Baldauf berichtet über Weg zum Blutdoping

Der Vorarlberger Langläufer Dominik Baldauf und sein Teamkollege Max Hauke haben sich erstmals nach ihren Blutdoping-Geständnissen öffentlich zu Wort gemeldet. In einem Interview mit der „Kronen Zeitung“ belasten sie den ehemaligen Langläufer Johannes Dürr.

In dem Interview erklären Baldauf und Hauke, dass sie 2016 von Dürr von jenem deutschen Arzt in Erfurt erfuhren, der als mutmaßlicher Drahtzieher eines großen Doping-Netzwerks gilt. Die erste Blutabnahme sei im Sommer 2018 erfolgt. Dürr stellt jedoch weiterhin in Abrede, andere Athleten an den Sportmediziner weiter vermittelt zu haben.

„Option ständig im Hinterkopf“

„2016 traf ich Johannes Dürr erstmals seit dem Skandal um ihn wieder. Wir arbeiteten beide beim Zoll in Wien und gingen manchmal miteinander trainieren. Dabei redeten wir natürlich über das Langlaufen und in der Folge auch darüber, dass die Leistungen von Max und mir stagnierten. Dürr erklärte mir, dass es ohne Doping nicht möglich sei, an die Spitze zu kommen. Und dass uns sein Erfurter Arzt helfen könne“, wird Baldauf von der Zeitung zitiert.

Nach dem Gespräch mit Dürr hätten beide „diese Option ständig im Hinterkopf“ gehabt, ergänzte Hauke. Man habe sich entschlossen, Kontakt zu dem Mediziner aufzunehmen. Es sei der „Beginn unseres Untergangs“ gewesen. Die Blutabnahme erfolgte laut Baldauf im Sommer 2018, die Rückführung vor den Wettkämpfen im Winter. Alles sei „extrem professionell organisiert“ gewesen, erklärte Hauke.

Dürr vorübergehend festgenommen

Gegen Dürr war am Dienstag wegen des Verdachts des schweren Betrugs und des Sportbetrugs eine Festnahmeanordnung erlassen worden, er wurde Mittwoch enthaftet - mehr dazu bei sport.ORF.at in: Dürr versinkt tiefer im Sumpf.

Der Niederösterreicher war bei Olympia 2014 positiv auf EPO getestet und danach gesperrt worden. In einer ARD-Dokumentation im Jänner hatte er umfassend über Dopingpraktiken im Leistungssport ausgepackt, dies soll zu den Razzien während der Nordischen WM in Seefeld und Erfurt geführt haben. Nun gab der Niederösterreicher gegenüber der Innsbrucker Staatsanwaltschaft zu, bis zuletzt Blutdoping betrieben zu haben.

Baldauf: Nach dem Rennen ein Glas Salzwasser

Hauke berichtet in dem Interview mit der „Krone“, dass er keine einzige Kontrolle nach den Bewerben gehabt hätte, Baldauf eine, der Test sei negativ gewesen. „Es reicht, nach dem Rennen ein Glas Salzwasser zu trinken, dadurch wird das Blut so stark verdünnt, dass die Werte normal sind. Wer beim Blutdoping bei einem normalen Check auffliegt, muss ein Trottel sein.“

Beide wollten sich für ihr Handeln entschuldigen. „Uns ist bewusst, dass wir enormen Schaden angerichtet haben. Für den Sport in Österreich und die Heim-WM“, sagte Hauke. „Wir haben so viel kaputt gemacht und wir entschuldigen uns dafür. Wir bereuen zutiefst, dass wir gedopt haben“, meinte Baldauf.

„Kapitel Leistungssport beendet“

Die beiden sehen für sich keine Zukunft mehr im Leistungssport. „Das Kapitel Leistungssport ist für uns beide beendet“, sagte Hauke in dem Interview. „In unserem Leben hat ein Cut stattgefunden, wir müssen völlig neu beginnen.“

Hauke erklärte, dass er Medizin studieren wolle. Baldauf hofft darauf, dass er weiterhin die Polizeischule besuchen darf. „Mein Traum ist es nämlich, Kriminalbeamter zu werden, große Fälle aufzuklären, Rätsel zu lösen.“

Anwalt rechnet nicht mit großen rechtlichen Folgen

Hauke und Baldauf wurden bei der Doping-Razzia im Umfeld der Nordischen Ski-WM in Seefeld festgenommen und gestanden wenig später, Eigenblutdoping betrieben zu haben. Die beiden werden vom Linzer Anwalt Andreas Mauhart vertreten. Er sagte im ORF-Interview, dass das Doping für seine Mandanten wohl keine großen rechtlichen Folgen haben werde. Doping an sich ist nicht strafbar, verantworten werden sich die beiden aber wegen Sportbetrugs müssen - es handelt sich um Betrug, wenn jemand mit unerlaubten Mitteln bessere Leistungen erzielen wollte und so andere Athleten und Sponsoren betrogen hat.

Anwalt Mauhart sagte gegenüber dem ORF Oberösterreich: „Wir haben hier zwei extrem junge Burschen, die das Ganze definitiv nicht für Geld gemacht haben. Wir haben hier so wenig Geld im Spiel und so hohe Kosten, die sie berappt haben, dass unter dem Strich de facto kein oder so gut wie kein Schaden entstanden ist. Deswegen wird sich die Frage stellen, ob hier überhaupt ein strafrechtlich relevantes Delikt vorliegt" - mehr dazu in: Blutdoping „ohne große Folgen“.

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