„Wachstumsideologie fährt Land an die Wand“
Der Druck auf die Landesgrünzonen in Vorarlberg nimmt zu. Die Industriellenvereinigung will eine strategische Lösung, um weitere Flächen für Wohnen und Arbeiten zu gewinnen. Im ORF Radio Vorarlberg Samstaginterview befürchtet der Obmann des Alpenschutzvereins Vorarlberg Franz Ströhle „dass die Landesgrünzone nicht mehr respektiert wird.“ Es gebe genügend Flächen, jedoch werde Bauland gehortet und stehe somit nicht mehr zur Verfügung. Auch gewidmete Industrieflächen wären zur Verfügung. Auf die sollte zunächst einmal zurückgegriffen werden. „Es geht auch einfach nicht mehr, dass man auf immer mehr Wachstum setzt. „Mit dieser Wachstumsideologie fährt man das Land an die Wand.“
Wir steuern in die Katastrophe
Dem Vorwurf, Naturschützer seien zu einseitig, entgegnet Ströhle, dass Wirtschaft natürlich auch wichtig sei, aber sie müsse mehr in Richtung Qualität gehen. „Wohin es führt, wenn wir immer mehr vom Gleichen fordern, das konnte man jetzt gut auf der Weltklimakonferenz in Katowice sehen. Und es ist einfach klar, dass wir damit in die Katastrophe steuern.“

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Franz Ströhle, Obmann des Vorarlberger Alpenschutzvereins
„Politik und Industrie haben die ganzen Propagandamittel in der Hand und damit wird gearbeitet.“ Schon der Philosoph Erich Fromm habe aufgezeigt, wohin das führe, nämlich dahin, „dass die Leute tun wollen, was sie tun sollen.“
Gigantomanie ist eine Schande
In Lustenau gibt es Pläne, mit rund 60 Meter hohen Funken ins Guinessbuch der Rekorde zu kommen. Ströhle findet es völlig unverständlich, wie man in Lustenau auf eine solche Idee kommen kann. Immerhin sei Lustenau eine Klimabündnisgemeinde. Damit verpflichte sich die Kommune, die Luft reinzuhalten.
Mehr dazu in 20 Jahre Klimabündnis Vorarlberg
Stattdessen würden laut Ströhle 80 bis 100 Tonnen Holz verbrannt, mit entsprechend gesundheitsschädlichem Ausstoß von Feinstaub und Ruß.
„Es ist eigentlich eine Schande, dass so ein Projekt überhaupt angedacht wird. Das ist in dieser Dimension absolut abzulehnen und hat auch mit Brauchtum nichts mehr tun. Das ist Gigantomanie.“
Parteienstellung gefordert
Naturschutzorganisationen klagen auch in Vorarlberg immer wieder darüber, dass sie von der Politik nicht mehr gehört werden und dass sie im Ruf stehen, Verhinderer zu sein. Die Realität sehe ganz anders aus. Verhinderung werde den Naturschutzorganisationen immer wieder vorgeworfen, aber die meisten Projekte würden trotz Einsprüchen genehmigt. „Das, was verhindert wird, liegt im Promillebereich. Wir würden gerne mehr verhindern, nämlich naturzerstörende Projekte,“ sagt Ströhle.

FOTOLIA/C. Malsch
Die Naturschutzanwaltschaft sollte in naturschutzrechtlichen Verfahren Parteienstellung haben, fordert der Obmann des Alpenschutzvereins im ORF Radio Vorarlberg Samstaginterview.
Landesführung verbreitet Falschinfos
Ströhle wirft der Führung der Landesregierung vor, Falschinformationen zu verbreiten. Sowohl Landeshauptmann Wallner als auch Landesstatthalter Rüdisser hätten öffentlich behauptet, die Naturschutzanwaltschaft sei in anderen Bundesländern weisungsgebunden. Das stimmt laut Ströhle nicht.
„Ich frage mich, ist der so schlecht informiert oder wieso behauptet er in der Öffentlichkeit Dinge, die nicht stimmen?“

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Mitglieder des Alpenschutzvereins sammeln Müll in den Bergen ein
Alpenschutzverein
1971 wurden die Alpenschutzvereine für Tirol und Vorarlberg gegründet. Was mit der Mitorganisation von Flurreinigungen begonnen hat, wurde über die Jahre und Jahrzehnte hinweg ambitionierter: Mit Themen wie Luftverunreinigung, Waldschäden und Müllberge hat sich der Alpenschutzverein immer wieder öffentlich positioniert.
Obmann des Vorarlberger Alpenschutzvereins ist Franz Ströhle. Der 67-jährige Dalaaser ist pensioniert. Er war lange Jahre Lehrer am Gymnasium Bregenz Gallusstraße.