Lehre für Asylwerber: Bündnis macht mobil

Ein breites Bündnis aus Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften und Zivilgesellschaft will, dass Asylwerber auch weiterhin eine Lehre absolvieren dürfen. Am Mittwoch haben die Teilnehmer einen Appell an die Bundesregierung unterzeichnet.

Die Entscheidungen der Bundesregierung in der letzten Woche, nicht nur die Möglichkeit der Lehrausbildung für Asylwerber in Mangelberufen abzuschaffen, sondern auch bereits in der Ausbildung stehende Asylwerber mit negativem Asylbescheid abzuschieben, hat vielerorts in Vorarlberg Unverständnis ausgelöst. Ein Bündnis aus Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften und Zivilgesellschaft hat in Lustenau daher einen Appell an die Bundesregierung unterzeichnet: Sie wird aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen, die sicherstellen, dass eine Lehrausbildung für Asylwerber weiter möglich sein kann.

Blum: „Für mich unverständlich“

Gerade in Vorarlberg suchen viele Unternehmen händeringend nach geeigneten Lehrlingen, die man zu Fachkräften ausbilden kann. Egon Blum - ehemaliger Regierungsbeauftragter für Lehrlingsfragen, versteht die Entscheidung der Bundesregierung nicht: Überall werde gejammert, dass man keine Fachkräfte bekomme - und schicke man die Asylwerber einfach aus dem Land. „Und dann haben wir noch welche, die ausbildungsfähig wären und motiviert wären, und die nehmen wir auch noch nicht mit Herz auf“, sagt Blum. „Also das ist ein Weg, der für mich unverständlich ist.“

Irritation bei Wirtschaftstreibenden

Marcel Lerch, Gastronom in Lustenau, hat zwei junge Asylwerber gefunden - Fachkräfte, die Lerch dringend braucht. Einer der beiden Lehrlinge soll nun abgeschoben werden: „Er versteckt sich derzeit 24 Stunden und das seit zwei Wochen, weil er Angst hat, abgeschoben zu werden“, sagt Lerch. Der junge Mann wisse schließlich nicht, was passiere, wenn er nach Pakistan zurückkehren müsse.

In einer ähnlichen Situation befindet sich die Baufirma Hilti & Jehle. Dort haben drei Asylwerber die Lehre am Bau begonnen. Personalchefin Birgit Petermann kann nicht nachvollziehen, warum die Bundesregierung trotz anfänglicher Zusage nun auch bereits in der Lehre befindliche Asylwerber abschieben will: „Wir als Unternehmen geben diesen Jugendlichen ein Chance, bei uns blieben zu können, bei uns arbeiten zu können, ihre Zeit sinnvoll zu nutzen. Wir merken, wie sie sich integrieren, wie sie wollen, wie sie sich bemühen, wie sie sich gut eingliedern.“

Strini: „Menschlich unverantwortlich“

Die Bundesregierung wird deshalb aufgefordert, Vorkehrungen zu treffen, dass bereits in der Lehre in Mangelberufen befindliche Asylwerber auch bei einem negativen Asylansuchen die Lehre abschließen können - und vor allem, dass die Dauer der Asylverfahren deutlich verkürzt wird. „Wir haben Leute, die zum Teil drei Jahre und länger auf die Entscheidung des Asylsenats warten müssen“, sagt Anton Strini, Koordinator der beruflichen Integration von Flüchtlingen. „Leute in diesem Alter, Jugendliche, so lange warten zu lassen, ohne ihnen eine Beschäftigungsmöglichkeit zu bieten, das halte ich für menschlich unverantwortlich.“

In Vorarlberg absolvieren aktuell noch rund 60 Asylwerber eine Lehre. Mehr als 100 befinden sich in der Betreuung der Caritas, die noch keine Lehrstelle antreten können, jedoch die Voraussetzungen dafür hätten, nun aber über weitere Monate zum Nichtstun verdammt sind, sagt Strini.