf, damit sie das Fleisch in Vorarlberg vermarkten könnten, erläutert Moosbrugger.

Eine Klimaabgabe sei ein möglicher Lösungsansatz, aber auch Kostenwahrheit beim Transport. Es werde in der Welt „herumgekarrt“, so Moosbrugger und die Kosten würden sich nicht im Produkt widerspiegeln. Das gehe auf Kosten der Natur. „Die bezahlen wir alle langfristig gemeinsam und das ist aus meiner Sicht ein unhaltbarer Zustand und das schädigt die regionale Landwirtschaft“, kritisiert der Präsident der Landwirtschaftskammer.

Forderung an Landeseinrichtungen

Zum wiederholten Mal wird gefordert, Landeseinrichtungen, beispielsweise Krankenhausküchen, sollten beim Lebensmitteleinkauf auf Regionalität setzen. Und auch die Kälbertransporte sollen gestoppt werden. Das Land hat eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Sie soll Vorschläge bringen, wie langandauernde Tiertransporte - zumindest aus Vorarlberg- eingeschränkt werden können. Erste Ergebnisse werden im Juni erwartet.

60.000 Rinder in Vorarlberg

Insgesamt werden in Vorarlberg, einem vorwiegenden Grünlandgebiet, 60.000 Rinder, darunter 28.000 Milchkühe, gehalten. Durchschnittlich zählt ein Betrieb knapp 18 Milchkühe, europaweit sind es 180. Für diese bäuerlichen Familienunternehmen ist die Milch und vor allem die Produktveredelung eine entscheidende Existenzgrundlage, so Moosbrugger.

Aus 86 Prozent der Milch entstehen Produkte, die in der ganzen Welt nachgefragt werden. Die Milchkuhhaltung sei jedoch nicht nur ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, sondern auch Kulturgut und Tradition und sorge auf Wiesen und Alpen für eine besondere Fauna und Flora.

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