Kälbertransporte gestoppt: Volksanwalt warnt

Vorerst finden keine Kälbertransporte mehr von Vorarlberg nach Bozen statt. Tierschützer sehen darin einen ersten Erfolg im Kampf gegen Tierleid. Betroffene Landwirte hingegen sind verärgert und wissen nicht, wohin mit den Tieren.

Die Vorarlberger Bauern dürfen nun Kälber nicht mehr als Kurzstreckentransport nach Bozen schicken und behaupten, Bozen sei der Bestimmungsort, wenn ihnen bewusst ist, dass das nicht stimmt und die Kälber nach wenigen Stunden weitertransportiert werden.

Den Ausschlag für den Stopp der Transporte gab ein Treffen mit Vertretern aus Österreich und Italien mit der EU-Kommission vergangene Woche in Brüssel. Dort wurde klargestellt, dass diese Praxis illegal ist und eingestellt werden muss, berichteten Insider gegenüber ORF Radio Vorarlberg - mehr dazu in Kälbertransporte nach Bozen gestoppt.

Kälbertransport - LKW von außen

VGT

Kälbertransport auf dem Weg nach Italien

Bozen darf als Sammelstelle keine Kälber mehr aus Vorarlberg annehmen und gleich weiterschicken. Vorgeschrieben sind bei solchen Transporten mindestens 48 Stunden Pause für die Tiere.

Wohin mit den Kälbern?

Vorerst finden keine Kälbertransporte mehr von Vorarlberg nach Bozen statt. Tierschützer sehen darin einen ersten Erfolg im Kampf gegen Tierleid. Betroffene Landwirte hingegen sind verärgert und wissen nicht, wohin mit den Tieren.

Volksanwalt Kräuter warnt

Die Volksanwaltschaft begrüßt den Stopp quälender Tiertransporte nach Bozen und die Einrichtung der ,Task Force Tiertransporte` in Vorarlberg. Österreichische Behörden sollten Transportpapiere nicht abstempeln, wenn der Bestimmungsort nicht klar ist und die Tiere nicht wie angegeben in Bozen landen, sondern ohne Pause tagelang nach Polen oder zu einer spanischen Mastfarm gekarrt werden.

Die Volksanwaltschaft leitete dazu bereits im Jänner ein Prüfverfahren ein. Zugleich fordert Volksanwalt Günther Kräuter (SPÖ) das Ministerium auf, die Volksanwaltschaft über die konkreten Ergebnisse eines geplanten Treffens zwischen österreichischen und italienischen Behörden sowie der EU-Kommission zu informieren.

Kräuter warnt jedoch vor einem Umweg über Salzburg: „Es kann nicht sein, dass man nun auf die ebenfalls umstrittene Sammelstelle Bergheim-Salzburg ausweicht. Ich ersuche die Salzburger Landesregierung, dem Vorarlberger Modell zu folgen.“

Reaktionen

Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) verweist in dieser Angelegenheit auf Agrarlandesrat Christian Gantner (ÖVP).

In einer ersten Reaktion will der Präsident der österreichischen Landwirtschaftskammer Josef Moosbrugger (ÖVP) nicht beantworten, ob die Landwirtschaft zu einem gewissen Grad mitschuld an der Situation ist, weil ja offenbar schon länger bekannt war, dass die Transporte nach Bozen rechtlich nicht in Ordnung waren.

„Es ist keine ganz einfache Situation für die Landwirte. Wir wollen die Kälber nicht wegschicken, aber das kann nicht heißen, dass die Bauern dann zum billigsten Preis Fleisch produzieren.“ Nach Angaben von Moosbrugger gebe es nun Gespräche auf Bundesebene. Dabei soll entschieden werden, welche Möglichkeiten es in Zukunft noch gibt. Parallel dazu werde man auch weiterhin versuchen, die Vermarktung im Land zu intensivieren.

Kälber bleiben vorerst in Vorarlberg

Einige Vorarlberger Bauern sind verärgert, weil sie ihre Kälber jetzt nicht loswerden. Zum Teil fehlt ihnen für eine weitere Unterbringung auch der Platz im Stall. Manche überlegen nun, angesichts des Platzmangels „Kälber-Iglus“ anzuschaffen, also Boxen für Jungtiere.

Kälbertransport: totes Kalb auf LKW-Boden liegend

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Manche Kälber überleben Langstreckentransporte quer durch Europa nicht

Theoretisch wäre denkbar, dass Bauern die Kälber statt nach Bozen vermehrt nach Salzburg-Bergheim schicken. Doch auch diese Sammelstelle ist in der Kritik.

Die Kälber sind im Schnitt drei Wochen alt. Aus Tierschutzgründen dürfen sie nicht gleich geschlachtet werden. Als männliche Kälber sind sie für die Milchproduktion unbrauchbar. Fürs Mästen sind sie unrentabel, weil reine Hochleistungsmilchrassen sehr wenig Fleisch abwerfen.

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