Vergnüglicher „Barbier von Sevilla“ in Bregenz

Einen sehr vergnüglichen Opernabend haben am Montag die Besucher der Premiere von Gioachino Rossinis „Barbier von Sevilla“ im Theater am Kornmarkt in Bregenz erlebt. Auf der Bühne standen Sängerinnen und Sänger des Opernateliers.

Worum geht es? Graf Almaviva verliebt sich in Rosina, das Mündel von Dottore Bartolo. Er möchte aber gerne um seiner selbst geliebt werden und nicht seines Geldes wegen, deswegen offenbart er sich ihr – erfolgreich - unter einem Pseudonym. Geld hat aber auch Rosina. Dottore Bartolo will weder auf ihre Erbschaft, noch auf die hinreißende junge Frau verzichten, mit ihm hat Graf Almaviva einen ebenso unerwünschten wie hartnäckigen Konkurrenten um Rosinas Hand. Durch die Hilfe des kreativen und listenreichen Figaro gibt es ein Happy End für Rosina und den Grafen Almaviva.

Der Barbier von Sevilla

Auf dem Premierenplan des Opernstudios der Bregenzer Festspiele stand in diesem Jahr Rossinis Komödie „Der Barbier von Sevilla“. Die Premiere geriet zum rauschenden Erfolg.

Sänger erfüllen die Erwartungen ausnahmslos

Rossini ist ein Meister der temporeichen Musik, den Sängerinnen und Sängern wird einiges abverlangt, die jungen Sängerinnen und Sänger des Opernstudios der Bregenzer Festspiele erfüllen die Erwartungen des Publikums ausnahmslos. Da haben wir den grantelnden Bartolo (Misha Kiria): Nur kurz wird er unsympathisch, als er Rosina bedrängt und ihre Abscheu schlicht ignoriert, meist aber fühlt man mit ihm. Und außerdem ist er umwerfend komisch mit seiner Mimik und seiner Fernbedienung für die Türen seines Hauses.

Rosina (Svetlina Stoyanova) überzeugt mit perlenden Koloraturen und natürlichem Charme. Man versteht, dass sich Graf Almaviva (Linard Vrielink) in sie verliebt. Und umgekehrt! Herrlich wie Linard Vrielink den betrunkenen Soldaten gibt, beim Versuch, sich in Bartolos Haus einzuschleichen. Umwerfend, als ihm das in der Rolle des vermeintlichen Musiklehrers dann gelingt.

„Running gag“ des Abends

Figaro – der Barbier von Sevilla (Martin Mkhize) - zieht die Fäden in diesem Spiel. Und er tut das mit Coolness und Bravour. Lange im Hintergrund, aber auch da unübersehbar: Bartolos Haushälterin Berta (Chen Wang), ein buntes, respektgebietendes und liebenswertes Persönchen.

Einer aber schafft es, zum „running gag“ des Abends zu werden: Don Basilio (Stanislav Vorobyov). Wann immer er auftaucht, mit seiner Aktentasche verkrampft an die Brust gedrückt und seinem leicht panischen Gesichtsausdruck, reagiert das Publikum mit Schmunzeln oder hellem Gelächter.

Miteinander geht alles besser

Regisseurin Brigitte Fassbaender setzt auf Humor, gepflegte Unterhaltung und zeichnet die Charaktere der Oper so, dass sie eins werden mit deren Darstellern. Die Stimmen der Sängerinnen und Sänger aus dem Opernatelier der Bregenzer Festspiele überzeugen ausnahmslos durch Tragfähigkeit und einprägsames Timbre. Brigitte Fassbaender hat das Ensemble in den letzten Wochen zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen lassen, die das Wort „ensemble“ im ureigentlichen Sinne verstanden hat: Miteinander geht alles besser. Keiner versucht den anderen auszustechen.

Zu diesem Miteinander gehören natürlich auch die Musikerinnen und Musiker im Orchestergraben: Das Symphonieorchester Vorarlberg mit dem Dirigenten Daniele Squeo. Er wählt perfekte Tempi und achtet auf die Balance zwischen Bühne und Graben. Wenn es dann doch einmal aus dem Orchestergraben knallt und das SOV die Sängerinnen und Sänger übertönt, dann liegt das an den baulichen Gegebenheiten des Theaters am Kornmarkt und ist leicht zu verschmerzen.

Es werden keine Wünsche offen gelassen

Das Publikum wird vom ersten Takt und dem ersten Schabernack auf der Bühne (dem Ballett der Postboten) in den Bann gezogen und goutiert die Leistungen der Sängerinnen und Sänger nach den Arien und Ensemblestücken mit Bravorufen und stürmischem Applaus. Standing Ovations gibt es am Schluss, natürlich auch für Brigitte Fassbaender und ihre Regie. Sie stellt das in den Vordergrund, was das Wesentliche in der Oper ist: die Musik. Es ist ein heiterer, überaus erfreulicher und wohltuender Opernabend, der keine Wünsche offen lässt.

Bettina Barnay, ORF Vorarlberg

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