Wohnungsnot trifft zunehmend Kinder
Auch die Zahl der ‚working poor‘ steigt besorgniserregend.Caritas-Direktor Walter Schmolly präsentiert alarmierende Zahlen der Notschlafstelle in Feldkirch sowie der Wohnberatung der Caritas.
Notschlafstellen für Obdachlose
Die Wohnkosten steigen und damit auch der Druck auf jene Menschen, die wenig oder gar kein Geld verdienen. In den Vorarlberger Notschlafstellen suchen immer häufiger auch Familien mit Kindern Hilfe.
Mehr als ein Viertel derjenigen, die bei der Caritas Beratung und Unterstützung suchen, haben ein Erwerbseinkommen und trotzdem reicht es nicht, um eine Wohnung zu bezahlen.
Dieses Element ist nicht mehr verfügbar
Caritas Direktor Walter Schmolly über die drei wichtigsten Treiber der Wohnungsnot.
Immer mehr Familien und somit Kinder sind demnach von Wohnungsnot und Wohnungsverlust betroffen. Kinder leiden besonders in einer solchen Situation: Sie haben Angst, das Dach über dem Kopf zu verlieren. Sie spüren den Druck und den Stress innerhalb der Familie. Sie haben Angst, bei einem erzwungenen Wohnungswechsel Freunde zu verlieren.
ORF
Notschlafstelle ausgebucht
Die Zahl der Menschen, die die Notschlafstelle der Caritas in Feldkirch aufsuchen, ist seit mehreren Jahren konstant hoch. Über 200 Menschen werden hier jedes Jahr betreut. Maximal 28 Nächte können sie das Angebot der Caritas in Anspruch nehmen.
Momentan ist die Notschlafstelle bis auf den letzten Platz voll. Allein in den ersten drei Quartalen wurden heuer über 1.500 Übernachtungen registriert.
ORF
Dabei geht es zunächst einmal darum, einen geschützten Raum zur Verfügung zu stellen, damit die Menschen sich körperlich und psychisch stabilisieren können.
Acht von zehn Klienten nutzen das Angebot nur einmal im Jahr. Das heißt, dahinter steht meist eine temporäre Wohnungsnot-Krise.
Immer mehr Kinder betroffen
In der Caritas Beratungsstelle „Existenz&Wohnen“ suchen zunehmend Familien mit Kindern Hilfe. Bei einem Drittel der Beratungen ist Wohnen das akute Problem. Betroffen waren zuletzt 2.100 Menschen, darunter 750 Kinder.
Walter Schmolly:„Die wachsende Wohnungsnot in Vorarlberg betrifft immer öfter Familien und damit auch Kinder. Die muss uns als Gesellschaft auf den Plan rufen. Jene, denen es besser geht, dürfen diejenigen nicht aus dem Auge verlieren, die Unterstützung brauchen.“
Letzte Anlaufstelle
Die Notschlafstelle ist häufig die letzte Anlaufstelle, wenn es keine andere Alternative mehr gibt für die Probleme, sagt der Stellenleiter von „Existenz&Wohnen“ Christian Beiser.
Ziel ist es, innerhalb der 28 Nächte eine tragfähige Lösung gemeinsam mit dem Klienten erarbeiten. Die sieht dann so aus:
- ein Fünftel der Klienten geht ins betreute Wohnen (stationäre Wohnungslosenhilfe)
- ein Fünftel der Klienten geht ins selbständige Wohnen (Eigene Wohnung oder Zimmer)
- für drei Fünftel der Klienten bleibt die Wohnsituation prekär
Christian Beiser: „Die Notschlafstelle für sich ist keine Lösung, es ist das Vorzimmer einer Lösung!“
Der Leiter der Notschlafstelle der Caritas in Vorarlberg Christian Beiser: Wir könnten sehr viel mehr tun, wenn ....
Zahlen & Fakten
- 1.576 Übernachtungen in den ersten drei Quartalen 2018 in der Notschlafstelle
- 2 von 3 Betroffenen übernachteten zum ersten Mal in der Notschlafstelle als letzte Station vor der Straße
- 750 Kinder sind von Wohnungsnot betroffen
- 100 Fälle von drohender Delogierung wurden im vergangenen Jahr bearbeitet
- in neun von zehn Fällen konnte eine Lösung gefunden und eine Delogierung abgewendet werden
ORF
Links:
- Neuer Höchststand am Wohnungsmarkt (vorarlberg.ORF.at; 11.09.2018)
- Wohnen bleibt teuer: Zinsen könnten steigen (vorarlberg.ORF.at; 05.09.2018)
- Mehr Menschen von Zwangsräumungen bedroht (vorarlberg.ORF.at; 09.07.2018)