Kloster „betroffen“ von Schönborn-Aussage

Eine Aussage von Kardinal Christoph Schönborn zum Thema Missbrauch von Ordensfrauen sorgt für Diskussionen. Schönborn hatte einem mutmaßlichen Opfer in einem TV-Gespräch gesagt, dass er ihm glaube. Die Ordensgemeinschaft „Das Werk“ reagierte betroffen.

Jahrelang war das mutmaßliche Missbrauchsopfer Doris Wagner, eine ehemalige Ordensschwester der in Bregenz-Thalbach ansässigen Gemeinschaft „Das Werk“, mit ihren Anliegen auf taube Ohren gestoßen. Dann bot ihr Kardinal Schönborn ein öffentliches Gespräch an, das im Bayrischen Rundfunk stattfand. Dabei fiel der Satz, der jetzt für Diskussionen sorgt: „Ich glaube ihnen das“, entgegnete Schönborn Wagner.

Schwere Vorwürfe

Hintergrund: Wagner war der Ordensgemeinschaft „Das Werk“ schon in ihrer Jugend beigetreten. Dann wurde sie nach Rom geschickt - wo sie ihren Angaben zufolge missbraucht wurde. „Der Pater, der mich missbraucht hat, ist bis heute Priester“, sagt Wagner. „Ein anderer Pater, der mich in der Beichte bedrängt hat, arbeitet als Abteilungsleiter in der Glaubenskongregation.“ Auch in einem Buch berichtete Wagner von ihren Erlebnissen.

Missbrauch von Nonnen in der Kirche

Die jüngsten Diskussionen rund um den Missbrauch von Nonnen in der katholischen Kirche lassen die Wogen hochgehen.

Die veröffentlichten Vorwürfe hatten aber teilweise auch Folgen. Das beschuldigte Mitglied der Glaubenskongregation legte seine hohe Leitungsfunktion zurück. Eine Belästigung bestritt der Mann stets, er wolle aber Schaden von der Glaubenskongregation und seiner Ordensgemeinschaft abwenden, begründete er seinen Rückzug. 2017 ließ der Vatikan die Regeln von „Das Werk“ unter der Lupe nehmen - mehr dazu in Missbrauchsvorwürfe: Vatikan greift durch.

„Das Werk“ reagiert mit Unverständnis

Bei „Das Werk“ sorgte die jüngste Aussage Schönborns für Unmut. Leiter Pater Thomas Felder reagierte „betroffen“ über die seiner Meinung nach zu pauschalen Aussagen des Kardinals. Man hätte sich eine differenzierte Herangehensweise gewünscht. Am Samstag legte „Das Werk“ in einer Aussendung nach: Man habe den Kardinal kontaktiert. „Wir wollen wissen, was genau er nun Doris Wagner glaubt und was nicht“, hieß es seitens der Ordensgemeinschaft - mehr dazu in Vorarlberger Ordensgemeinschaft kritisiert Schönborn.

Erneut wies „Das Werk“ alle Vorwürfe von sich. Wagner sei von 2003 bis 2011 Mitglied der geistlichen Gemeinschaft gewesen. 2008 habe sie eine einvernehmliche sexuelle Beziehung mit einem Pater gehabt. „Von Vergewaltigung konnte nicht die Rede sein und war auch nicht die Rede“, teilte die Gemeinschaft mit. Sowohl die Staatsanwaltschaft Erfurt, als auch die Staatsanwaltschaft Feldkirch hätten den Tatbestand der Vergewaltigung nicht als erfüllt angesehen.

Ordensgemeinschaft spricht von „Kampagne“

Auch die Anschuldigungen gegenüber dem bis vor kurzem an der Glaubenskongregation beschäftigten Mitglied der Gemeinschaft seinen falsch. „Es ist unwahr, dass es in der Beichte oder auch nur im Kontext der Beicht oder sonst wo zu sexuellen Übergriffen gekommen ist“, wurde seitens „Das Werk“ betont. Es sei lediglich zu einer Wangenberührung, ohne jede sexuelle Konnotation, gekommen. Der Pater habe sich bereits eine Woche später dafür schriftlich entschuldigt.

Die „Kampagne“, die die ehemalige Ordensfrau seit 2012 „mit unwahren Behauptungen gegen diese beiden Mitbrüder betreibt, ist ungerecht und hat schweren menschlichen Schaden angerichtet“, teilte die Ordensgemeinschaft mit.

Elbs: Problem im Blick

Laut dem Feldkircher Diözesanbischof Benno Elbs hat man das Problem durchaus im Blick: „Deshalb gibt es auch regelmäßige Besuche, Visitationen. Wir haben einen Ordensreferenten, der außerhalb der Kirche ist, eine Ordensreferentin, und die haben die Aufgabe, wirklich darauf zu schauen, dass Schwestern, ihrer Berufung entsprechend, ihrem Auftrag entsprechend, ihrer Aufgabe entsprechend leben können.“

Und die Sprecherin der Frauenorden, Hildegard Brem, sagte, die Ordensfrauen In Österreich seien „wirklich emanzipierte Frauen“, die „für sich gerade stehen können und die ihre Rechte vertreten.“ Kardinal Schönborn und Wagner hoffen, dass die Kirche auf einer großen Missbrauchskonferenz im Vatikan Ende Februar trotz aller zu erwartenden Widerstände einen neuen Weg einschlägt.