Tierärzte wollten keine Kälbertransporte genehmigen

Ein Dokument heizt die Diskussion über Kälbertransporte ins Ausland neuerlich an: Laut dem Schreiben haben Vorarlbergs Amtstierärzte bereits im November 2017 damit gedroht, keine Kälbertransporte mehr abzufertigen.

Die Stellungnahme im Wortlaut:

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In der Stellungnahme der Vorarlberger Amtstierärzte heißt es wörtlich: „Es werden bis auf weiteres von Amtstierärzten keine Kälberverladungen nach Bozen oder zu einer anderen Destination in Italien oder Spanien abgefertigt.“ Weder seien solche Transporte tiergerecht durchführbar, noch sei eine tiergerechte Mast in den Destinationen gesichert.

Greber: „Verantwortung der dortigen Behörden“

Das Dokument gelangte nicht an die Öffentlichkeit, die Transporte gingen ungebremst weiter. Landesveterinär Norbert Greber, der das Dokument auch unterzeichnet hatte, sagt dazu: „Es wurde in dieser Form nicht umgesetzt, weil die nachfragenden Auskünfte und Recherchen ergeben haben, dass wir davon gar nicht Gebrauch machen müssen.“

Umstrittene Tiertransporte gehen weiter

Laut einem Schreiben haben Vorarlbergs Amtstierärzte bereits im November damit gedroht, keine Kälbertransporte ins Ausland mehr abzufertigen.

Nachträgliche Recherchen hätten ergeben, dass die Transporte nach Bozen legal seien und die Kälber - entgegen anderslautenden Berichten - in Oberitalien bleiben. „Die Nachfrage beim Bund hat auch klar ergeben: Wenn wir einen Transport nach Bozen abfertigen, sind wir auch nur für diesen Abschnitt zuständig. Wenn in Bozen neu gruppiert und neu zusammengestellt wird, und die Tiere werden weitergeschickt, dann in Verantwortung der dortigen Behörden.“

Gantner: Transporte rechtskonform

Landesrat Christian Gantner (ÖVP) verweist darauf, dass das Schreiben der Amtstierärzte bereits ein halbes Jahr vor seinem Amtsantritt angefertigt wurde. „Zwischenzeitlich gibt es eine Klarstellung des zuständigen Ministeriums, dass die Transporte, wie sie von den Vorarlberger Amtstierärzten abgefertigt wurden - und werden - rechtskonform sind.“

NEOS: „Tiertransporte müssen ein Ende haben“

NEOS-Landtagsabgeordneter Daniel Matt spart angesichts der neuesten Entwicklung nicht mit Kritik. Das Land habe das Tierleid wider besseren Wissens in Kauf genommen. „Laut vorliegender Stellungnahme ist ein Transport der Tiere auf der Langstrecke weder tiergerecht durchführbar, noch ist eine tiergerechte Mast in den Destinationen gesichert. Diese Tiertransporte müssen ein Ende haben“, so Matt.

Monatelange Diskussion

Die Diskussion rund um Kälbertransporte beschäftigt Vorarlberg seit Monaten. Der Verein gegen Tierfabriken machte immer wieder auf die aus seiner Sicht kritikwürdigen Umstände der Transporte aufmerksam - zuletzt etwa wegen Transporten bei großer Hitze. Amtstierarzt Erik Schmid ließ im Frühjahr mit einem Statement aufhorchen, wonach viele Kälber- und Zuchtrinder-Transporte ins Ausland gar nicht erst genehmigt werden dürften.

Vonseiten des Landes gab es immer wieder Versuche, die Zahl der Kälbertransporte zu reduzieren und die Tiere nach Möglichkeit in Vorarlberg zu verwerten. Erst im Juli ergab eine Anfrage von NEOS aber, dass die Zahl der Transporte ins Ausland kaum zurückgegangen ist - mehr dazu in Keine Änderung bei umstrittenen Kälberexporten.