Kälbertransporte: Neue Missstände aufgedeckt

Der Konflikt um Kälbertransporte zieht weitere Kreise. Nicht nur über Bozen, sondern auch über Salzburg werden offenbar Kälber mit falschen Angaben in den Transport-Papieren quer durch Europa geschickt. Tierschützer legen brisantes Videomaterial vor.

Vorarlberger Tierschützer vom Verein gegen Tierfabriken (VGT) haben einen Kälbertransport-LKW von Salzburg bis nach Spanien mit dem Auto verfolgt, mitgefilmt und dabei erhebliche Missstände entdeckt. Tausende Kälber aus ganz Österreich - auch aus Vorarlberg - nehmen diesen Weg zur Sammelstelle Salzburg/Bergheim. Die Tierschützer filmten die Transporte zum Teil heimlich. Ihnen liegen Original- Transport-Dokumente zB. von Kälbern aus Lustenau oder dem Bregenzerwald vor.

Umstrittene Kälbertransporte

Der Konflikt um Kälbertransporte zieht immer weitere Kreise. Nun decken Vorarlberger Tierschützer auf, dass auch Österreich offenbar alles andere als eine Insel der Seligen ist. Die Tierschützer haben Kälbertransporte von Salzburg bis nach Spanien mitverfolgt und mitgefilmt. Und dabei erhebliche Missstände festgestellt.

Zahlreiche Verstöße beobachtet

Die Erkenntnis der Tierschützer ist ernüchternd: Überlange Transporte, tausende Kilometer nach Polen oder - im konkreten Fall - nach Spanien, falsche Angaben in den Transportpapieren, falsche Bestimmungsorte, Fahrtzeiten viel länger als gesetzlich erlaubt, völlig unzureichende oder gar keine Versorgung der Tiere während der Fahrt.

Tobias Giesinger vom Verein gegen Tierfabriken: „Wir haben Transportdokumente, auf denen eine Transportdauer von 18,9 Stunden angegeben ist - bei erlaubten 19 Stunden - was uns damals schon stutzig gemacht hat und wir haben eben dokumentiert, dass diese Transportzeit bei weitem überschritten wird und dass diese Kälber, die noch von der Muttermilch abhängig sind eben unterwegs nicht versorgt werden können und eben diese Ruhepause, die dort eingetragen ist auf diesen Dokumenten eben einfach nur in der Parknische von der Autobahn stattfindet und die Kälber auf den LKWs bleiben.“

Versorgung erfolgt nur auf LKW

Die erlaubte Gesamt-Beförderungsdauer von 19 Stunden - vom Aufladen des ersten Kalbes am Versandort bis zum Ausladen des letzten Kalbes am Bestimmungsort - wird also bei weitem überschritten. Und die vorgeschriebene, fachgerechte Versorgung nach neun Stunden Fahrtzeit offenbar einfach nicht eingehalten.

Giesinger: „Die Kälber dürfen theoretisch nur auf diesen LKWs versorgt werden, wenn sie an diese Tränkeeinrichtung gewöhnt sind, wenn’s dort Milchaustauscher oder Elektrolytlösung gibt. Und ganz wichtig, wenn jedes Kalb individuell versorgt wird, weil die eben nicht zu viel - nicht zu wenig - trinken dürfen, und das ist in der Praxis überhaupt nicht möglich - und deswegen müssten sie abgeladen werden zum Getränkt werden, bevor die Reise wieder weitergeht.“

Tiere sind 2.000 Kilometer unterwegs

Tausende Kälber aus Vorarlberg sind bis zu drei Tage lang unterwegs, ehe sie via Salzburg am wahren Bestimmungsort ankommen: Irgendwo in Polen oder auf einer spanischen Mastfarm, meist hunderte Kilometer entfernt vom angegebenen Bestimmungsort. Die Kälber waren laut Giesinger im konkreten Fall nach Spanien mehr als drei Tage und mehr als 2.000 Kilometer unterwegs.

Die Bedingungen dort sind weit unter den Standards, die in Österreich üblich sind. Zudem gelangen Rinder von dort oftmals in Länder, wo sie vor der Schlachtung äußerst qualvoll behandelt werden. Angesichts der gängigen Praxis der Langstreckentransporte leiden wohl nicht nur Tierschützer mit den Kälbern mit. Unter Tierschützern herrscht großer Zweifel, dass sich die Situation in Zukunft ändern wird.